Tochter der Hoffnung (German Edition)
sehr gemütlichen Eindruck. Die Wände waren in einem dunklen Orange gestrichen worden. Durch große Fenster drang genug Licht in die Räume. Duncan geleitete sie in einen großen Raum, in dessen Mitte sich eine gemütliche Sitzgelegenheit befand. An den Wänden waren Regale mit etlichen Büchern aufgestellt. Ailish juckte es geradezu in den Fingern, zu den Regalen zu gehen und sich die Bücher anzuschauen. Die wenige Freizeit, die sie früher neben der Arbeit gehabt hatte, verbrachte sie am liebsten mit Büchern. Freunde hatte sie in Italien nicht viele gehabt und durch ihre langen Arbeitszeiten und die Sprachstudien nebenbei hatte sie kaum Zeit gehabt, diese Kontakte zu pflegen. Für sie gab es nichts entspannenderes, als es sich mit einem guten Buch auf einem bequemen Sessel gemütlich zu machen. Die letzten paar Wochen waren so turbulent und für sie auch welterschütternd gewesen, dass sie an solche Dinge wie Bücher oder ihr altes Leben nicht mehr oft dachte. Nachdem sich alle hingesetzt hatten, erzählte Liamh von den Ereignissen nach Duncan`s Abreise. Als Liamh seine Erzählung beendete, ergriff Duncan Ciara`s kalte Hand.
„Das heißt, uns wurde über all die Jahre hinweg dieses Zeug verabreicht, damit wir für Alasdair zu hirnlosen, gehorchenden Marionetten werden, sehe ich das richtig?“ Die Wut, die Duncan bei diesem Gedanken verspürte, war ihm deutlich anzusehen. Liamh beantwortete seine Frage, die ja eigentlich keine war.
„Ja, das stimmt. Wir benötigen ein Gegenmittel, das wir nur im südlichen Tal finden. Erst wenn wir das Gegenmittel in Händen halten, haben wir eine Chance, Alasdair zu besiegen.“ Ailish bemerkte, wie Ciara`s Blick immer wieder zwischen ihr und Liamh hin und her wechselte. Duncan hielt noch immer ihre Hand in seiner.
Sinéad hatte die gesamte Zeit über geschwiegen, nun ergriff sie jedoch das Wort.
„Das Kraut ist die Erklärung dafür, dass wir Frauen die alte Sprache nach und nach vergessen haben. Doch warum haben wir die Fähigkeit verloren, eins mit der Natur zu werden?“ Gedankenverloren starrte Sinèad auf ihre Hände. Sie hatte ihre Freunde und ihren geliebten Mann verloren. Ihre Kinder hatte sie über all die Jahre hinweg allein aufgezogen. Als Liamh sich den Rebellen anschloss, lebte sie jeden Tag mit der Angst, dass sie auch ihn verlieren würde. Wie konnte ein Mann, ein Ungeheuer, nur für so viel Leid verantwortlich sein?
„Ich habe noch nicht meine gesamte Erinnerung zurück. Ich lerne also erst nach und nach, meine Kräfte einzusetzen. Was ist, wenn die Schädigung des Gehirns auch das Verständnis der Menschen für die Natur stört. Ich weiß, dass wenn ich an mir selbst zweifle, ich nichts erreichen kann. Immer wieder wird mir gesagt, ich soll an mich selbst glauben. Alasdair hat über Jahre hinweg Angst und Schrecken verbreitet. Die Menschen wurden durch Krankheiten und das Vergessen der alten Sprache verunsichert. In der Parallelwelt, in der ich aufwuchs, gibt es viele wissenschaftliche Studien darüber, dass Gedanken sehr viel Kraft besitzen. Es könnte doch sein, dass das Kraut den Teil im Gehirn blockiert, den die Menschen für die seelische Verbindung mit den Elementen benötigen.“ Nach einer kurzen Zeit des Überlegens nickte Sinéad zustimmend.
„Ja, das könnte tatsächlich die Erklärung sein. Doch ihr habt mir von dem Tal erzählt, in dem Alaina lebt. Die Heilerin Danil konnte von einer Sekunde zur Anderen ihre Kräfte wieder gebrauchen, es muss also noch mehr dahinter stecken. Vielleicht erhalten wir im nördlichen Tal die Antwort darauf.“
Ailish bemerkte, wie Ciara immer unruhiger wurde und kaum mehr auf ihrem Platz sitzen bleiben konnte.
„Prinzessin, Liamh, ich muss euch etwas sagen.“ Die junge Frau zupfte unruhig an ihren Fingern herum, doch dann nahm sie ihren Mut zusammen. Sie hatte sich schon einmal vor Duncan erklärt, jetzt würde sie das auch vor der Prinzessin schaffen. Dennoch, die Angst vor den Reaktionen blieb.
„Ich kann es nicht beweisen, doch ich denke, dass ich der Grund dafür war, dass Liamh gefangen genommen wurde. Nein Duncan, lass mich es erklären.“ Duncan brach den Versuch, Ciara zu unterbrechen, ab. Er war sich eigentlich sicher, wie die Reaktionen der Anderen ausfallen würden. Doch für Ciara war es wichtig, sich selbst zu erklären. Sie hatte sich ihr Verhalten immer noch nicht verziehen. Für sie war es Verrat, für Duncan war es ein Überlebenskampf gewesen, aus dem Ciara siegreich
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