Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
Bauen von Einzelteilen für sein Steckenpferd! Er hatte sich in den Kopf gesetzt, eine kleine Photonenrakete zu bauen, ein Brüderchen der Kosmos. Aber die Wissenschaftler waren alle so. Doktor Sandrino befaßte sich mit Chemie. Ein Gas wollte er erzeugen, das den Organismus ohne nachteilige Folgen lähmte – Winterschlaf auf Rezept! Und die Biologen bemühten sich, Fleisch in der Retorte zu erzeugen. Das stellten sie sich verdammt einfach vor: eine Schale Plasmaflüssigkeit, eine Spritze und einige einem Schwein stibitzte lebende Zellen – dann Hokuspokus, die Zellen in die Kraftbrühe, und flugs beginnt ein lustiges Wachsen. Seht, Kinder, wie der Schinken treibt! Fehlte bloß noch, daß sie der Kraftbrühe Essig zusetzen, damit sie Sauerbraten erhielten…
    Lazzarri schüttelte unwillig den Kopf. Törichte Lästerei. Es war doch klar, daß die Wissenschaftler besser über die Runden der Freizeit kamen als er mit seinem Nachhilfeunterricht. Es bestand nämlich ein erheblicher Unterschied zwischen Mechaniker und Raummechaniker. Es gab viel nachzuholen, viele Bücher zu wälzen. Andererseits halfen sie ihm alle:
    »Sport ist sehr gut«, hatte Romain gesagt. »Aber Wissen ist auch sehr gut. Und eins ohne das andere ist im Raum noch gefährlicher als auf der Erde!« Wenn er es gründlich bedachte – Romain hatte recht!
    Als der große Zeiger der Uhr die vierte Stunde vollendete, verschloß er erleichtert das Manometer, drückte die Werkzeuge in die Halter und verließ schnell die Werkstatt.
    Jansen hatte ihn nicht erwischt! Nun schnell zu den Sportstätten und drei Stunden Sport – die Lehrbücher liefen ihm nicht weg.
    In den Sportstätten war er vor Jansen sicher, denn hier hatte sich dieser schon lange nicht mehr sehen lassen. Vor Monaten, als er die beiden Fußballmannschaften gründete, war Jansen regelmäßig gekommen, doch dann brach er die sportliche Betätigung plötzlich ab und vergrub sich in seine Arbeit.
     
    Lazzarri schlenderte durch die Grünanlagen zu den Sportstätten. Unterschieden sich der Fußball- und der Tennisplatz von den irdischen Plätzen nur durch die gleitfesten Hartschaumgummiplatten, mit denen sie belegt waren – selbst die Sprunggruben enthielten keinen Sand –, so fand man hier auch Plätze mit Geräten, die auf der Erde nur in der Halle benutzt werden konnten: Barren, Reck, Pferd, Sprossenwand, Tischtennisplatte. Kein Regen näßte sie, kein Wind trieb den Ball ab. Und die Spielfeldeinteilung war dauerhaft, denn was man auf der Erde mit Kreide begrenzte, hatte man hier mit weißem Gummi ausgelegt.
    In dieser Umgebung fühlte sich Lazzarri wohl. Hier straffte er selbstsicher den Rücken. Nasarow hatte ihn zum Leiter der Sportstätten ernannt, nachdem es ihm gelungen war, die beiden Fußballmannschaften aufzubauen. Und Nasarow hatte es nicht bereut.
    Vom Schwimmen über den Handball und das Geräteturnen bis zum Schach – Lazzarri verstand es, spannende Vergleichskämpfe vorzubereiten und, was ihm Nasarow besonders dankte, die körperliche Hochform zu erhalten, die die Expeditionsmitglieder während der langen Vorbereitung auf der Erde erworben hatten.
    Lazzarri beschleunigte den Schritt. Die drei Stunden wollte er nützen!
    »Hallo, Mister Lazzarri!«
    Lazzarri wandte sich überrascht um. Stafford? Heute war doch gar kein Tennis angesetzt!
    »Mister Lazzarri«, begann Stafford, »ich habe eine Bitte. Könnten Sie… Ich meine, würden Sie geneigt sein, mir zu helfen? Ich brauche dringend einige Teile aus Klarsicht-Diamin. Es läßt sich ja leicht bearbeiten…«
    »Aber selbstverständlich gern, Kollege Stafford! Wann brauchen Sie mich?«
    »Nachher, wenn es Ihnen recht ist?«
    »Einverstanden! Ich bin gegen sechzehn Uhr bei Ihnen.«
    Stafford sah Lazzarri nach, bis er in der nächsten Biegung verschwand.
    Hilfsbereit waren sie alle, das mußte man zugeben. Aber dieser Lazzarri… Ob es richtig war, ihn hinzuzuziehen?
    Kollege Stafford… Kollege! – Selbstsicherheit oder Überheblichkeit? Oder nur Gewohnheit?
     
    Ungehalten fuhr Jansen zur wissenschaftlichen Station, in der außer dem Kongreßsaal verschiedene Institute untergebracht waren. Ausgerechnet jetzt mußte Nasarow eine Besprechung ansetzen – jetzt, wo er das Gefühl hatte, er bekäme das Ende des Fadens in die Hand! Seit Wochen schlug er sich mit den Schwierigkeiten herum, für seine kleine Rakete ein leistungsstarkes Photonentriebwerk zu konstruieren. In dem kleinen Raum, der zur Verfügung stand, die Photonen

Weitere Kostenlose Bücher