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Tochter der Nacht

Tochter der Nacht

Titel: Tochter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wohlgeformten Kopf. Sie und der zweite Delphin-Mann schwammen dicht nebeneinander, sich in unschuldiger Sinnlichkeit aneinander reibend, und schienen im Gegensatz zu Tamino, der nur heftig rudernd vorwärts kam, mühelos durch das Wasser zu gleiten. Würden er und Pamina je solche Nähe erreichen?
    Felshüter glitt durch das Wasser bis dicht vor Tamino und streckte die Arme aus.
    »Gib sie mir«, befahl er, und schob seine Arme unter Paminas Körper. »Oh, damit schmückt ihr euch? Wie kann man darin schwimmen, es ist im Wasser doch nur hinderlich.«
    Felshüter senkte den Kopf, packte Paminas Gewand mit den Zähnen, zerriß es und ließ es davonschwimmen. Verlegen wandte Tamino den Blick ab und widersprach aufs heftigste, als der glatte nackte Delphin-Mann Paminas weißen Körper an sich drückte. Doch die anderen Delphin-Halblinge umring-ten Tamino lachend, zerrten an seinem Gewand und zerrissen es ebenfalls.
    »Jetzt kannst du eben so gut schwimmen wie wir«, neckten sie ihn und schoben Tamino freundlich vorwärts. Der Prinz reckte den Kopf so hoch er konnte aus dem Wasser, um Pamina nicht aus den Augen zu verlieren. Was würde sie denken, wie erschrocken würde sie sein, wenn sie wieder zu sich kam und sich nackt in den Armen eines fremden Delphin-Mannes wiederfand? Die beiden anderen Halblinge schwammen neben ihm, preßten ihre Körper an den seinen und trugen ihn durch das Wasser.
    »Du darfst nicht so zappeln und um dich schlagen«, erklärte die Delphin-Frau… es war Wellenreiterin, »wir lassen dich nicht untergehen. Versuche, wie wir zu schwimmen, und laß dich vom Wasser tragen.« Sie begleitete diese Worte mit einem sinnlichen Vibrieren ihres Körpers. Auch der Delphin-Mann drückte sich an Tamino, schob sich unter ihn und glitt an seinem Körper entlang.
    All diese Nacktheit, diese Sinnlichkeit, versuchte Tamino aus seinen Gedanken zu verbannen. Sie waren arglos und ohne Scham, er war es nicht, und die Halblinge schienen das zu wissen; mit ihrer glatten, kühlen Haut drückte sich die Delphin-Frau an seinen Körper und schien die Berührung sehr zu genießen. Tamino konnte nichts dagegen tun, und schließlich versuchte er nicht länger, sich ihrer zu erwehren.
    Auch er überließ sich der Freude an der Berührung und dem Wasser. Die beiden trugen ihn viel schneller vorwärts, als Tamino hätte schwimmen können, und ohne Paminas Gewicht konnte er sich besser bewegen. Tamino drehte sich nach ihr um, weil er sie nicht aus den Augen verlieren wollte, doch die beiden Delphin-Halblinge drückten ihm energisch den Kopf nach vorne, pfiffen fröhlich und tauchten mit ihm unter der nächsten Welle hindurch.
    Nach einer Weile spürte er Sand unter den Füßen. Wellenreiterin glitt mit ihrer Nase genußvoll über seinen Körper und pfiff dabei vor Vergnügen. Felshüter sprang mit Pamina in den Armen ans Ufer und ließ sie sanft in den Sand gleiten.
    ∗ ∗ ∗
    Erschrocken sah Tamino, wie unbeholfen der Delphin-Mann zu Lande war, ganz im Gegensatz zu seiner unvergleich-lichen Anmut im Wasser.
    Wellenreiterin hielt die Flöte immer noch in der Hand, sprang in die Brandung zurück und ließ sich von den Wellen wiegen. Aus ihrem glatten gräulichen Körper sprach Trotz.
    Felshüter tauchte zu ihr, stieß ihr mit der Nase ärgerlich an die Hand, den Nacken und die Brüste, bis sie die Flöte schließlich fallen ließ. Er nahm sie ebenso selbstverständlich in den Mund, wie ein Mensch sie in die Hand genommen hätte, und brachte sie Tamino.
    »Es widerstrebt mir, dieses Instrument der Sklaverei zurückzugeben. Doch ich werde mein Versprechen halten. Hier, nimm sie!« Ärgerlich brummend gab er Tamino die Flöte zu-rück.
    Tamino blinzelte, weil ihm die Augen vom Salzwasser schmerzten, und erwiderte: »Ich schulde dir Dank, Bruder aus dem Meer.«
    »Du schuldest mir nichts. Du hättest unsere Hilfe fordern können und hast bewußt darauf verzichtet«, sagte Felshüter mißmutig. »Nie wieder werde ich behaupten, daß ein Sohn des Affen sein Wort nicht hält.«
    »Und ich«, erwiderte Tamino und war sich plötzlich wieder seiner Nacktheit bewusst, »ich schwöre, daß der Alte Vertrag zwischen dem Menschen-Volk und dem Meer-Volk nie wieder gebrochen wird.«
    »So sei es«, sagte Felshüter und stieß einen langen durchdringenden Pfiff aus. Die drei Delphin-Halblinge sprangen hoch in die Luft, tauchten in die Wellen und verschwanden in den Fluten. Tamino blickte hinaus auf das Meer, bis ein entsetzter Aufschrei

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