Tochter der Hoffnung (German Edition)
stand, sprach sie mit leiser Stimme die rituellen Worte in der alten Sprache. Ein Leuchten schien den Himmel zu erfüllen und kurz darauf war das Kind, die letzte Hoffnung für diese Welt, verschwunden. Und die Dunkelheit hüllte alles wieder in seine alles umfassende Umarmung ein. Nur die Blitz,- und Donnerschläge ließen den Himmel und die Erde für kurze Zeit erleuchten.
Ailish konnte durch dieses grelle Licht nichts sehen und verschloss ihre Augen vor der Helligkeit. Doch sie hörte noch die leise gesprochenen Worte der Frau. Trotz der alten Sprache verstand sie mit ihren fünf Jahren jedes Wort.
„ Vergessen sollst du das Geschehene, dein Wille sei ungebrochen. Wenn du bereit bist, deine Erinnerung kehrt zurück, doch die Entscheidung liegt bei dir.
Folgst du dem Ruf, der letzte Kampf beginnt. Stellst du dich jedoch dagegen, die Knechtschaft wird ewig währen “.
Diamhracht bedeutet Dunkelheit
1.
Ailish war endlich angekommen. Als sie nun vor dem kleinen Cottage auf dem Hügel stand, erfüllte sie ein Glücksgefühl, das sie schon seit langer Zeit nicht mehr verspürt hatte.
Sie war zu Hause.
Und endlich fühlte sie nichts weiter als Ruhe und Zufriedenheit. In diesem Moment hatte sie keine Zweifel mehr, ob sie das Richtige getan hatte oder nicht. Es war definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Ihre Freunde hatten sie für verrückt erklärt, als sie ihren Job und ihre Wohnung in Rom gekündigt hatte. Na und? Sie war nun einmal unzufrieden gewesen. Ailish konnte sich einfach nicht vorstellen, in diesem Trott weiter zu machen. Langsam lief sie einmal um das Cottage herum und schaute sich alles an. Das kleine Haus mit dem vernachlässigten Garten hatte ihrer Großmutter gehört. Seit deren Tod vor über einem Jahr war sie nun schon nicht mehr hier gewesen. Man konnte einige zaghafte Versuche erkennen, das Unkraut zu bekämpfen. Das Ergebnis jedoch ließ keinen Zweifel daran, wer den Kampf gewonnen hatte.
Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie der Garten in ihrer Kinderzeit ausgesehen hatte. Er war der ganze Stolz ihrer Großmutter gewesen. Also setzte sie diese Arbeit mit ganz oben auf ihre Liste. Als sie dann durch die Tür ins Haus trat, glaubte sie fast, das Parfüm ihrer Großmutter zu riechen. Doch das war ja unmöglich.
„Na toll, jetzt fange ich auch noch an, verrückt zu spielen. Na gut. Also, ich werde mir jetzt in aller Ruhe das Haus ansehen und entscheiden, was ich zuerst machen soll. Putzmittel werde ich mir wohl zuerst besorgen müssen und Lebensmittel wären dann wohl auch nicht schlecht, “ sagte sie mit einem prüfendem Blick auf die verstaubten Schränke in der Küche und in den fast leeren Kühlschrank. Ihre Freundin Maggie hatte ihr ein
wenig vegetarischen Aufstrich und Käse hinein getan, damit sie am
ersten Tag nicht gleich verhungern musste.
„Und ich dachte, das mit den Selbstgesprächen hätte die kleine Ailish mittlerweile aufgegeben. Aber es ist doch immer wieder schön zu sehen, dass sich doch nicht alles aus der alten Zeit geändert hat.“
„Die kleine Ailish hat es vielleicht schon aufgegeben, weil ihr sie damit immer geärgert habt. Aber die große Ailish ist zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Gespräche helfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Hallo Bryan, es ist schön, dich zu sehen, “ lächelnd ging sie auf den großen Mann zu, der lässig in der Tür zur Küche stand. Sie musste sich immer noch auf die Zehenspitzen stellen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
„Wie geht es dir und deiner Familie, ich hatte ja nur kurz mit Maggie telefoniert?“
„Ach, Maggie geht es soweit gut. Im Moment ist sie wieder in der Phase, in der sie mich für alles verantwortlich macht. Womit sie wohl auch zum Teil Recht hat, “ erwiderte er mit einem breiten Grinsen. „Das hat sie bei den anderen Schwangerschaften auch immer gemacht. Also bin ich es jetzt langsam gewohnt. Eavan hat wie immer nur Unsinn im Kopf und Darcie versucht im Moment, jede Menge Aufmerksamkeit einzuheimsen, die sie kriegen kann. Sie hat wohl Angst, dass, wenn das Baby erst mal da ist, wir das neue Kind mehr lieben werden als sie.“
„Ich habe so das Gefühl, dass ihr mit der Situation schon zurecht kommen werdet. Ich fürchte, ich muss jetzt erst einmal einkaufen fahren, wenn ich in den nächsten Tagen hier leben und nicht verhungern
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