TITANIC-WORLD
warf Cecilia einen Blick zu. Sie legte ihm lächelnd eine kalte Hand auf den Armund sagte an die Journalisten gewandt: „Ich hoffe, dass wir während des Rundgangs Ihre Fragen ausreichend beantworten konnten. Falls dem nicht so ist, haben Sie jetzt noch einmal kurz die Gelegenheit dazu.“
Craig runzelte flüchtig die Stirn und warf Cecilia unter gesenkten Lidern einen verwunderten Blick zu. Normalerweise forderte sie die Presse nicht so direkt auf und ausgerechnet heute fand er es unpassend und äußerst gewagt. Ihm blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken, da die erste Journalistin sich bereits zu Wort meldete.
„Tamara Ehlich, Westdeutsche Zeitung . Wird Ihr Onkel, Nathan Blake, an der Eröffnung in drei Tagen teilnehmen?“
„Bedauerlicherweise, nein.“ Craig lächelte die Journalisten gewinnend an. „In den kommenden Wochen stehen einige äußerst wichtige Aufsichtsratssitzungen an, denen mein Onkel als Vorsitzender nicht fernbleiben kann. Allerdings ist geplant, dass er im Mai, spätestens Anfang Juni, nach Southampton kommt.“
„Linda van Doorn, Het Dagblad . Aus welchem Grund haben Sie sich für eine Kinderbetreuung entschieden?“
Cecilia lächelte die niederländische Journalistin mechanisch an, während sie vor ihrem geistigen Auge nur das wachsbleiche Gesicht von Miss Makkileinen sah. Die vergangene Stunde glich einem Alptraum und sie musste ihre ganze Erfahrung, ihre ganze Professionalität aufbieten, um sich vor der Presse nichts anmerken zu lassen. Sie verscheuchte die Gedanken an Miss Makkileinen so gut es ging und beantwortete die Frage. „Die TITANIC-WORLD wollte auch in puncto Familienfreundlichkeit neue Maßstäbe setzen. Gerade für Eltern mit jüngeren Kindern ist es oft unmöglich Veranstaltungen zu besuchen, da sie niemanden haben, der auf ihre Sprösslinge aufpasst. Unser Little Passenger Club bietet gerade diesen Eltern die Gelegenheit, einen stressfreien Tag in der TITANIC-WORLD genießen zu können.“
„Werden dort auch behinderte Kinder betreut?“
„Ich denke, dass die Betreuung eines behinderten Kindes grundsätzlich möglich ist. Die Eltern sollten sich aber in jedem Fall vorab, am besten telefonisch oder bei einer Reservierung per e-mail erkundigen, ob eine Betreuung an jenem Tag möglich ist. Im Übrigen finden Sie detailierte Informationen zu unserem Little Passanger Club auf der CD.“
„Jackson Peterman, New York Times . Die wunderbaren Suiten, die wir heute schon bewundern durften, wann dürfen wir denn endlich darin schlafen?“
Einige brachen in Gelächter aus und Craig antwortete gutgelaunt: „Nun, Mr. Peterman, alles was ich Ihnen zurzeit anbeiten kann, ist ein kostenloses Probeliegen. Die Suiten als Gästezimmer zu vermieten, ist im Moment aus verschiedenen Gründen leider immer noch nicht machbar.“
So ging es weiter. Eine Frage, eine Antwort. Die nächste Frage, die nächste Antwort. Sie hörte sich lachen, sie hörte sich sprechen. Frage, Antwort, Frage, Antwort. Doch ihr Kopf pochte und ein monotoner Singsang drehte darin eine endlose Schleife … die Leichen! Oh, mein Gott! So viele Leichen! … die Leichen! Oh, mein Gott! So viele Leichen!
Mitten in diesen Gesang klang eine bekannte Stimme. Cecilia sah auf und erkannteden hilfsbereiten Journalisten, der gemeinsam mit ihr Miss Makkileinen beruhigt hatte und der sich – Gott sei Dank – noch vor der Ankunft des Arztes in den Rauchsalon hatte schicken lassen.
„Alejandro Cervantes, Excelsior aus Mexiko. Was gedenken Sie bezüglich der Cyber-Adventure-Welten zu unternehmen?“
Einige Journalisten wandten fragend den Kopf in seine Richtung, während andere die Geschäftsführer der TITANIC-WORLD aufmerksam ansahen. Cecilia wurde blass. Eine jähe, unerklärliche Furcht überfiel sie. Plötzlich schoss ihr der Gedanke durch den Kopf: Er weiß Bescheid. Oh, mein Gott! Er weiß Bescheid! Sie versuchte sich zu fangen; wollte mit einem professionellen Lächeln die Frage leichthin beantworten, doch ihr Gesicht schien mit Zement überzogen zu sein – es war ihr nicht möglich, auch nur einen Muskel zu bewegen. Craig hingegen, dem der Fragesteller gänzlich unbekannt war und der ihn deswegen auch nicht mit der finnischen Reporterin in Verbindung brachte, glaubte, er spräche die Probleme mit der Software an und antwortete völlig unbefangen.
„Sie sprechen da einen Punkt an, Mr. Cervantes, der nicht nur unserem Technikerteam schlaflose Nächte bereitet hat. Wie Sie wissen, sind gerade neue,
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