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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Kernverschmelzung voraus. Oder liefen diese Kraftwerke auch schon auf der Erde? Wenn es noch eine Erde gab…
Er stand mit dem Titanen vor der Scheibe und starrte hinab in die Höhle, doch seine Gedanken flogen davon.
Seitdem er seine Vorstellung widerlegt sah, daß die Menschen auf der Erde eine einmalige Schöpfung, eine Laune einer übersinnlichen Macht waren, dazu bestimmt, einer andern Laune dieser Macht zum Opfer zu fallen, war sein Pessimismus ins Wanken geraten. Er begann sogar am Vorhandensein dieser Macht zu zweifeln. Hatten die andern, Romain, Nasarow, Jansen und wie sie alle hießen, doch recht, baute sich alles folgerichtig, alles gesetzmäßig auf? Gab es keine Bestimmung, lag das Geschick des Menschen wirklich in seiner eigenen Hand? Hatten die Menschen verstanden, sich gegen die Gefahr zu wehren, sie zu bannen? Hatten sie wenigstens verstanden, die Gefahr zeitweilig abzuwenden, die Katastrophe zu verzögern? Lebten sie noch?
Aber wenn sie lebten und noch immer nichts ahnten, was mochte man dann in Australien inzwischen zusammengebraut haben?
Dort draußen, hinter der Scheibe, gebändigte Kernenergie – raste auf der Erde dieses Inferno ungebändigt… Stafford erschauerte.
»Dieses Werk ist veraltet«, sagte Katu. »Wir haben neue, bessere Pläne, direkte Umsetzung der Wärme in Elektrizität….« Ehe Stafford fragen konnte, wie diese Verwandlung geschehen solle, fuhr Katu fort: »Aber wer soll diese Werke bauen? Die Alteingeborenen sind vergangen; man hörte ja nicht auf mich, wir hätten sie noch gut gebrauchen können. Und die Niedergeborenen – wieder hört man nicht auf den Rat Katus, des Alten! – sollen ebenfalls vernichtet werden, statt daß wir ihre Felder verseuchen und ihre Fabriken verbrennen, daß sie ihr Brot verlören und froh wären, wieder für uns arbeiten zu dürfen. Der Haß hat uns blind gemacht! Mit Feuer wollen wir strafen – und verbrennen dringend benötigte Arbeitskraft! Die verarmten Hochgeborenen, die hier arbeiten, sind anspruchsvoll!«
Wieder erschauerte Stafford. Katu war zwar gegen Vernichtung – aber er war für Zwangsarbeit. Er rechnete mit Arbeitskraft, nicht mit Lebewesen. Katu war ein würdiger Bruder des Priesters!
Der Titan schien den Menschen vergessen zu haben. Er murmelte vor sich hin:
»Dieses Feuer wollen sie ausschütten über die alte Heimat, unseren alten Besitz vernichten, statt ihn zu erhalten und alten Glanz neu zu erwecken…«
Stafford mußte seine ganze Kraft aufbieten, um seine Erregung zu verbergen.
Auch hier Atomkraft gegen das Leben. – Was sollte er nur tun?
Er empfand es fast als Schuld, daß er auf der Erde geschwiegen, daß er selbst auf der Kosmos nicht gesprochen hatte. Sollte er auch hier tatenlos zusehen?
Aber was waren das für Lebewesen, die von den Titanen bedroht wurden? Niedergeborene – entsprang diese Bezeichnung der Verachtung für eine andere Herrscherschicht, die stärker gewesen war, oder der Verachtung gegenüber ehemaligen Untertanen, die sich befreit hatten? Wie konnte man sie warnen?
Die Menschen auf der Erde hatte er nicht gewarnt. Dort war es die Arbeiterklasse, die sich befreit hatte, waren es Menschen wie Romain, Nasarow, Jansen, Inoti.
Wenn man das Versäumte nachholen könnte – vielleicht lebten die Menschen noch…
    Der Sturm zerrte an den Wipfeln der Bäume. Seine Böen brachen Äste und Stämme, daß es splitterte und krachte und das Brausen in den Lüften übertönte. In kniehohem Gestrüpp arbeiteten sich Menschen winzig wie Ameisen durch diesen Hexenkessel: Inoti, Timár, de Varenne. Sie hatten einen Titanen bei sich, Soli, den Aufsässigen – so hatte er sich genannt, als sie nach seinem Namen gefragt haben.
    »Weshalb nennen sie dich so?« hatte Inoti geforscht, worauf Soli erwiderte, daß er einer von denen sei, die nicht damit einverstanden wären, daß man über den anderen Planeten Sonnenfeuer ausschütte. Gab es nicht genug zum Leben auf diesem Stern, den sie den düsteren Planeten nannten, weil ihnen hier der überlieferte Glanz der Vorväter fehlte? Es müßten nur alle arbeiten, dann könnten auch neue Werke errichtet werden, könnte man den Planeten erschließen und seine Schätze bergen, dann käme sein Reichtum allen zugute, nicht nur denen, die im Göttlichen Rat saßen und über das Geschick der Vertriebenen entschieden. Man müßte alle, die Arbeit leisteten, auch an den Früchten der Arbeit teilhaben lassen. Aber die Göttlichen mehrten ihren Reichtum und mißbrauchten ihn, um den

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