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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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zu enttäuschen. Vitrinen, Sessel mit Fußbänken, Regale voller Kartons und ein Verkäufer!
Während der Verkäufer den Inder versorgte, sah sich Lazzarri neugierig um, entdeckte einen Kasten, in dem man offensichtlich die Füße durchleuchten konnte, und setzte sich unbekümmert davor. Er schob seine Füße hinein und drückte auf einen Knopf. Kurz darauf hielt er die entwickelte Aufnahme in der Hand.
»Ihr Fuß braucht mehr Platz!« sagte der Verkäufer neben ihm. Der Inder hatte das Geschäft verlassen.
»Setzen Sie sich! Ich bringe etwas Passendes.«
Der bestimmte Ton nötigte Lazzarri in den Sessel. Befangen sah er, daß der Verkäufer mehrere Kartons herbeitrug. Was nun? Er konnte doch nicht anprobieren, denn er hatte noch kein Geld!
»Aber ich…«, sagte er, als der Verkäufer sich auf die Fußbank setzte, wurde jedoch lächelnd unterbrochen.
»Sie hatten bisher keine Beschwerden, aber die hätten sich eingestellt. Wie konnte man Ihnen nur diese Schuhe verkaufen?«
Lazzarri schwieg verlegen. Sie hatten ihm gefallen, und er hatte auf diesen Schuhen bestanden – für sein Geld sein gutes Recht! Und jetzt saß er hier ohne Geld und probierte Schuhe an. Und was für Schuhe. Die blauen Sandalen zum Beispiel, leicht und weich…
»Die würde ich nehmen, wenn Sie sie zurücklegen oder falls Sie es anschreiben, ich kann Ihnen ja nicht davonlaufen.«
»Wie bitte?« Der Verkäufer musterte ihn erstaunt.
»Ich habe doch noch kein Geld…«, stammelte Lazzarri.
Der Verkäufer lachte herzhaft. »Aber wie kommen Sie auf bezahlen, Genosse? Die Schuhe gehören Ihnen, wenn Sie sie haben wollen. Ich bin doch kein Verkäufer! Ich bin nur zufällig hier. Ich verwalte nämlich den größten Teil der Lager in diesem Stockwerk. Meine Aufgabe ist es nicht, Waren zu verkaufen und Geld einzunehmen, das gibt es nämlich an Bord beides nicht, sondern die Bestände aufzufüllen und, wenn nötig, die Genossen zu beraten!«
Lazzarri klemmte den Karton unter den Arm und verließ das Geschäft, das in Wirklichkeit kein Geschäft war, unsicher, ob das alles nicht ein schlechter Scherz sei und ob er nicht noch im letzten Augenblick zurückgerufen würde.
»Hallo, Genosse!«
Na also – weit hatte man ihn nicht kommen lassen. Er wandte sich um, ärgerlich, daß er auf diesen Scherz hereingefallen war.
»Bitte, beachten Sie die Kennziffer auf der Aufnahme!« rief ihm der Lagerverwalter nach. »Sie entspricht der genauen Breite und Länge Ihrer Füße. Nehmen Sie künftig nur Schuhe dieser Größe! Und nur einmal jährlich die Füße durchleuchten. Wenn Sie mich brauchen – in den einzelnen Lagern sind neben den Türen Rufanlagen. Ich komme gern!« Er winkte grüßend und verschwand.
    Das Café war leer, nur in einer Nische, halbverdeckt von Grünpflanzen, saß ein untersetzter, dunkelhaariger Mann. Er trank Apfelsaft. Gemessene Bewegungen und eine straffe Haltung ließen ihn sehr beherrscht erscheinen. Nur seine Augen, die flink im Café umherblickten, und der schnelle Wechsel des Gesichtsausdrucks, mit dem er auf seine Beobachtungen reagierte, verrieten, daß er keineswegs kühl war. Das Gesicht war sympathisch und erweckte sofort Vertrauen.
    Interessiert sah der Mann zur Tür.
»Lazzarri!« rief er dem Ankommenden zu. »Kommen Sie!« Freudig überrascht kam Lazzarri heran. »Doktor Sandrino!«
    Er begrüßte seinen Landsmann herzlich und ließ sich in den Sessel fallen.
»Sie sind ja ganz verwirrt, Lazzarri, was haben Sie denn?«
»Man braucht ja Monate, um alles kennenzulernen!« erwiderte er und wies auf den Schuhkarton.
»Schuhe?«
»Einen Augenblick bitte, ich erzähle gleich – erst muß ich mich erfrischen.« Suchend wandte er sich um. »Kommt hier niemand?«
    Sandrino lächelte. »Dort hinten werden Sie bedient!« Lazzarri erhob sich. Er brauchte nicht lange zu suchen. »Bedient« hatte Sandrino gesagt, also konnte es sich nur um
    Automaten handeln, sonst hätte er von betreuen gesprochen, gab es doch keinen Menschen mehr im Staatenblock, der einem anderen diente, denn das setzte unterschiedliche Rechte voraus.
    Die Automaten unterschieden sich nicht viel von den irdischen, es gab nur keinen Schlitz für den Münzeneinwurf, es genügte, einen Knopf zu drücken.
Nachdenklich kehrte er an den Tisch zurück, setzte sich und musterte kopfschüttelnd das Glas.
    Sandrino lachte. »Keine Angst, der Vorrat reicht!« »Das ist es nicht«, sagte Lazzarri unsicher. »Die Schuhe…« Dr. Sandrino lauschte der Erzählung.
»Und Sie glaubten im

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