Tochter der Hoffnung (German Edition)
Liamh.
Als diese sich verfestigte, sah sie das, was auch Liamh sah. Einen leeren dunklen Raum.
„Gut, nun stell dir deine innere Kraft als eine Art Kugel aus Energie vor.“ Ailish hatte die Worte noch nicht einmal ausgesprochen, da erschien auch schon eine kleine Kugel aus sich bewegender Energie, die nicht größer als eine Faust war. Doch anders als bei Ailish war diese Kugel durch einen grauen Schleier umgeben. Kleine Löcher ließen das Licht der Kugel hinaus. Über dem grauen Schleier lag die gleiche schwarze Wabernde Substanz, die Ailish fast das Leben gekostet hatte. Die Kugel hatte jedoch nur einen Fingergroßen Fleck dieser Substanz an sich.
„Was ist das?“ Liamh`s Stimme hallte schon fast unheimlich durch den dunklen Raum.
„Ich weiß es nicht. Prinzessin, als Fianna euch antraf, erwähnte sie etwas von einer giftigen Substanz. Ist diese die Gleiche, die auch ihr in euch wahrgenommen habt?“ Fragte Coimeádaí.
„Ja, nur bei mir gab es mehr von diesem ekligen Zeugs und ich hatte nicht diesen grauen Schleier. Lasst mir einen Moment Zeit, dann werde ich das Gift aus Liamh`s Körper entfernen.“ In Gedanken sagte sie den gleichen Spruch auf wie bei sich selbst, nur eben in einer etwas abgewandten Form. Die Schwarze Substanz fing an zu rauchen und zischend auf den Boden zu tropfen, bis die Kugel keinen einzigen schwarzen Fleck mehr aufwies. Dampfend und eklig zischend verschwand das Gift aus Liamh`s Körper und durch die geistige Verbindung, die sie die gesamte Zeit über beibehielten konnte Ailish spüren, wie Liamh die Veränderung ebenfalls bemerkte. Hätte jemand ihn zuvor gefragt, ob er sich krank oder seltsam fühlen würde, hätte er dies mit Bestimmtheit verneint. Doch jetzt fühlte sich sein Körper so lebendig an, so leicht. Er konnte förmlich spüren, wie das Blut, die Lebensessenz, durch seinen Körper strömt.
„Ich habe einen Spruch angewandt, der alles Schädliche vernichten sollte. Doch diese graue Wand ist nicht verschwunden.“
„ Dieser Schild ist das Ergebnis des Zauberspruches des jungen Mannes, der kurz vor seinem Tod eine starke Magie gewirkt hat. Ich habe lange Zeit über die Geschehnisse nachgedacht. Der Spruch, der für Jahrhunderte die Magie der Menschen unterband, bezog beide Geschlechter der Menschen ein. Erst Moira entdeckte ihre innere Kraft in einer Notsituation. Die Prinzessin hat recht. Bei ihr habe ich diesen Schleier nicht entdeckt. Was wäre, wenn durch Moiras Tat der Spruch des jungen Mannes bei den Frauen seine Wirkung verlor?“
Als alle wieder in die Wirklichkeit zurück gekehrt waren, kaute Ailish nervös auf ihrer Unterlippe herum.
„Dieser Gedanke ist gar nicht so abwegig. Das heißt, wenn wir das besagte Buch gefunden haben, wissen wir, wie wir diesen Schleier entfernen können.“
„ Wir werden sehen. Wenn wir das Buch gefunden haben, werden wir weiter sehen. Und dann möge das Licht uns beschützen. “ Bei Coimeádaí`s Worten musste Ailish lächeln. Sie wusste es wieder. In dieser Welt gab es niemanden, der an einen Gott glaubte. Die Menschen waren mit der Natur verbunden. Hier sagte man anstatt „Möge Gott dich Schützen“ eben „Möge das Licht dich schützen.“
So tief in Gedanken versunken merkte Ailish erst relativ spät, dass Fianna am Himmel auftauchte und mit geschmeidigen Bewegungen neben ihnen landete.
„ Die Ältesten wissen nicht, wo sich das Buch befindet. Sie meinten, wir müssen zur ehemaligen Hauptstadt der Menschen reisen. Dort werden wir wissen, was zu tun ist, um es zu finden.“
Frustriert meinte Ailish: „Hätten die Ältesten uns nicht einen genaueren Hinweis geben können? Ich glaube nicht, dass wir dort ein Hinweisschild finden, auf dem steht, bitte hier entlang, dort finden sie das Gesuchte.“
Auch wenn Coimeádaí äußerlich nichts anzumerken war, hörten sie doch sein Lachen in ihrem Geist.
„ Prinzessin, habt Vertrauen. Der einfache Weg ist nicht immer der Richtige.“ Der Pantar leckte kurz über sein Fell, stand auf, lief ein wenig herum und schaute in die Ferne. „ Ich weiß ungefähr, in welche Richtung wir müssen. Ich werde den Krieger auf meinen Rücken nehmen, so sparen wir Zeit. Prinzessin, ihr reitet auf Fianna. Ihr seid leichter und ihr beide könnt in bestimmten Regionen vom Himmel aus besser sehen als wir .“
Ailish lachte laut los, als sie Liamh`s Gesichtsausdruck sah. Das bekam man nicht jeden Tag angeboten, auf einem Pantar zu reiten, der so groß wie ein Pferd war. Liamh
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