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keinen Schatten auf meine Freude werfen. Wir blieben demgemäß noch einen Monat, dann aber mußten wir nach England zurückkehren. Diese Reise blieb wie ein bezaubernder Traum ein Teil meiner steten Erinnerung. Ich hatte die Königin von Frankreich zweimal gesehen – einmal in der Oper bei der Aufführung der »Dido« von Piccini, das zweitemal in der Comédie Française bei der Aufführung von »Orosman«. Es war dies die glückliche Epoche ihres Lebens. Sie ward noch geliebt und verehrt, der Haß und die Verleumdung kamen erst später. Sie hatte ihrerseits mich ebenfalls bemerkt und gefragt, wer ich wäre. Die Erinnerung an mich blieb ihren Gedanken so gegenwärtig, daß, als drei Jahre später Madame Lebrun, ihre Malerin, nach London kam, diese mich im Namen der Königin bat, mich von ihr malen zu lassen. Es war dies eine zu große Ehre, als daß ich dieselbe zurückgewiesen hätte, und man versicherte mir, daß sie dieses Porträt ihrer Privatgalerie einverleibte.
Bei meiner Rückkunft nach London fand ich, wie ich gestehen muß, mein kleines Haus in Piccadilly ein wenig öde und es dauerte nicht lange, so bat Sir John, welcher ohne Zweifel fürchtete, daß ich mich langweilte, mich um die Erlaubnis, mir einige seiner Freunde vorzustellen. Wir empfingen demzufolge einmal wöchentlich, dann zweimal, dann dreimal, dann alle Tage. Sir John, dem ich meine niedrige Herkunft ebensowenig verschwiegen hatte, wie ich das auch sonst getan hatte, fragte mich wie besorgt, ob ich imstande sein würde, die Rolle einer Herrin vom Hause zu spielen. Gleich vom ersten Tage an aber war er in dieser Beziehung beruhigt. Es ist dies eines der eigentümlichsten Geschenke, welche die
Ich weiß nicht, welches wehmütige Gefühl sich meiner bemächtigte, als ich diese künstlichen Blumen anstatt natürlicher zu einem Strauße zusammenband. Sir John schien mir ebenfalls niedergeschlagen zu sein. Von Zeit zu Zeit bemerkte ich, daß er die Augen unverwandt auf mich geheftet hielt. Wenn dann unsere Blicke sich begegneten, so versuchte er zu lächeln. Seit einigen Wochen ging er alle Tage auf die Admiralität und empfing fortwährend Botschaften von derselben entweder in seiner Wohnung oder auf dem »Theseus«. Beinahe alle Tage erteilte er geheime Befehle und traf Anstalten, welche er mir zu verheimlichen suchte. Es war augenscheinlich, daß in unserem Geschicke irgendeine Veränderung vorzugehen im Begriffe stand.
Der Abend kam, die Freunde vom gestrigen Tage fanden sich wieder ein. Sie waren sehr neugierig in bezug auf die Überraschung, die ich ihnen bereitete und welche Sir John ihnen mit einer gewissen Feierlichkeit versprochen. Nach dem Tee oder vielmehr während des Tees begab ich mich aus dem Salon in mein Schlafzimmer. Hier verwandelte ich mich binnen wenigen Augenblicken in Ophelia, und gerade in dem Momente, wo man am wenigstenerwartete, mich wieder erscheinen zu sehen, öffnete ich die Tür. Ein einstimmiger Ruf verkündete, daß ich den beabsichtigten Effekt machte. Mein Erfolg war unermeßlich. Zum ersten Male debütierte ich vor Zuschauern. Bis jetzt hatte ich bloß für mich allein oder für eine einzige Person deklamiert, ein einziges Mal war mir von einem unbekannten Zuhörer Beifall gespendet worden. Was Sir John betraf, so hatte ich von ihm mehr als Beifall erlangt und die Wirkung, welche ich dieses zweite Mal hervorbrachte, erschien mir noch größer als die erste. Der Enthusiasmus war ein allgemeiner. Man rief »Da capo! da capo!« Man bat den Admiral, mich zu einer nochmaligen Vorführung der Szene zu bewegen, aber ich weigerte mich hartnäckig. Ich war überzeugt, daß die Fehler, welche den Augen meiner Zuschauer bei dieser ersten Probe entgangen waren, bei der zweiten klar zu Tage treten würden. »Wenn jedoch,« sagte ich, »einer dieser Herren die Rolle des Romeo übernehmen wollte, so würde ich gern bereit sein, die Julia in der Balkonszene zu spielen.« Unglücklicherweise waren Sir Johns Gäste im Bereiche des Vergnügens besser bewandert als in dem der Literatur und folglich mit der Muse Shakespeares nicht so vertraut, daß sie die von mir ihnen zugemutete Aufgabe zu lösen vermocht hätten.
Mit einem lebhaften Gefühl der Reue und Trauer dachte ich jetzt an den armen Harry, welcher mir in Miß Arabellas Garten einen so poetischen und liebeerfüllten Romeo improvisiert hatte. Der Schleier der Nacht, der sich über sein Gesicht gebreitet und mir seine Züge verhüllt, so daß nur seine Stimme zu mir
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