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Tochter der Nacht

Tochter der Nacht

Titel: Tochter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Prinzen und an ihre kurze Berührung, an die Blicke, die sie tauschten. Ihr kam es vor, als kenne sie ihn schon seit hunderttausend Jahren und aus hunderttausend Leben…
    ∗ ∗ ∗
    Es genügte, daß Tamino sich den Prüfungen unterziehen wollte; und sie würde bereitwillig und frohen Herzens an seiner Seite stehen, obwohl ihr der Sinn verborgen war.
    Die Priesterin hatte Pamina in einem rituellen Bad gereinigt, die schönen seidenen Gewänder mitgenommen und ihr statt dessen eine grob gewebte, weiße, weite Tunika gegeben –
    das Gewand einer Novizin, wie sie erklärte –, und ihr auch gesagt, daß bei den Prüfungen jedem andere Aufgaben gestellt würden.
    Was immer sie auch erwartete, Tamino mußte sich anders bewähren. Pamina bedauerte das. Sie hätte sich gern in allem bewährt, worin sich auch Tamino bewähren mußte.
    Doch die Priesterin wollte ihre Fragen nach dem Beginn der Prüfungen nicht beantworten und sagte nur, alles würde zu seiner Zeit geschehen. Im Augenblick erwarte man nur Gehorsam von ihr. Auf alle weiteren Fragen erklärte sie nur freundlich:
    »Prinzessin Pamina, was in den Prüfungen geschieht, darf nicht bekannt werden, sonst würden sie ihren Wert verlieren. Vergeßt nur das eine nicht: Es wird von Euch nichts anderes verlangt, als in Übereinstimmung mit der besten Seite Eures Wesens zu handeln.« Dann forderte sie Pamina auf, sich hinzulegen und zu schlafen. Die Priesterin umarmte sie schwesterlich – nein, dachte Pamina, keine meiner Schwestern war je so freundlich zu mir. Ich weiß, daß sie mich als Thronerbin beneiden – und ließ sie in dem dunklen Gemach allein. Die Lampe nahm sie mit.
    ∗ ∗ ∗
    Pamina versuchte folgsam einzuschlafen. Aber Taminos Gesicht stand ihr vor Augen, und sie dachte an den kurzen Augenblick, in dem ihre Hände sich berührten… Sie sollte aber jetzt nicht an Tamino denken, sondern an die Prüfungen…
    Würde sie Angst haben? Würde sie Schmerzen erdulden, ihren Mut und ihre Ausdauer beweisen müssen? Von all dem hatte sie nichts gelernt… Nach einer Weile fiel Pamina in einen unruhigen Schlaf.
    Schritte und ein Schatten, der über ihr Bett fiel, weckten sie auf. Zuerst glaubte Pamina, eine Priesterin sei gekommen, um sie zu ihrer ersten Prüfung abzuholen. Aber nicht das Gesicht einer Frau beugte sich über sie, sondern die große, schlanke Gestalt eines Mannes. Voller Entsetzen und Abscheu erkannte sie Monostatos.
    Er packte Pamina an den Schultern, preßte sein Gesicht auf das ihre; seine Lippen bedeckten ihren Mund, und sie konnte nicht atmen. Er küßte sie lange und leidenschaftlich. Pamina wehrte sich und versuchte, mit ihren schwachen Kräften seine Hände von ihren Schultern zu zerren. Doch seine Lippen lösten sich nicht von ihrem Mund. Mit dem ganzen Gewicht seines Körpers legte er sich auf sie, und Pamina erkannte entsetzt, was Monostatos vorhatte. Verzweifelt versuchte sie, ihm das Knie in den Leib zu stoßen, doch gegen seine Riesenkräfte konnte sie nichts ausrichten. Es gelang ihr schließlich, sich zur Seite zu wälzen. Pamina rang nach Luft und keuchte:
    »Sarastro wird dir dafür bei lebendigem Leib die Haut ab-ziehen!«
    »Bist du so sicher, meine Kleine? Vielleicht bist du hinterher gar nicht so unzufrieden. Jedenfalls bin ich deinetwegen schon einmal geprügelt worden. Für meine Schmerzen will ich diesmal mehr als einen Kuß. Warum machst du es uns nicht leichter?«
    »Nein!« keuchte Pamina und wehrte sich aus Leibeskräften.
    Lieber wollte sie sterben, wenn es sein mußte, als von dieser… dieser Kreatur vergewaltigt zu werden! Doch wie sehr Pamina auch kämpfte, Monostatos ließ nicht von ihr ab.
    Pamina schrie um Hilfe, doch sie wußte, man hatte sie allein gelassen, denn die Anwärter für die Prüfungen blieben immer allein. Ihre Dienerinnen konnten sie hier nicht hören.
    Würde ihr niemand zu Hilfe kommen? Sie würde sich lieber von ihm umbringen lassen. Und wenn sie schon sterben mußte, würde sie sich gegen diese widerwärtige Kreatur in Menschengestalt wehren bis zuletzt. Die Kehle schmerzte Pamina vom Schreien, und ihr Herz klopfte wie rasend; sie spürte, wie ihre Kräfte nachließen. Und als Monostatos das weiße Gewand zerriß und triumphierend auf sie hinunter starrte, glaubte Pamina, sich übergeben zu müssen.
    Ein Licht flammte auf, das sie blendete. Monostatos wurde, wie vom Blitz getroffen, in eine Ecke des Gemachs geschleudert. Sie hörte ihn aufschreien, unartikuliert, angsterfüllt und

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