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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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andern ihren Willen aufzuzwingen! Sie vergäßen, daß einst alle, die nach hier geflüchtet waren, zu den Hochgeborenen gehörten! – Und weil er so denke, habe man ihn auch nach hier, ins Reich der berstenden Stämme, mitgeschickt. Hier gebe es keine planetenversetzenden Kräfte der Himmelssöhne zu entdecken, hier gebe es nur springende Schlangen und fliegende Dreiecke, brechende Stämme und verfilztes Unterholz und das Heulen der Lüfte.
    Was interessiere ihn die Kraft der Himmelssöhne! Inoti hatte aufgehorcht und Soli mit Fragen bedrängt. Dachten viele so wie er, welche Unterschiede gab es zwischen den Titanen, wie verteilten sie die Güter, die in ihren Werken erzeugt wurden? Doch Soli schwieg mürrisch. Er war ein Vulkan, der seinen Überdruck abgeblasen hatte. – Vielleicht entsann er sich auch, daß er neben Menschen ging…
Jetzt stiegen sie schweigend durch den Urwald. Die Menschen lauschten mit hochgespannten Sinnen. Inoti musterte das Dickicht der verfilzten Büsche. Gelbe Dämmerung und Treibhauswärme herrschten unter dem Blätterdach.
Lauerte irgendwo eins der fliegenden Dreiecke? Vor ihnen hatte Inoti Respekt, seitdem er einmal beobachtet hatte, wie sie sich im lautlosen Gleitflug von hinten auf die mammutähnlichen Rüsseltiere stürzten und sich genau im Genick niederließen, wo sie der Rüssel nicht erreichte. Er hatte gesehen, wie der Fleischberg zusammenbrach, wenn sich der dolchartige Stoßzahn der übergroßen Fledermäuse zwischen die Wirbel bohrte und das betäubende Gift in die Hauptnervenstränge spritzte.
Dieses Bild hatte ihn mit derartigem Abscheu erfüllt, daß er sofort den Ultraschallstrahler hob, wenn er dieser Tiere ansichtig wurde, obwohl sie trotz ihrer unersättlichen Blutgier die Menschen offensichtlich mieden.
Oder verbarg sich im Unterholz eine der vielen Sprungschlangen, deren messerscharfe Zähne einen Menschenknochen gewiß beim ersten Biß durchtrennten?
Er spähte nur in die Büsche und Wipfel; die glotzäugigen Salamander, deren ellbogenhoher, Hornzackenkamm hin und wieder durch das kniehohe Gras beiderseits des Dschungelpfades schimmerte, beachtete er nicht. Er hatte sich längst abgewöhnt, auf das Kleintier zu sehen, das über den Pfad huschte.
Vor ihnen öffnete sich eine weite Lichtung. Timár atmete befreit auf und schritt schneller voran. Mächtige Felsbrocken waren wie von spielender Hand über das rötliche Gras verstreut. Timár bemerkte ihren hellgrauen Glanz, hob einen kleinen Klumpen auf und wog ihn in der Hand.
»Vermutlich Platin!« Er steckte den Klumpen in seine Umhängetasche. De Varenne wies voraus. Dort lag ein Felsblock, durch den sich blitzende bunte Adern zogen. Er holte einen spitzen Hammer aus der Tasche und eilte auf den Block zu. Dort streifte er den Traggurt von der Schulter und setzte seine Tasche ab. Als er den Blick hob, erstarrte er.
In einer flachen Mulde, fünf Meter vor ihm, lag ein plumpes Tier. Es sah aus wie ein Nilpferd. Kalte Augen glotzten de Varenne an. Ein fürchterliches Maul, groß und zahnbewehrt, öffnete sich langsam. Zwischen den Zähnen befand sich ein unförmiger Fleischbatzen.
De Varenne wurde von Furcht gelähmt. Das Zungenpferd! Die Titanen hatten mehrfach von ihm erzählt. Wenn es angriff, öffnete es das Maul, streckte blitzschnell die unförmige Zunge zu einem mehrere Meter langen Stiel, umschlang das Opfer mit der geteilten Zungenspitze und riß es mit einem Ruck in seinen Rachen.
Es schien de Varenne, als visiere ihn das Tier an, als ducke es sich tiefer auf den Boden…
Da peitschten neben ihm fünf Schüsse auf. Die Zunge fuhr aus dem Maul, doch nicht als todbringendes Geschoß – sie ringelte sich wie eine Schlange und wand sich ziellos umher. Blut brach aus dem Maul…
Soli blickte fassungslos auf die Pistole, die Inoti in seine Tasche zurückschob. Dann kam Leben in ihn.
»Schnell weg von hier! Lauft, was ihr könnt!«
Sie jagten hinter Soli her über die Lichtung, nach dem Pfad, auf dem sie gekommen waren.
Erst am Geländewagen, den sie auf einer Urwaldstraße zurückgelassen hatten, weil der Pfad zu schmal war, verhielt Soli den Schritt. Keuchend und schweißgebadet kamen die Männer heran.
Nach Atem ringend, warfen sie sich in die Polster.
»Weshalb diese Hast?« keuchte Inoti.
»Das Pferd schrie… und verblutete – das lockt fliegende Dreiecke an. Sie kommen in Massen!«
    Von allen Seiten zogen Staubfahnen auf den Talkessel zu. Auf dem Rollfeld der Station landeten in schneller Reihenfolge

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