Tochter der Hoffnung (German Edition)
gerechnet, dass er nicht so einfach ins Zimmer kam. So leise wie es eben ging schloss er die Tür auf und trat in den Raum hinein. Er brauchte einige Sekunden, um sich an das Dämmerlicht im Zimmer zu gewöhnen. Ciara lag auf einem großen Bett zu einer Kugel zusammen gerollt. Ihre Hände hatte sie schützend um ihren dicken Bauch gelegt. Trotz seiner großen Gestalt bewegte sich Duncan nahezu lautlos zum Bett, zog die Decke etwas höher über die junge Frau und legte sich dann neben sie auf den Teppich. Das mit dem Bett war wohl erst einmal nur ein Wunschtraum gewesen. Doch er wollte Ciara weder wecken, noch sie erschrecken. Es dauerte auch nur ein paar Sekunden, nachdem sein Kopf den Boden berührte, da war er schon eingeschlafen. Doch schon nach kurzer Zeit erwachte er wieder aus seinem leichten Schlaf. Mittlerweile war es Nacht geworden und das Zimmer war vollständig in Dunkelheit getaucht. Nach mehrmaligem Blinzeln erkannte er einen Kopf, der über dem Bettrand auf ihn hinunter schaute. Was würde sie nun tun? Ihn hinaus werfen? Erkannte sie ihn überhaupt?
„Duncan. Das Bett ist breit genug. Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du dich hier bequemer zum schlafen legen.“ Und dann war der Kopf auch schon verschwunden und er hörte, wie sie sich zur anderen Seite des Bettes bewegte. Mit dem großen Babybauch war es nun nicht mehr so einfach, sich leicht und behände zu bewegen. Ohne ein Wort zu sagen erhob sich Duncan vom Boden und legte sich auf die angebotene Bettseite. Beide wussten, dass es sich nicht gehörte, und doch verschwendeten sie keinen Gedanken daran. Am nächsten Morgen würden sie reden. Bis dahin jedoch genoss Duncan das Gefühl der weichen Matratze unter sich. Ciara hörte dem gleichmäßigen Atmen des schlafenden Mannes neben ihr zu. Sie wusste, dass sie nun kein Auge mehr zutun würde. Die Erleichterung, die sie zuerst bei seinem Anblick verspürt hatte, war nun wie weggeblasen. Stattdessen hatte sich ein unangenehmes Gefühl in ihrer Magengegend ausgebreitet. Als der Morgen langsam anbrach, schaute sie zu, wie Duncan aus dem Schlaf erwachte. Ohne ein Wort zu sagen stand der Krieger auf, streckte kurz seine müden Knochen und verließ das Zimmer. Kurze Zeit später kam er wieder, beladen mit einem großen Tablett, welches er in die Mitte des Bettes stellte. Auf dem Tablett befand sich Brot, Wurst und eine Karaffe mit Saft und zwei Gläsern. Im Gegensatz zu Duncan knabberte Ciara nur an ihrem Frühstück herum. Noch immer hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Duncan hingegen verspeiste fast das gesamte mitgebrachte Frühstück allein. Nachdem sie fertig gegessen hatten, nahm Duncan das Tablett und stellte es auf einen Tisch. Dann ging er zurück und setzte sich gemütlich auf die Bettseite, auf der er geschlafen hatte. Hinter den Rücken klemmte er sich ein Kissen, um es bequemer zu haben. Er hoffte, dass er so weniger einschüchternd auf die junge Frau wirkte. Ciara hingegen saß im Schneidersitz auf ihrer Bettseite. Wie sooft zuvor lag auch jetzt eine schützende Hand auf ihrem Bauch. Duncan ergriff als Erster das Wort.
„Als ich gestern Fionn aufsuchte, erzählte er, dass sich dein Verhalten verändert hat. Möchtest du mir sagen, was dich bedrückt?“ Die Traurigkeit, die in Ciara`s Blick zu sehen war, brach ihm fast das Herz. Ciara schaute erst einige Zeit blicklos ins Leere, doch dann strafte sie merklich ihre Schultern und schaute ihm direkt in die Augen. Er konnte nicht anders, als sie dafür zu bewundern.
„Ich bitte dich, mich nicht zu unterbrechen. Nachdem du alles weißt, wirst du mich bestimmt hassen. Ich hasse mich ja selber.“ Die letzten Worte sprach sie mit einer deutlich zu hörenden Abscheu aus. Um ihr zu zeigen, dass er mit ihrer Bitte einverstanden war, nickte Duncan einfach nur. Ciara atmete noch einmal tief durch und fing dann mit ihrer Erklärung an.
„Als ich zu euch, den Rebellen, stieß, habe ich euch erzählt, dass mein Mann bei der Verteidigung unseres Dorfes umgekommen ist. Das entspricht nicht der Wahrheit. Ich habe ihn getötet.“ Trotz ihrer schockierenden Worte schaute Duncan nicht weg. Auch sein Blick hatte sich nicht verändert. In seinen Augen konnte sie nur eine stille Geduld ausmachen. Also sprach sie schnell weiter, bevor der Mut sie wieder verließ.
„Mein Mann, dessen Namen ich niemals wieder in meinem Leben aussprechen werde, war ein Ungeheuer. Es war eine Zwangsehe, die mein Vater bestimmt hat. An diesem Tag, als unser Dorf
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