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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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man brauchte also nichts zu heben oder zu tragen, nichts zu fahren. Nur das Beharrungsvermögen mußte man überwinden.
    »Gibt es außer dem fehlenden Gewicht noch andere Vorteile?«
»Ja! Würde die Werft rotieren, müßten wir hin und wieder die Umlaufzahl korrigieren, das Ein- und Ausschleusen der Raumschiffe wäre schwieriger. Aber es gibt auch Nachteile! Wir können keine irdischen Maschinen verwenden, weil sie die Schwerkraft benötigen; zum Beispiel können wir keine Tropföler verwenden, es gibt nur Druckschmierung, wir können Kühlmittel nicht einfach aufspritzen, denn Flüssigkeiten ballen sich hier zusammen. Wir saugen sie ab. Auch für die Späne brauchen wir Absaugvorrichtungen oder magnetische Förderanlagen. Aber komm, wir sehen uns die Kosmos von innen an!«
    »Der Amerikaner war doch für heute gar nicht gemeldet«, sagte Nasarow, als Stafford nach langem Gespräch mit Jansen das Zimmer verlassen und sich in seine eigenen Räume zurückgezogen hatte. »Weshalb haben Sie den amerikanischen Piloten nicht festgesetzt und den internationalen Behörden ausgeliefert? Er hat doch gelogen und bewußt gegen das Raumrecht verstoßen!«
    Chi Pi-tschin ließ es sich nicht nehmen, seinen Gast selbst zu bewirten. Mit ruhiger Hand goß er Tee ein und schob das Gebäck dazu. Auf Nasarows Frage nickte er und setzte sich.
    »Wußte Stafford, daß er nicht gemeldet war? Und Fordson hierbehalten? Sie werden Stafford für Jahre in Ihrer Mitte haben! Soll man die Expedition mit einem Zwischenfall beginnen? Hat Stafford nicht gemerkt, daß Fordson log und wir ihn überführten, braucht er es nicht zu wissen. Vielleicht würde er sich belastet fühlen. Dennoch empfehle ich Vorsicht! Und Fordson? Das war eine nachhaltige Warnung! Er wird nach unserem Protest aus dem Raumverkehr genommen werden müssen.«
    Der elektrische Pförtner summte.
»Der Funkoffizier!« sagte Chi nach einem Blick auf den Bildschirm. »Kommen Sie herein, Sie scharfer Wächter. Nehmen Sie Platz und entschuldigen Sie, daß wir Sie warten ließen.« Er erhob sich, um eine dritte Tasse zu holen, goß Tee ein, strich nachdenklich seihe langen Barthaare und musterte schweigend den Offizier. Der fühlte sich unbehaglich unter dem forschenden Blick und richtete sich unwillkürlich auf.
»Wissen Sie, wen Sie beinahe in Moleküle zerrissen hätten?« Chi sprach langsam, dehnte die Pause und gab schließlich die Antwort. »Einen Teilnehmer von Professor Nasarows Expedition!«
Der Offizier erbleichte. »Aber das Raumschiff hat…«
»Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, junger Freund. Es hat entgegen dem Raumrecht den Namen verweigert und auch kein Notzeichen gegeben, daß die Funkanlage beschädigt sei. Sie haben durchaus recht. Aber…« Chi suchte nach Worten. Selbst Nasarow wartete gespannt. »Aber wir leben mit den Reststaaten in friedlicher Koexistenz und dürfen uns nicht von einigen Außenseitern provozieren lassen. Denken Sie einmal in Zeitungsschlagzeilen: ›Das nennen sie friedliche Koexistenz!‹ Oder: ›Friedensbruch im Weltraum!‹ Und als Untertitel: ›Feiger Mordüberfall auf funkgestörtes Raumschiff!‹ Oder: ›Erst eingeladen – dann abgeschossen!‹ Natürlich käme eine blutrünstige Story zusammen, die man gegenüber den eigenen Völkern als Vorwand für eine Verschärfung der außenpolitischen Lage benützen könnte. Wir dürfen ihnen auch nicht den kleinsten Vorwand geben.«
Der junge Offizier hob die Schultern und sagte geringschätzig: »Das würden sie sich dreimal überlegen – bei unserer Überlegenheit!«
»Sie irren. Es wäre unverantwortlich, den Weltfrieden zu gefährden, wenn es sich vermeiden läßt.«
»Glauben Sie ernstlich, .daß man eine Auseinandersetzung provozieren würde?« sagte Nasarow zweifelnd.
Chi wehrte ab. »Nicht gleich mit Photonenraketen zum Mond fliegen! Natürlich glaube ich das nicht. Aber wer sagt voraus, ob im Gebirge aus einem angestoßenen Stein eine Lawine wird? Schon eine Verschärfung der entspannten Weltlage könnte ihre Folgen haben. Man kann dann rüsten und verdienen, kann sich vorbereiten, und – man muß nach einer Verwendung der Waffen suchen!« Er schwieg und fuhr nach einer Weile fort: »Mag sein, daß sie nur einmal vorfühlen wollten, ob wir sanft entschlummert sind. Daß wir nicht schlafen, wissen sie nun, das kann ihnen Fordson lebensnah berichten. Ich denke, wir haben ihnen das Gebiß gezeigt und bewiesen, daß wir beißen könnten.«
»Könnten!« wiederholte der Offizier unzufrieden

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