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einen gewaltigen Eindruck auf mich, denn sie besaß eine unglaubliche Ähnlichkeit mit der des unbekannten jungen Künstlers, welcher in Miß Arabellas Garten mit mir die Rolle des Romeo gespielt hatte. Nachdem Sir Harry mich begrüßt, ging er, um seinen andern Freunden die Hand zu drücken. Der Admiral blieb allein bei mir. »Sie kennen wohl Sir Harry?« fragte er mich im Tone sanften Vorwurfs, indem er mir die Hand drückte. – »Ich schwöre Ihnen,« antwortete ich, »daß ich ihn heute zum erstenmal sehe.« – »Sie wissen, Emma, daß ich alles glaube, was Sie mir sagen.« – »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.« Er betrachtete mich mit zärtlichem Blick. »Mit solchen Augen und mit einem solchen Munde lügt man nicht,« murmelte er, wieder mit sich selbst sprechend. – »Besonders,« setzte ich hinzu, »wenn man kein Interesse am Lügen hat.« Ich war selbst fest überzeugt, daß ich die Wahrheit spräche und alles war in mir wahr, Ton sowohl als Blick.
Sir John ward dadurch vollständig beruhigt. Sir Georgebrachte nun das Gespräch auf den Gegenstand, wegen dessen man sich versammelte, und fragte Sir Harry, ob er immer noch so große Vorliebe für das Theater habe und ob er seinen Shakespeare immer noch auswendig wisse. Sir Harry lächelte wie bei einer Erinnerung. »Ich habe,« sagte er, »seit sechs Monaten viel vergessen, oder ich bin vielmehr bemüht gewesen, viel zu vergessen. Dennoch gibt es gewisse Dinge, die ich nicht vergessen kann.« »Wissen Sie noch die beiden Liebesszenen zwischen Romeo und Julia?« fragte Sir John Payne. Sir Harry lächelte wehmütig. »Diese beiden Szenen,« sagte er, »gehören eben zur Zahl derjenigen, welche ich vergessen möchte, aber nicht vergessen kann.«
Ich sah ihn an, wie um ihn zu befragen, seine Physiognomie sagte aber durchaus nichts mehr, als was sein Mund gesagt hatte. »Nun dann, Emma,« sagte Sir John, »setzen Sie meinen Freund Harry Featherson von unserem Wunsche in Kenntnis. Ganz gewiß wird er den Bitten einer schönen jungen Dame eher Gehör schenken als den unsrigen.« – »Um was handelt es sich?« fragte Sir Harry. – »Um eine Bemühung, der Sie sich hoffentlich unterziehen meiden, um dem Wunsche des Admirals und seiner ehrenwerten Freunde zu genügen,« antwortete ich. »Ich bin eine leidenschaftliche Verehrerin, ich will nicht sagen des Theaters, denn die Bühne werde ich wahrscheinlich niemals betreten, wohl aber der Deklamation. Neulich spielte ich einmal abends vor diesen Herren die Szene Ophelias aus dem vierten Alte von Hamlets und ich machte mich verbindlich, die beiden Liebesszenen zwischen Romeo und Julia zu spielen, wenn jemand die Rolle des Romeo übernehmen wollte. Keiner dieser Herren wußte diese Rolle auswendig und man nannte Ihren Namen als den eines vollendeten Künstlers. Man beklagte Ihre Abwesenheit, versicherte aber dann, Sie seien wieder da. Sir George übernahm es endlich, Ihnen eine Einladung zum Tee bei uns zu überbringen, und alle nahmen sich für den Fall, daß Sie in die Ihnen gelegte Schlinge gingen, vor, Sie nicht eher wieder fortzulassen, als bis Sie sich verbindlich gemacht, wenigstens auf einen Abend mein Romeo zu, sein. Sie haben jetzt gehört, was Sir John Payne gesagt hat, und welche Hoffnung er auf die von mir Ihnen vorgetragene Bitte baut. Ich hoffe, daß Ihre Galanterie Sie bewegen wird, ihn nicht in seiner Erwartung zu täuschen.«
Sei es nun, daß meine Worte gut gewählt schienen, oder daß meine Stimme einen Ausdruck von sanfter Überredung angenommen,kurz, die sämtlichen Herren zollten mir lauten Beifall, als ob ich eine förmliche Tirade losgelassen hätte. Nach einem solchen Erfolg bei dem Publikum wäre es sehr zu verwundern gewesen, wenn ich bei Sir Harry meine Absicht nicht erreicht hätte. Dieser begnügte sich jedoch damit, daß er sich verneigte und mir stammelnd antwortete, er stehe mir zu Befehl. Man umringte mich, man wünschte mir Glück und machte es sich zu einem förmlichen Fest, uns zu sehen und uns die beiden versprochenen Szenen spielen zu hören. Die Frage war bloß, wo Sir Harry sein Kostüm als Romeo hernehmen sollte. Was mich betraf, so besaß ich das Julias bereits. Sir Harry antwortete jedoch, da man sich von dieser improvisierten Vorstellung ein so großes Vergnügen verspräche, so dürfe dasselbe durch nichts verzögert werden. Er würde sich deshalb ein Kostüm verschaffen und den nächstfolgenden Abend die Szene mit mir spielen. Dicht an das Haus stieß ein ziemlich
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