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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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als unwahrscheinliche Identität zu glauben. Auf alle Fälle fühlte ich mich durch den Zauber dieser Stimme unwiderstehlich hingerissen, und als ich auf dem Balkon erschien, trugen meine Züge ohne Zweifel den Ausdruck des Geistes meiner Rolle, denn die um Sir John versammelten Zuhörer spendeten mir einstimmigen Beifall.
    Man weiß wie jener Liebesdialog beginnt, wo Julia anfangs spricht, ohne Romeo zu sehen und während sie sich allein glaubt, und wo Romeo spricht, während er die Geliebte in kurzer Entfernung erblickt, aber ohne das Wort an sie zu richten zu wagen, und wie die beiden Stimmen, welche sich die eine an die Einsamkeit, die andere an die Nacht richten, zuletzt einander antworten. Die Szene war natürlich ganz dieselbe, wie ich sie früher mitgeteilt, nur ward sie diesmal noch durch den Glanz der Beleuchtung, den Anblick der Personen und das Bravorufen der Zuschauer belebt. Ich habe von dem Beifall gesprochen, den man mir spendete, als ich auftrat. Dieser Beifall wendete sich auch Sir Harry zu, als dieser seinerseits sprach. Die Szene hatte für mich mit einem seltsamen Realismus ihren Fortgang.
    Ich war nicht mehr Emma Lyonna und mein Mitspieler war nicht mehr Sir Harry. Sir Harry war Romeo und ich war Julia. Mein Blick lenkte sich infolge des Beifalls auf die Gruppe der Zuschauer, und es war mir, als sähe ich Sir John sich eine Träne trocknen. Diese Träne fiel mir glühend aufs Herz. Glücklicherweise hatte mein Anbeter seiner Rolle gemäß mich in diesem Augenblick ins Zimmer zu rufen, und ich verließ, um diesem Rufe zu entsprechen, den Balkon. Während dieser wenigen Sekunden erholte ich mich, obschon es schien, als ob von diesem Augenblicke an der Strom meines Lebens eine andere Richtung genommen hätte. Zwei- oder dreimal murmelte ich unwillkürlich mit leiser Stimme: »Sir Harry! Sir Harry! Sir Harry!« als ob ich »Romeo« gemurmelt hätte. Ich kehrte auf den Balkon zurück, meine Sehkraft war getrübt, mein Herz gleichsam berauscht, und als ich an den Vers kam:
    »Ha, meine Arme würden dich ersticken,«
    Als ich ganz verstört wieder in mein Zimmer zurückkehrte, während Romeo, noch am Fuße des Balkons stehend, die Verse sprach, welche seinem Abgang vorausgehen, sah ich mich Sir John dicht gegenüber. Ich fuhr zusammen. Er zog meinen Kopf an seine Brust, drückte ihn fest daran und sagte: »Ach arme Julia! wie liebst du Romeo!« – Ich verstand den zärtlichen Vorwurf, der in diesen wenigen Worten lag. Ich verstand, daß Sir John das, was ich ihm in bezug auf Sir Harry gesagt, nämlich, daß ich diesen noch nie gesehen, bezweifelte. »Hören Sie mich an, Sir John,« sagte ich zu ihm. »Ich habe noch niemals gelogen und Sie, der Sie so gut gegen mich gewesen sind, würde ich weniger belügen als sonst jemand. Ich werde Ihnen daher alles sagen.« – »O nein, nein,« hob er wieder an, indem er zu lächeln versuchte. – »Ich will es aber,« entgegnete ich beharrlich. Mit wenigen Worten erzählte ich ihm, was mir in Miß Arabellas Garten in jener Nacht begegnet war, wo ich, während ich allein zu deklamieren glaubte, dort einen unbekannten Mitakteur gefunden, ich sagte ihm von dem Briefe, den ich den nächsten Tag empfangen, und wie, weil ich gerade denselben Tag mit Amy zu Sir John gegangen, um ihn um Dicks Freilassung zu bitten, ich den angeblichen Studenten von Cambridge nie wiedergesehen. Allerdings hatte ich gleich bei den ersten Worten, welche Sir Harry beim Eintritt in den Salon gesprochen, seine Stimme wiederzuerkennen geglaubt, allerdings hatte ich bei den ersten Versen, die er beim Auftreten als Romeo gesprochen, keinen Zweifel mehr gehegt, dennoch aber hatte ich, als ich Sir John versicherte, daß ich Sir Harry niemals gesehen, nichts als die reine Wahrheit gesagt.
    »Was wollen Sie, mein Freund?« setzte ich hinzu. »Wenn es von Seiten eines schwachen Wesens wie ich nicht allzu anmaßend wäre, so würde ich sagen, mein Leben sei einem Verhängnis unterworfen, gegen welches ich nichts vermag.« Sir John antwortete nicht, sondern seufzte bloß. In diesem Augenblick hörte ich unsere Zuschauer, welche mich, wie man im Theater zu tun pflegt, herausriefen. »Kommen Sie, liebes Kind,« sagte Sir John, »empfangen Sie die Huldigungen, welche Ihnen mit Recht gebühren.« Und er führte mich mit sanfter Gewalt zurück in das Gewächshaus, wo ich, sobald ich erschien, von allen umringt und beglückwünscht ward,

17. Kapitel.
    Die Vorstellung war noch nicht zu Ende. Nach der

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