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Tochter der Nacht

Tochter der Nacht

Titel: Tochter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Diener, Halblinge und Menschen die Halle. Sarastro reichte ihr feierlich die Hand und geleitete Pamina zu einem Sitz, dann hob er die Hand, und Monostatos trat schnell vor.
    »Mein Gebieter«, rief er, »in Euren Diensten habe ich diesen Eindringling im Tempelbezirk gefangengenommen!« und wies die Wachen an, Tamino vorzuführen. Sarastro schüttelte das Haupt, und sie ließen Tamino los. Dann winkte er Monostatos zu sich.
    »Ich versichere Euch«, sagte Sarastro, »Ihr werdet belohnt werden, wie Ihr es verdient.«
    Monostatos fiel auf die Knie, griff nach seiner Hand und bedeckte sie mit Küssen. »Mein Herr und Gebieter, Ihr seid zu gütig. Ich bin nicht würdig…«
    »Euer Lohn ist wohl verdient«, unterbrach ihn Sarastro streng, entzog ihm seine Hand und befahl den Priestern:
    »Bringt ihn weg! Man soll ihn gehörig prügeln! Danach führt ihn zum Tor und werft ihn hinaus. Er darf nie wieder einen Fuß über die Schwelle setzen!«
    »Mein Gebieter!« rief Monostatos empört, als man ihn packte. »Ihr habt versprochen, ich dürfe mich den Prüfungen unterziehen.«
    »Das habt Ihr getan und schon die erste nicht bestanden. Damit sind Euch alle anderen verwehrt«, erwiderte Sarastro streng. Pamina hätte nie geglaubt, daß die freundliche Stimme vor Zorn wie Donner grollen konnte. »Ich habe Euch meine Tochter Pamina anvertraut, Monostatos, und Ihr habt die Probe nicht bestanden.«
    »Oh, Herr, ich erhebe Einspruch! Pamina versuchte zu entfliehen. Und seht doch, ich habe sie daran gehindert. Ich ha-be meine Pflicht getan!«
    »Nein, das habt Ihr nicht«, erwiderte Sarastro, »denn dies war die erste Prüfung. Ihr habt meine Tochter bedroht und belogen und damit das Vertrauen untergraben, das ich in Euch setzte. Bringt ihn hinaus«, fügte er energisch hinzu.
    Monostatos wehrte sich heftig und heulte und fluchte, als die Priester ihn aus dem Saal schleppten.
    ∗ ∗ ∗
    Sarastro bedeutete Tamino näher zu treten und fragte ihn:
    »Habt Ihr noch immer den Wunsch, Euch den Prüfungen zu unterziehen, mein junger Freund?«
    ∗ ∗ ∗
    Tamino konnte den Blick nicht von Pamina wenden. Er erwiderte: »Aus diesem Grund bin ich hierher gekommen, Herr.« Pamina lächelte ihm zu.
    »Wenn es also Euer Wille ist«, sagte Sarastro, »soll es geschehen.« Auch er lächelte freundlich. »Führt ihn hinaus«, fuhr er zu den Priestern gewandt fort, »und bereitet ihn auf die Prüfungen vor. Er soll auf die Probe gestellt werden, wie es das Gesetz befiehlt.«
    Taminos Augen hingen noch immer an Pamina. Er streckte die Hände nach ihr aus. Wie im Traum erhob sie sich und näherte sich ihm. Doch Sarastro schüttelte den Kopf, und die Priester griffen Tamino bei den Schultern – nicht grob, wie sie den sich wehrenden Monostatos gepackt hatten, aber doch bestimmt und entschlossen.
    »Noch nicht«, erklärte Sarastro überraschend freundlich,
    »Ihr seid beide noch nicht würdig. Bringt den Prinzen hinaus.«
    Tamino verneigte sich und ließ sich willig aus dem Saal führen. Sarastro streckte Pamina die Hand entgegen.
    »Hab keine Angst«, sagte der Priesterkönig, »sie werden ihm nichts tun, das verspreche ich dir, mein Kind. Er hat mein Vertrauen. Und nun…« Sarastro winkte eine große, freundlich aussehende Frau in den Gewändern einer Priesterin herbei, »auch du mußt dich den Prüfungen unterziehen, Pamina, doch wenn du willst, darfst du vorher Papagena sehen und dich selbst davon überzeugen, daß es deiner treuen Dienerin gut geht.« Er gab ihr sanft einen Kuß auf die Stirn.
    »Wir sehen uns wieder, wenn die Zeit gekommen ist, mein Kind. Habe Mut, ich vertraue auch dir. Ich weiß, daß du tapfer und aufrichtig bist. Verlasse dich auf die Stärken deiner Mutter, nicht auf ihre Schwächen, und du wirst die Probe bestehen. Nun geh, meine Tochter, bereite dich auf das Kommende vor. Du hast nichts zu befürchten. Es wird von dir nichts anderes verlangt, als dich auf dein wahres Wesen zu besinnen, das verspreche ich dir.«
    Sarastro verneigte sich in seltsamer Feierlichkeit vor Pamina und ging inmitten seiner Priester davon. Pamina sah ihm nach. Sie wußte immer noch nicht, was geschehen würde, bis die große Priesterin sie sanft an der Schulter berührte.
    »Prinzessin Pamina, kommt mit mir«, sagte sie freundlich.
    Paminas Augen suchten die Stelle, an der Tamino gestanden hatte, als man sie hinausbrachte.
     
    Zehntes Kapitel
    Tamino hatte eine Binde über den Augen. Auch wenn man sie ihm abnahm, glaubte er, würde er

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