Titanus
zärtliche Schäferstündchen zu erleben. Das wußte jeder von uns vorher!«
»Ich schließe mich dieser Meinung vorbehaltlos an!« sagte Romain. Auch die anderen Genossen stimmten zu. Niemandem fiel auf, daß Lazzarri nachdenklich schwieg.
16. Kapitel
Die Exkursionen weiteten sich aus. Nach Verhandlungen mit den Titanen tauchten Forschergruppen hinab in die unterirdische Stadt oder erforschten die Wälder und Steppen. Tierfanggruppen wurden ausgeschickt, und die Geologen suchten unermüdlich nach Material, um dem Planeten das Geheimnis seiner inneren Struktur zu entreißen. Die Kameraleute aber waren überall und wurden nicht müde, die fremde Welt auf ihren Film zu bannen.
Die Funker vermochten kaum, die Flut der eingehenden Berichte zu bewältigen, und die Mannschaften der Transportmaschinen hatten Mühe, das gesammelte Material in demselben Tempo zur Kosmos zu schaffen, wie es im Hauptlager der Expedition eintraf. Längst war die Transportflotte verdoppelt worden, und doch hatte der Verwalter des Hauptlagers noch immer Sorgen, daß dem neuen Material genügend Platz vorbehalten blieb.
Nasarow stand über seinen Schreibtisch gebeugt und studierte die Luftaufnahmen von der Sonnenseite des Planeten, die von den Transportmaschinen ständig ergänzt wurden. Doch er achtete nicht auf die Wälder und Gebirgszüge, nicht auf den Lauf der Flüsse, nicht auf die Küsten des Kontinents – er suchte nach anderen Städten…
Groß war der Umfang der Erkenntnisse, riesig der Stapel der Protokolle, in denen Forschungsergebnisse zusammengetragen und ausgewertet waren. Die Ergebnisse übertrafen bereits die Erwartungen, die man in die Expedition gesetzt hatte, lohnten längst das gewaltige Unternehmen – und doch war Nasarow nicht zufrieden.
Seine hohe Stirn war gefurcht, sein Ohr verschlossen. So überhörte er den näher kommenden Schritt, bemerkte nicht, daß Romain in der Tür stehenblieb und ihn lächelnd betrachtete.
Romain überflog interessiert die Karten, Pläne und grafischen Aufzeichnungen, die an den Wänden zwischen den Bücherregalen aufgehängt waren und selbst über dem Waschbecken, über der Leseecke und über dem Fernsehgerät hingen. Sämtliche Bilder waren von Tafeln verdeckt.
»Wenn das so weitergeht, Wassil, wirst du wohl die Regale entfernen müssen, um die Wand freizubekommen«, sagte er.
Nasarow sah auf, lächelte gezwungen und ließ sich in seinen Sessel gleiten.
»Wir können uns vor Material nicht retten«, sagte er.
Romain lachte. »Und sind trotzdem nicht zufrieden!« fügte er hinzu und setzte sich.
»Mir gefällt das alles nicht«, knurrte Nasarow. »Die Titanen brennen darauf, das Geheimnis der Kosmos zu lüften, aber uns begegnen sie mit Vorbehalten. Der Aktionsradius ist begrenzt, bestimmte Gebiete dürfen wir nicht betreten, ob es noch andere Städte gibt, erfahren wir nicht. Überall sitzt uns ein Titan auf den Fersen, nur Stafford wird nicht mehr begleitet. Er hat sich mit einem Gelehrten angefreundet, einem Bruder des Priesters. Einem Atomphysiker, George!«
»Woher weißt du das?« fragte Romain überrascht. »Sandrino berichtete vorhin darüber, er arbeitet in Staffords
Nähe und konnte verschiedenes beobachten.«
»Eine Freundschaft muß kein Grund zum Mißtrauen sein,
Wassil!«
»Mir ist unbehaglich dabei.«
»Vielleicht sind die Beschränkungen nur Sicherheitsmaß
nahmen…«
Nasarow unterbrach ihn: »…zu unserem Schutz, ich weiß,
das erklärten die Titanen sehr deutlich!« Er sagte es mit einem
Anflug von Spott.
»Vielleicht haben wir uns unbewußt so benommen, daß sie
uns nach ihren Erfahrungen mißtrauen müssen – immerhin
besteht aber die Möglichkeit, daß die Beschränkungen mit der
Zeit gelockert werden. Natürlich können sie sich auch verschärfen! Wir müssen mit allem rechnen«, sagte Romain ruhig,
»und uns auf alles vorbereiten! Die sozialökonomische Gruppe
hofft, daß sie nach der industriellen auch die landwirtschaftliche Produktion studieren kann.«
»Sie liegt außerhalb unseres Aktionsradius. Luftaufnahmen
der aufsteigenden Transportraketen, mehr bleibt uns nicht!« »Jansen hat seine Rakete mit heruntergebracht, er wollte
Probeflüge durchführen.«
»Das soll er vorläufig bleiben lassen, George. Später kann
er’s nachholen! Da er enge Fühlung mit den Titanen hat, ist es
jetzt besser, er macht unten die Augen auf! Und bei den Probeflügen wollen gewiß Stafford und Lazzarri dabeisein, sie waren doch beim Bau beteiligt!«
»Du hast recht.
Weitere Kostenlose Bücher