Tochter der Hoffnung (German Edition)

dass die Steine wieder zurück an die Decke gedrückt wurden, ohne jemanden zu treffen. Sie bedeutete den Anderen, stehen zu bleiben und schloss die Augen. Wenn sie nichts unternahm, würde die Höhle einstürzen und sie Alle unter sich begraben. Wie die Alte es sie gelehrt hatte, verband sie ihren Geist mit der Natur um sich herum. Sie veränderte die Festigkeit der Erde und formte zur Sicherheit eine Schutzwand aus sich bewegender Luft um sie herum. Als sie die Augen wieder aufschlug, nickte sie Liamh zu. Ohne weitere Zeit zu verschwenden rannten sie den restlichen Weg hinaus. Als sie ins helle Licht der Sonne hinaus kamen, löste Ailish die Verbindung und der Schutzwall aus Luft löste sich auf. Die Höhle stürzte mit einem lauten Knall und einer großen Wolke aus Staub zusammen. Hustend hielt sich Ailish eine Hand vor Mund und Nase. Erschöpft setzte sie sich auf den weichen mit Moos bewachsenen Boden und starrte den Ausgang an, der nun nicht mehr existierte. Der Berg stand noch in seiner vollen Pracht vor ihnen, doch nun war der Ausgang mit riesigen Steinbrocken versperrt. Nach einer kurzen Pause machten sie sich auf den Weg zu ihren Pferden. Dank Liamh`s Orientierungssinn dauerte der Weg nicht allzu lang, sodass sie den Wald mit seinen Geschehnissen und seinen Geheimnissen hinter sich lassen konnten. Niemand von ihnen sprach ein Wort, jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

     
     
    Als Duncan das kleine Dorf am Waldrand erreichte, brach die Abenddämmerung an. Müde dachte er an ein bequemes Bett und an den ersehnten Schlaf. Die Angst um Ciara hatte ihn die gesamte Zeit über wach gehalten, sodass er schneller voran kam als gedacht. Zielstrebig hielt er auf das Gasthaus des Dorfes zu, welches in der Dorfmitte an einem großen Platz lag. Nachdem er sein Pferd vor dem Haus festgebunden hatte, entdeckte er Fionn mit einigen Anderen in einer Ecke des Schankraumes. Dem Lärmpegel nach zu urteilen waren die Männer bester Laune. Als Duncan auf die kleine Gruppe von vier Männern zuging, brach die Unterhaltung abrupt ab und ein unangenehmes Schweigen setzte ein. Sobald er ihn sah erhob sich Fionn von seinem Platz und zog seinen Freund an einen anderen leeren Tisch. Außer Hörweite der Anderen. So wie es Duncan`s Art war, setzte er sich erst einmal und gab dem Wirt ein Zeichen. Kurz darauf wurde ein Becher mit einer dunklen Flüssigkeit vor ihm hingestellt. Duncan nahm einen großen Schluck und bemerkte dankbar, wie der Alkohol ihn von Innen heraus wärmte. Nachdem er den Becher geräuschvoll auf dem groben Holztisch abgestellt hatte, schaute er dem jüngeren Mann fest in die Augen.
    „Erzähl, was ist geschehen? Wo ist Ciara?“ Nur das Wissen, dass auf Fionn verlass war und Ciara nichts geschehen sein konnte, ließen ihn noch für den Augenblick still am Tisch sitzen. Durch die jahrelange Freundschaft der Männer wusste Fionn seinen Gemütszustand einzuschätzen und begann ohne umschweife mit seiner Erklärung.
    „Kurz nachdem wir uns trennten und ihr mit der Fremden und Danil zu den Höhlen gereist seid, ist Ciara immer stiller geworden. Sie hat oftmals ohne ersichtlichen Grund angefangen zu weinen. Sie spricht seit Tagen mit niemandem mehr und hat sich komplett zurückgezogen. Ich habe einen Mann als Wache vor ihrem Zimmer postiert, nur zur Sicherheit. Falls mit ihr oder dem Baby irgendetwas ist, kann die Wache Hilfe holen.“ Kurz saßen die beiden Männer noch zusammen und berichteten sich gegenseitig über die vergangenen Ereignisse. Fionn berichtete zudem vom großen Treffen, das jedoch nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein schien. Die Männer und Frauen verloren langsam jegliche Hoffnung, immer mehr Rebellen wurden mit Hilfe von Spionen von den Schergen gefangen genommen. Duncan behielt vorerst das Wissen, dass Ailish ihre lang vermisste Prinzessin sei, für sich. Dann verabschiedeten sich die beiden Männer voneinander und der jüngere Mann kehrte zu seinen Freunden zurück. Fionn`s Beschreibung folgend ging er in den ersten Stock hinauf. Als die Wache vor Ciara`s Tür ihn kommen sah, nickte er ihm zu und verschwand dann in Richtung Treppe. Der junge Mann war wahrscheinlich froh darüber, von dieser langweiligen Aufgabe entbunden worden zu sein. Nachdem Ciara auf sein lautes Klopfen hin nicht öffnete, benutzte er den Ersatzschlüssel, den er vom Wirt bekommen hatte. Als der alte Mann ihn gesehen hatte, bekam Duncan ohne weitere Erklärung das Gewünschte. Irgendwie hatte er schon damit