Tochter der Hoffnung (German Edition)
setzte eine entrüstete Miene auf. Er war ein sehr guter Reiter, aber eben bis jetzt nur auf Pferden. Coimeádaí legte sich vor den Krieger auf den Boden. Dank seiner Größe gelang es Liamh, ohne Probleme auf den Rücken der Raubkatze zu steigen. Nach ein paar wenigen ruckeligen Schritten, fand Liamh sein Gleichgewicht. Ailish, die bei dem Anblick der beiden stolzen männlichen Wesen beinahe vergessen hätte zu atmen vor Faszination, bekam warme Luft durch die Nüstern Fianna`s ins Gesicht geblasen. In ihrem Kopf hörte sie die Stute sagen: „ Dein Mann hat es geschafft. Jetzt müssen wir einen erhöhten Platz finden, von dem aus du auf meinen Rücken steigen kannst. Ich habe Angst, dass ich dich abwerfe, wenn ich mich auf den Boden lege so wie Coimeádaí.“
Ohne auf Fianna`s Worte einzugehen, ging sie hinüber zu einem Felsbrocken, der so aussah, als würde er für ihre Zwecke genügen. Es brauchte zwei Anläufe, bis sie auf dem Rücken der geflügelten Stute saß. Sie hatte schon oft auf einem Pferderücken gesessen, doch mit den Flügeln war es etwas kompliziert. Sie musste sorgfältig darauf achten, die Stute nicht zu verletzen und gleichzeitig musste sie das Gleichgewicht halten. Ihre Beine lagen direkt hinter den Flügeln, sodass sie dort ein wenig Halt bekam.
„ Halte dich in meiner Mähne fest. Keine Angst, das tut mir nicht weh. Wenn wir fliegen, wird es schwierig sein, zu reden. Also sprich mit mir in deinen Gedanken.“ Ailish nickte, bis ihr auffiel, dass Fianna sie nicht sehen konnte.
Ja, das ist ok. Sag mal Fianna, hast du schon einmal einen Menschen auf deinem Rücken gehabt? Ailish bemerkte, wie die Stute leicht nervös mit den Hufen scharrte.
Nein, ehrlich gesagt, bist du die Einzige und das bereits zum dritten Mal. Als du noch ein Kind warst, hatte ich ständig Angst, dass du runter fällst. Und heute, als du in die Schlucht gefallen bist, war das die einzige Möglichkeit, dich zu retten. Den Weg hinaus aus der Schlucht liefen die beiden Tiere hinter einander. Den zwei Pferden, auf denen sie zuvor ins südliche Tal geritten waren, gab Fianna den Befehl, in ein Dorf zu reisen. Dort würden sie versorgt werden. Ailish genoss sowohl den schnellen Ritt über die Ebene als auch die Flüge durch den strahlend blauen Himmel. Dieses Gefühl konnte sie kaum beschreiben, so überwältigend war es. Immer wieder nahm sie in Gedanken mit Liamh Kontakt auf, um mit ihm dieses unglaubliche Gefühl zu teilen. Ailish merkte schnell, dass Fianna den Luftstrom vor ihnen mit ihren Gedanken teilte, damit sie schneller voran kam. Auch Liamh genoss diese Art der Fortbewegung sehr. Der Pantar konnte auf gerader Strecke eine so unglaubliche Schnelligkeit erreichen, dass es fast schon wieder beängstigend wirkte. Auch Liamh krallte sich mit seinen Händen im Fell des Pantar`s fest. Doch so sehr er die Geschwindigkeit und das Erlebnis genoss, verlor er doch nie seine Umgebung aus den Augen. Sie waren ständig in Gefahr und mussten daher auf der Hut sein. Mitunter veranstalteten die beiden Tiere ein kleines Wettrennen auf der Erde und Liamh war nicht erstaunt darüber, dass Coimeádaí schneller als die Stute war. Doch Fianna hatte mehr Ausdauervermögen und holte ihren Rückstand immer schnell wieder auf. Die Landschaft, durch die sie reisten, wechselte zuerst von einer kargen Gegend, in der kaum ein grüner Strauch zu sehen war. Dann wurde das Klima etwas kühler und sie durchquerten Flüsse und Wälder. Ailish bemerkte in den Wäldern mehr Tiere, als jemals zuvor. Es schien so, als ob Fianna und Coimeádaí andere Tiere von jeder Art anzogen. Riesige Hirsche mit eindrucksvollen Geweihen schienen den Reisenden in respektvollen Abstand viel Glück auf ihrer Reise zu wünschen. Ailish schnappte immer wieder Eindrücke in Fianna`s Gedanken auf, die sie nicht richtig zuordnen konnte.
„ Denke immer daran, dass jedes Tier, jede Pflanze und jeder Mensch verbunden sind. Die anderen Tiere wissen, warum wir unterwegs sind. Sie sind aber genauso neugierig auf die Menschen, die mit uns reisen. Wir als Wächter sind in der Lage, durch Worte mit euch zu kommunizieren. Alle anderen Tiere kommunizieren durch Bilder und Sinneseindrücken mit uns.“
Liamh, der die Unterhaltung mitverfolgte, meinte: “So ist es auch bei mir. Wenn ich durch den Wald reite, allein oder auch mit Ailish, dann kommunizieren die Tiere über Bilder mit mir. So war es schon, seit ich denken kann.“
„Seht ihr, genau das meinte ich vorhin“, meinte
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