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Tochter der Nacht

Tochter der Nacht

Titel: Tochter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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legte den Arm um sie.
    »Halte dich fest. Es kann schwierig werden. Diese Halblinge sind nicht wie die in der Stadt und keineswegs zahm. Vielleicht muß ich sie mit der Flöte bezwingen. Ich möchte es nicht, denn es sind freie Wesen. Aber ich werde nicht zulassen, daß dir ein Leid geschieht. Halte dich fest, Pamina, doch wenn sie uns angreifen, werde ich sie aufhalten.« Er wußte, daß sie sich ebenfalls ängstigte.
    »Was haben wir mit diesem alten Krieg zwischen unseren Völkern zu tun? Können sie nicht sehen, daß wir nur Hilfe von ihnen wollen«? fragte Pamina.
    Tamino hob die Flöte an den Mund, doch als er sah, daß die Robben-und Delphin-Halblinge sie in einiger Entfernung umkreisten, ließ er das Spielen sein. Die Halblinge schwammen weit genug entfernt, um ihn und Pamina nicht länger zu schrecken.
    Tamino ließ die Flöte sinken. Es mußte doch ein besseres Mittel geben! Sarastros Worte kamen ihm in den Sinn, und er konnte nicht glauben, daß man sie hierhergeschickt hatte, um das Meer-Volk wieder zu Sklaven zu machen. Das klang nicht nach all dem, was er von den Priestern in Sarastros Reich gehört hatte.
    »Müßt ihr wirklich der Flöte gehorchen?« schrie er den Halblingen zu.
    »Das weißt du genau, Sohn des Affen«, erwiderte der riesige Robben-Mann, und Bitterkeit lag in seinen großen, traurigen Augen. »Du hast unser Leben und unser Volk in der Hand.
    Wie können wir uns gegen eine Waffe verteidigen, gegen die man sich nicht wehren kann? Was nützt in einem solchen Fall alles Reden? Warum stellst du Fragen, wenn du die Macht hast, Befehle zu erteilen? Wir können nicht einmal fliehen, denn du hast die Macht, uns wieder zurückzurufen.«
    Tamino erwiderte: »Du kannst mir glauben, Bruder aus dem Meer, davon wußte ich nichts. Ich bin gegen meinen Willen hier. Aber es muß ein besseres Mittel geben. Die Flöte gehört mir nicht. Mein Wort verpflichtet mich, sie zu behüten. Doch ich schwöre bei meinem Leben, ich werde nichts von euch fordern…« Tamino warf einen Blick auf Pamina, die sich –
    völlig erschöpft – nur noch mit Mühe über Wasser hielt. Kein Wunder, hatte sie doch bei der Prüfung der Luft viel Kraft verloren, und er hatte wenig getan, um ihr zu helfen.
    Tamino sagte: »Wenn es nach mir ginge, würde ich euer Reich so schnell wie möglich verlassen und nie mehr zurückkehren, nur müßte mir einer von euch die Richtung weisen, in der das Land liegt.«
    Tamino drückte Pamina fester an sich. »Ich will versuchen, meine Gefährtin zu tragen.« Sie war mit ihm durch die Lüfte geflogen, und er würde sie jetzt durch das Wasser tragen.
    ∗ ∗ ∗
    »Aber ich kenne den Weg nicht. Kann mich nicht einer von euch zum Ufer geleiten, wenn es sein muß, in sicherem Ab-stand von uns?«
    Die Robben-Frau, die als erste aufgetaucht war, sagte vorsichtig: »Dort, am Horizont, liegt das Festland. Es dauert ein Zwölftel des Tages, bis du es erreichst.« Sie tauchte unter und schwamm schnell in eine Richtung, die Tamino nicht bestimmen konnte. Er wußte nicht, wo Norden, Süden, Osten oder Westen war.
    Tamino sank das Herz. Konnte er so weit schwimmen und Pamina dabei über Wasser halten? War es richtig und gerecht, daß sein Leben von der Fähigkeit zu schwimmen abhängen sollte, wo er doch wirklich wenig Übung darin hatte? Sollte das vielleicht die Prüfung sein? Taminos Angst wuchs, als er nicht weit entfernt eine scharfe, gezackte Flosse das Wasser durchschneiden sah… Nein, es war weder richtig noch gerecht! Schließlich konnte er diesen Geschöpfen mit der Flöte Befehle erteilen, nicht seinetwegen, sondern um Pamina zu retten.
    Er drückte sie enger an sich. Die Robben-Frau schwamm sehr bschnell und war seinen Blicken schon fast entschwunden, als Tamino die Flöte an die Lippen setzte. Er wollte den Wasserwesen kein Leid antun, und sobald Pamina am sicheren Ufer war, würde er sie wieder ins Meer entlassen.
    »Tamino…«, flüsterte Pamina und umklammerte seinen Arm. »Sind wir denn wirklich verloren? Weißt du überhaupt, wo das Land liegt? Ich weiß es nicht. Aber sie wissen es. Deshalb hat man uns die Flöte gegeben. Wir müssen beweisen, daß wir über sie herrschen können, der Mensch über den Halbling.«
    Bleischwer hing Pamina an ihm und wirkte so erschöpft, daß Tamino fast vor Angst verging. Ihre Augen waren vom Salzwasser gerötet und die Lider waren geschwollen. Er mußte Pamina um jeden Preis sicher an Land bringen, selbst wenn es bedeutete, die Prüfungen nicht zu

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