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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Nur das Volk ist gut, nur die Lazzaroni sind treu, alles, was ein Tuchkleid trägt, ist durch die Vico, Genovese, Beccaria, Filangieri, Pagano und Conforti verderbt worden. Es ist ein Glück, daß dieser Emanuele de Deo den armen Caramanico geschont hat, denn wenn er von diesem dasselbe gesagt hätte, wie von Acton, so hätte ich ihm das Fleisch mit glühenden Zangen zerreißen lassen!« Ich ergriff die Gelegenheit,die sie mir selbst bot, ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben. »Haben Sie lange nichts von ihm gehört?« fragte ich. – »Von wem?« – »Von dem Fürsten von Caramanico.« – »O, er schreibt mir schon lange nicht mehr. Wenn ich ihm schreibe, so geschieht dies, wie ich dir bereits gesagt zu haben glaube, durch die Vermittelung seiner Gemahlin, die in Neapel geblieben ist. Sie schickt ihm meine Briefe zu, da sie glaubt, daß es sich um Staatsangelegenheiten handelt, ihm aber habe ich selbst befohlen, mir nicht mehr zu schreiben, denn ich traue hier niemandem als dir. Wenn man denken sollte, daß er noch an mich denkt oder sich einbildet, daß er wieder erster Minister werden will, so mag Gott wissen, was geschehen könnte! .... Du hast wohlgetan, mit mir von ihm zu sprechen, Emma. Siehe, das beruhigt mich, ... o, wenn er doch hier wäre!« Und sie umschlang schluchzend das Kissen. »Befehlen Sie, daß ich Sie zu Bett bringe und den Kasten mit den Briefen und Buketts neben Sie stelle?« – »O,« sagte sie, »du bist mein Trost, du allein weißt, was den Frieden in meinem Herzen herstellen kann, und auch dich beschimpfen sie!«
    »Denken Sie nicht an mich, Madame. Zum Unglück haben diese Menschen in ihren Bemerkungen über mich recht, da sie mir nichts Unwahres vorwerfen, und ich bin ihnen sogar noch dankbar, daß sie bei der Wahrheit geblieben sind. Denken Sie also nicht mehr an mich, Madame, sondern nur an ihn. Vielleicht denkt er gerade in dieser Stunde an Sie.« – »O, du bist von Sinnen! Er hat dort schöne Sizilianerinnen. Ich bin mit meinen siebenunddreißig Jahren eine alte Frau, er dagegen mit seinen vierzig ein junger Mann. Von dreißig Jahren an muß man die Jahre bei uns doppelt zählen, das wirst du eines Tages auch erfahren.« –
    »Pst, Madame!« sagte ich lachend, »ich habe es bereits erfahren. Obgleich ich das Datum meiner Geburt, das nicht wie das Eurer Majestät in dem Almanach von Gotha verzeichnet steht, nicht genau kenne, so muß ich doch meine zweiunddreißig, mindestens aber meine einunddreißig Jahre alt sein.« – »Du bist zwanzig Jahre alt,« sagte sie, »und ich glaube, Gott vergebe mir, du wirst es immer bleiben.«
    »Wollen Eure Majestät mir den Schlüssel zum Sekretär geben?« – »Nein, das ist nutzlos. Ich will mich zu Bett legen, denn ich bin wie gerädert, du wirst dich zu mir setzen, und dann wollen wir von ihm sprechen. Es ist außerordentlich, wie schon die Erinnerung an ihn mich beruhigt. O, ich weiß nicht, warum ichmich beklage, denn ich bin ja zwei oder drei Jahre glücklich gewesen, und welche Frau, besonders welche Königin, kann drei Jahre des Glücks in ihrem Leben zählen!«
    Zuerst war ihr Zorn in Aufregung übergegangen und jetzt verwandelte sich ihre Aufregung in Melancholie. Ich half ihr beim Auskleiden, sie legte sich zu Bett, ich rückte einen Lehnstuhl an ihr Bett und nahm ihre Hand.
    »Und jetzt,« sagte ich, »erzählen Sie mir von ihm.«
    Nun öffnete sich dieses übervolle Herz und schüttete sich aus. Eine Stunde lang rief sie sich auch die kleinsten Ereignisse dieser drei glücklichen Jahre ins Gedächtnis zurück. Keine Einzelheit entschlüpfte ihr, und während dieser Stunde vergaß sie alles, sogar die tiefverwundende Beschimpfung, die man ihr angetan. Eine so große Macht haben die Erinnerungen einer ersten Liebe auf das Herz des Weibes! Allmählich aber ward ihre Stimme matter, ihre Hand entzog sich der meinigen, ihre Augen schlossen sich und ein sanfter Atem wie der eines Kindes strömte aus diesen vor zwei Stunden noch wutschäumenden Lippen. Sie schlief. Ich vermutete, daß ihr Schlaf nach den Aufregungen, die sie soeben durchgekämpft, ein tiefer und langer sein würde und gab daher in den Vorzimmern Befehl, daß man am folgenden Morgen diesen Schlaf durch nichts stören solle. Dann zog ich mich in mein Zimmer, welches an das der Königin stieß, zurück und ließ die Tür zwischen beiden offen. Am folgenden Morgen oder vielmehr am folgenden Tage, am 3. Oktober 1794, erwachte die Königin erst um zehn Uhr und rief

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