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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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eingestehen, dass Immo sie nicht wollte. Damals nicht und heute nicht. Lea holte tief Atem. Sie musste sich beeilen. Sie würde Immo nicht wecken, nur einen Blick auf sein schlafendes Gesicht werfen.
    Leise öffnete sie die Tür zur Küche, in der sich Immos Schlafbutze befand. Morgenlicht fiel durch das Fenster und erhellte den Raum.
    Lea sah Immos Kleider auf einem Stuhl liegen. Seine verdreckten Schuhe lagen darunter. Es musste spät geworden sein gestern Abend, dass er sich nicht mehr die Zeit genommen hatte, sie an den rechten Platz zu stellen.
    Geräuschlos bewegte sie sich auf die Butze zu und schob die Vorhänge zur Seite. Sie sah auf die Gestalt unter der Decke, betrachtete den geliebten Mann, wie er schlief, sah das Heben und Senken seines Brustkorbes, sein erschöpftes Gesicht. Das helle Haar schien mit den Farben des Kissens zu verschmelzen. Sie versuchte sich sein Gesicht einzuprägen. Wie gerne würde sie es berühren. Ein letztes Mal ihre Finger darübergleiten lassen. Es brach ihr das Herz, ihn verlassen zu müssen. Tränen brannten in ihren Augen.
    Sie hob die Hand und strich über seine Wange. Lebwohl! Ich werde dich vermissen! Morgen um diese Zeit würde sie schon weit fort sein. Und jetzt geh endlich, Lea, bevor du dich ganz und gar zum Narren machst!
    Lea wandte sich ab. Ihr Herz krampfte sich vor Wehmut zusammen. Die Schlüssel fielen mit einem leisen Klicken auf den Tisch. Lea ging zur Tür und ein leiser Schluchzer kam über ihre Lippen. Aus! Vorbei!
    »Wer ist da? Lea!« Immos Stimme klang erschrocken.
    Sie drehte sich um. »Ich bin es, ja. Es tut mir leid, dich aufgeweckt zu haben. Ich wollte nur den Schlüssel zurückbringen und schnell Lebwohl sagen, doch du hast so fest geschlafen … «
    Immo schoss hoch und starrte sie ungläubig an. »Was machst du noch hier auf der Insel? Ihr wolltet doch schon vorgestern fahren?«
    Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Ich habe mich anders entschieden, wollte die Tage auf Wangerooge bis zum letzten Moment auskosten. Es ist früh genug, heute abzureisen.« Lea entfernte sich von ihm und ging zur Tür. »Leg dich ruhig wieder hin, Immo. Es ist noch zeitig am Morgen und ich muss mich jetzt schnell auf den Weg machen.«
    Immo war mit einem Satz aus dem Bett. »Lea, einen Augenblick noch.«
    Sie sah ihn fragend an. Mit drei Schritten war er bei ihr. Ihre Hände berührten sich. Lea entging seine Unsicherheit nicht, er schien nach Worten zu suchen.
    »Musst du wirklich gehen? Ich meine fortgehen?«
    Die Worte kamen so leise, dass Lea für einen Moment glaubte, sich verhört zu haben.
    »Immo, mein Schiff fährt in weniger als zwei Stunden!«
    Er löste sich von ihr und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mir wünsche, dass du bleibst.«
    »Aber ich muss gehen. Großvater wartet auf mich, er wird sich wahnsinnige Sorgen machen … «
    Wieder schien Immo mit sich zu ringen. »Dann begleite ich dich. Es dauert keine halbe Stunde und meine Sachen sind gepackt.«
    »Du willst mitkommen nach Italien? Aber die Schule, das Haus, alles hier … «
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich werde darüber hinwegkommen und die Schüler auch. Die letzten Tage – ich bin fast verrückt geworden bei dem Gedanken, dass du bei meiner Rückkehr nicht mehr da sein würdest. Lea, ich glaubte, ich könnte dich gehen lassen, aber ich kann es nicht. Daher beschloss ich, zwei Tage eher nach Wangerooge zurückzufahren, um dich aufzuhalten, mit dir zu reden. Doch es war wie verhext! Meine Kutsche hatte einen Unfall und ich habe das Bewusstsein verloren. Man brachte mich zu einer Krankenstation, wo ich betäubt dalag.«
    Ein erschreckter Laut kam über Leas Lippen.
    »Es ist alles in Ordnung«, beruhigte Immo sie. »Ich glaubte natürlich, dich verpasst zu haben. Als ich gestern endlich das Schiff erreichte, war ich verzweifelt. Ich bin wie ein herrenloser Hund über die ganze Insel gestromert. Habe nach dir gesucht, obwohl ich wusste, dass du fort warst, und bin schließlich wie tot ins Bett gefallen.«
    Ein Funke Hoffnung keimte in Lea auf. »Immo, noch einmal ganz langsam: Du willst Wangerooge verlassen, um mit mir zusammen zu sein?«
    »Ja, auch wenn der Abschied mir wehtut und du mich wahrscheinlich für verrückt hältst. Lea, mag es auch zu spät sein, es dir zu sagen, aber du bist so lange ein Teil dieser Insel, ein Teil meines Lebens gewesen, dass ich den Gedanken, du könntest weggehen, mich verlassen,

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