Tochter der Hoffnung (German Edition)
Augen offenhalten. Immer wieder verfiel sie in einen Sekundenschlaf und fiel dabei fast vom Pferd. Plötzlich berührte sie etwas an der Taille und mit einem Mal saß sie vor Liamh auf seinem Pferd. Seine Arme hielten sie sicher umfasst, sodass sie beruhigt ihren Kopf an seine Schulter lehnen und einschlafen konnte. Als sie ihre Augen wieder öffnete, war die Sonne bereits im Begriff unterzugehen. Noch leicht verschlafen schaute sie sich nach den Anderen um. Sinead und Niall ritten hinter ihnen, doch auch ihnen war die Müdigkeit anzusehen. Kurz überkam sie ein schlechtes Gewissen.
„Ich weiß genau, was jetzt in deinem Kopf vor sich geht. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Ich habe den Beiden mehrmals angeboten, eine kleine Rast einzulegen, doch sie wollten nicht. Du hast in der Höhle den Großteil deiner Kraft eingebüßt. Irgendwann wärst du bestimmt vom Pferd gefallen. Entweder direkt auf deinen Hintern oder du hättest dir das Genick gebrochen. Und das konnte ich doch nicht zulassen, nicht wahr, Prinzessin?“ In seiner Stimme konnte sie den Humor ausmachen, den sie in letzter Zeit vermisst hatte und die Anspannung, die seit der Begegnung mit ihrer leiblichen Mutter auf ihr lastete, fiel etwas von ihr ab. Früher, bei den Begegnungen in ihren Träumen, hatten sie sich immer gegenseitig geneckt. Um jedoch den Schein zu wahren schnitt sie Liamh eine Grimasse, darauf bedacht, dass niemand sie dabei sah. Tief einatmend sog sie seinen männlichen Duft ein und kuschelte sich noch etwas mehr in seine warmen Arme. Das leidende Gesicht, das er dabei zog, bemerkte sie jedoch nicht. Nur seine Selbstbeherrschung hielt ihn davon ab, sie noch enger an sich zu ziehen. Gerade, als sie ihren Blick nach vorne auf die Straße richtete, verließen sie den Wald. Vor Erstaunen hörte sie fast auf zu atmen. Das Bild, das ihnen nun geboten wurde war einfach atemberaubend. Der Weg führte nun direkt am Meer entlang. Wie eine Schlange folgte er dem Verlauf des Ufers bis in einiger Entfernung ein wunderschöner Leuchtturm erschien. Gleich neben dem hohen Leuchtturm befand sich ein Dreistöckiges Haus. Bei näherem Hinsehen erkannte Ailish, dass das Haus ganz und gar aus roten Steinen gebaut war. Nur das Dach bestand aus erdbraunen Ziegeln. In einiger Entfernung vor dem Haus war eine Art Pergola aus weiß angestrichenen Holzpfählen errichtet worden. Sie konnte sich bildhaft vorstellen, dass die Familie, die dieses Haus bewohnte, in den warmen Abenden dort ihre Zeit verbrachte. Die roten Sonnenstrahlen spiegelten sich im Meerwasser und den kleinen Wolkenfetzen am Himmel wieder. Nur vereinzelt zeigten größere Steine der Kraft des Meeres die Stirn und schauten etwas aus dem blauen Nass hervor. Ein einzelnes kleines in blau gestrichenes Ruderboot war bis zur Hälfte aus dem Wasser gezogen worden und wartete nun dort auf die nächste Fahrt hinaus auf das offene Meer. In weiter Ferne auf dem Meer konnten sie große Schiffe ausmachen, deren weißes Segel sie verrieten. Hinter dem Haus und dem Leuchtturm erschien ein Wald mit einem roten Blätterdach und vervollständige das Bild noch. Ailish konnte das Geschrei eines Greifvogels hören, der seine Beute jagte. Langsam lichtete sich der Nebel in ihrem Kopf. Als sie fast beim Haus angekommen war, öffnete sich die Tür. Duncan trat aus der Tür, hinter ihm erschien Ciara. Sie war so müde und irritiert gewesen, dass sie gar nicht gefragt hatte, wohin sie nun reisten. Dann fiel ihr jedoch ein, dass Liamh erwähnt hatte, dass sie Duncan auf seinem Grund und Boden wiedersehen würden. Dann musste das Haus also Duncan gehören. Zur Begrüßung schlugen sich beide Männer auf den Rücken und grinsten sich breit an.
„Ich dachte schon, ihr hättet euch verirrt und würdet euch gar nicht mehr blicken lassen.“ Auf Duncan`s Worte hin schnaubte Liamh nur. Ailish umarmte den großen Krieger zur Begrüßung und wandte sich dann Ciara zu. Sie bemerkte, dass die junge Frau Liamh ängstlich musterte. Was war geschehen? Auch wenn sie Ciara nur kurz kennen gelernt hatte, sie hatte niemals das Gefühl gehabt, da ss Ciara sich vor Liamh fürchte te. Als Ailish nun auch sie zur Begrüßung umarmte, wunderte sie sich über den schüchternen Blick der anderen Frau. Duncan erfasste jedoch sofort die Situation und erklärte laut, sodass alle es hören konnten:
„Ich habe Ciara alles erzählt. Lasst uns erst einmal hinein gehen. Auch wir haben euch etwas zu berichten.“ Das Haus machte im Inneren einen
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