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Tochter der Nacht

Tochter der Nacht

Titel: Tochter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Einfluß ihrer Mutter hatte auch sie ihn gehaßt. Sie konnte verstehen, daß die beiden in Fragen der Religion oder ähn-lichem – Dinge, die für Pamina bisher nur wenig Bedeutung besaßen – nicht übereinstimmten. Aber sicher reichte es, daß sie getrennt voneinander lebten und jeder über sein Reich herrschte. Aber Mord? Alles in Pamina lehnte sich dagegen auf.
    Ich kann nicht töten… nein, nein, selbst für meine Mutter nicht… auch wenn sie mich verstoßen sollte, dachte sie verstört und brach in Tränen aus.
    Würde ihre Mutter sich wirklich von ihr lossagen? War das möglicherweise eine der Prüfungen? Man hatte sie nur auf die Probe gestellt, um herauszufinden, ob sie auf die Stimme ihres Gewissens hörte.
    Doch sie hatte gelernt, an die absolute Gerechtigkeit ihrer Mutter zu glauben. Hatte sie möglicherweise versagt? Die Sternenkönigin konnte doch kein Unrecht begehen. Verdiente Sarastro nicht den Tod, wenn die Sternenkönigin sein Leben forderte? Konnte sie ihre Mutter enttäuschen, um das Leben des Mannes zu retten, der die Sternenkönigin haßte.
    Was bedeutete ihr Sarastro? Was bedeutete ihr ein unbekannter Vater im Vergleich zur Mutter, die sie ihr Leben lang geliebt, umhegt und umsorgt hatte?
    Wieder sah sie Sarastros freundliche Augen, als sie fragte:
    »Seid Ihr mein Vater?« und hörte seine freundliche Antwort.
    Wie konnte sie ihn ermorden? Was hatte er getan, um den Tod zu verdienen? Sie wußte es nicht. Wenn die Mutter wirklich glaubt, mein Vater verdient den Tod, dann soll sie ihn selbst umbringen und nicht mich dazu zwingen!
    Pamina hörte ein leises Geräusch, und ihr fiel ein, daß Monostatos immer noch in der Ecke kauerte, wohin ihn der Blitz geschleudert hatte. Langsam stand er auf und näherte sich ihr.
    Pamina faßte den Dolch fester. Solange sie die Waffe in der Hand hielt, sollte er nicht wagen, sich an ihr zu vergreifen.
    »Bleibt stehen!« rief sie und spürte, wie ihre Stimme zitterte.
    »Fürchtet Ihr mich, Pamina? Habt Ihr Angst vor mir? Oder ist es der Mord, den Ihr im Herzen tragt?« fragte Monostatos.
    »Schließlich bin ich kein gewöhnlicher Halbling, sondern der Sohn des Großen Drachen, und ich weiß alles, was hier geschieht. Ich kann Euch und Eure Mutter retten. Aber Ihr kennt meinen Preis, Pamina.«
    Sie hob schnell den Dolch. »Meine Mutter würde sich auf einen solchen Handel nie einlassen… und ich auch nicht!«
    »Seid Ihr so sicher?« fragte er und kam näher. »Den Dolch gebt Ihr besser mir…«
    Monostatos streckte die Hand danach aus. Doch Licht flammte auf, und Sarastro stand in dem Gemach.
    »Hinaus!« sagte er zu Monostatos, und der Halbling stürzte mit gesenktem Kopf davon.
    »Vater…!« rief Pamina.
    »Still, mein Kind. Hab keine Angst. Ich weiß alles.«
    »Vater, ich flehe Euch an, bestraft meine arme Mutter nicht!
    Was sie auch getan haben mag, ich weiß, sie kann Euch nicht schaden! Und… und…«, die Kehle war ihr wie zuge-schnürt; sie fürchtete, sie würde wieder weinen… »Ich bitte Euch, rächt Euch nicht an meiner Mutter. Sie ist außer sich, weil sie mich verloren hat…«
    Sarastro zog sie sanft an sich: »Weine nicht, mein Kind«, tröstete er Pamina, »für Rache ist kein Platz in unserer Religion. Sie mag das Schlimmste tun, und ich kann sie nicht vor den Folgen schützen, die sie selbst heraufbeschworen hat.
    Aber ich versichere dir, ich werde nicht die Hand gegen sie erheben. Und sei es auch nur aus dem Grund, daß sie die Mutter meiner Tochter ist. Allein deshalb sind mir ihre Person und ihre Würde heilig. Auch um deinetwillen, Pamina, könnte ich ihr vieles vergeben. Du weißt es nicht, aber es war eine der ersten Prüfungen. Du solltest beweisen, daß du selbst dann noch Mitgefühl empfindest.« Er gab ihr einen sanften Kuß auf die Stirn.
    Pamina verzog kaum wahrnehmbar die Lippen und fragte:
    »Gehörte es auch zu den Prüfungen, daß ich mich gegen Monostatos wehren mußte? Oder hätte ich ihm zu Willen sein sollen…?«
    »Mein liebes Kind…«, Sarastro seufzte. »Nein, natürlich nicht, das kannst du mir glauben. Und ich verspreche dir, daß er dich nicht noch einmal berühren wird. Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut, daß du das erdulden muß-
    test. Ich gebe zu, daß ich ihn falsch eingeschätzt und ihm zu viel Vertrauen geschenkt habe. Ich bestrafe ihn nur ungern.
    Sein Vater war mein Freund, ein guter und vertrauenswürdiger Mann. Er war auch der Gemahl deiner Mutter, ehe ich sie kannte. Ich schätzte

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