Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten
schützend um sie herum verteilten. Alderan stand hinter Levana und betrachtete den Verräter mit dem Blick eines Mannes, der ein lästiges Insekt inspiziert.
»Doch, mich«, sagte Gabriella scharf. »Ich habe gesehen, wie Malina meinen Vater mit dem Schwert tötete!« Den Anblick würde sie den Rest ihres Lebens nicht vergessen, gleichgültig, wie kurz oder lang es noch andauern sollte. Sie hatte, was ein hohes Alter betraf, neuerdings gewisse Zweifel. »Ich weiß, dass Sie gemeinsame Sache mit ihr gemacht haben! Ihr beide habt mir eine Falle gestellt und Vaters Tod beschlossen! Ich habe gehört, wie ihr sogar von einer Belohnung gesprochen habt!«
Der Mann sah sie mit ausdrucksloser Miene an. »Du magst Strabos andere Tochter sein, die seiner Buhle, aber du hast hier nichts zu sagen.«
»Hüte deine Zunge«, fuhr Darran ihn scharf an. Gabriella zerrte ihn am Ärmel zurück und baute sich vor Tabor auf. Sie hatte nie wie andere Frauen einen männlichen Beschützer gehabt, der für sie eingetreten wäre. Sie war es gewöhnt, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Und in diesem Fall war es ihr ein Anliegen.
»Wenn hier einer noch einmal etwas gegen meine Mutter sagt, dann wird er mich kennenlernen«, zischte sie den Mann an. »Und Sie als Allererster, Sie Verräter! Würde Vater noch leben, hätte er Sie schon längst zur Verantwortung gezogen. Julian scheint Sie schlecht getroffen zu haben, als er den Pfeil auf Sie abschoss.« Ihre Augen funkelten so wütend, dass Tabor einen Schritt zurücktrat, er griff an seine Schulter. Hinter sich hörte sie Levana zustimmend murmeln.
»Sie ist zurück«, sagte ein anderer. Es war ein sehr alter Mann, der von der anderen Seite mit einer kleinen Gruppe Bewaffneter dazustieß. Sein Blick war jedoch nicht feindselig, sondern voller Verwunderung. »Es ist unvorstellbar. Sie hat die Nebel gerufen, und sie haben sie wieder gehen lassen. Das ist ein Zeichen, dass die Alten sie akzeptiert haben.«
»Das ist ein Zeichen, dass sie nur Mensch ist«, schnarrte Tabor. »So wie …«, ein Blick auf Gabriella, »wie ihre Mutter.«
Gabriella stemmte die Hände in die Hüften. Darran stand dicht neben ihr, behielt Tabor im Auge, schien sich jedoch nicht einmischen zu wollen. Dennoch war seine Unterstützung körperlich zu spüren. Doch trotz seiner Unterstützung: Ihr Vater war vor ihren Augen von ihrer Schwester erstochen worden. Markus war tot. Auch durch die Schuld ihrer Schwester, und sie selbst war die Nächste auf Malinas Todesliste. Die Nebel hatten sie verschluckt und wieder ausgespien.
»Gut, Tabor. Dann lassen Sie uns einmal etwas klarstellen: Ich habe genug.« Sie deutete mit der flachen Hand eine imaginäre Linie über ihrer Stirn an. »Bis hierher genug. Aus, Schluss mit Mord und Totschlag und euren Intrigen! Und wenn Sie jetzt Ärger machen, werden Sie der Erste sein, der das zu spüren bekommt.«
Inzwischen drängte sich schon ein ansehnliches Grüppchen näher heran, um ja nichts zu versäumen. Tabor wandte sich wieder Darran zu. Er schien entschieden zu haben, dass seine Anhängerschaft groß genug war, um ihm den Rücken zu stärken, und es nicht lohnte, sich länger mit Gabriella abzugeben. »Wir verlangen, dass ihr Malina freilasst. Als Strabos wahre Tochter ist sie die Einzige, die durch den alten Bund noch Zugang zu den Alten hat.«
Wut stieg in Gabriella hoch. Diese Frau, die so viel Unglück gebracht hatte, freilassen? »Sie ist nicht die Einzige«, fuhr sie ihn an. »Oder sind Sie blind? Ich war bei ihnen! Sie kamen, weil ich sie gerufen habe!« Hatten sie zumindest behauptet.
Gemurmel brandete auf, wurde lauter, Gabriella sah, wie Tabors Männer nach ihren Waffen griffen, sie spürte Darrans Anspannung, und seine Männer rückten näher. Die Lage wurde greifbar bedrohlich. Und ihr Wunsch, Tabor mit den Fingernägeln genüsslich über das Gesicht zu kratzen, während sie mit ihrem gesunden Knie die relevante Stelle zwischen seinen Beinen traf, wurde unwiderstehlich.
Sie wurde von einer Seite davon abgehalten, mit der sie nicht gerechnet hatte.
»Hört mich an.« Die Stimme war kühl und doch würdevoll und autoritär. Sie schnitt wie kühles Wasser durch die hitzigen Stimmen und ließ die Menschen in der Halle verstummen. Es war Alderan.
Levanas Schatten trat neben Gabriella. »Ich habe gesehen, wie Markus Gabriellas Vater zum Ort seiner Ahnen brachte, als er im Sterben lag. Und Strabo ging sterbend in die Nebel ein. Das ist seit sehr langer Zeit nicht mehr
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