Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten
so weit Sie können.«
»Ja, das tu ich. Alles, was ich kann.«
Er packte Gabriella so fest an der Hand, dass sie erschrak. »Strabo … Sie sind wichtig für dieses Land. Sag Darran, es ist …« Er riss die Augen auf. Ein singender Ton durchbrach seine Worte. Eine Klinge zuckte durch die Luft, zugleich riss ein kraftvoller Stoß sie von Markus weg.
Gabriella sah nicht mehr, was das Schwert Markus antat, denn grobschlächtige Hände griffen nach ihr. Sie wehrte sich, trat um sich, aber zwei Männer hatten sie an den Armen gepackt und hielten sie fest.
»Wirf deine Waffen weg, Darran! Sonst stirbt sie!« Die Stimme des blonden Jägers durchschnitt den Kampflärm.
Sie wollte sich losreißen, aber die Männer drückten sie auf die Knie. Ihr Blick huschte zu Markus. Entsetzt schloss sie die Augen. Tränen liefen über ihr Gesicht. »Das alles ist Wahnsinn«, flüsterte sie. »Vollkommener Wahnsinn.« Sie warf den Kopf zurück und schrie. Es war ein Schrei voller Verzweiflung, voller Wut, ein Schrei, so intensiv, dass er für Momente jeden in der Halle lähmte. Sie sah, wie Darran auf sie losrannte, mehrere Männer stellten sich ihm in den Weg, er schlug mit einer Besessenheit auf sie ein, die ebenfalls beinahe an Wahnsinn grenzte.
Und dann geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Und Gabriella am allerwenigsten. Nebel stiegen um sie herum aus dem Boden empor. Sie krochen bei der Tür herein. Sie kamen durch das Tor, durch die schießschartenartigen Fenster. Die Kämpfenden wichen zurück, und eine atemlose Todesstille herrschte im Raum, während die Nebel weiterkrochen, auf Gabriella und Markus zu.
»Sie hat die Nebel gerufen …« Die Männer, die sie hielten, ließen sie los und wichen mit angstgeweiteten Augen zurück. Gabriella hätte es ihnen gern gleichgetan, aber sie kamen von allen Seiten, schlossen sie und Markus toten Körper ein.
»Gabriella! Raus da! Komm her!« Sie sah, wie Darran auf sie zustürmte und Julian ihm nachhechtete.
»Nein, nicht! Darran! Sie werden dich töten!« Der blonde Jäger warf sich von hinten auf Darran und brachte ihn zu Fall. Beide Männer rollten sich auf dem Boden, Darran hatte sein Schwert verloren und schlug wie von Sinnen auf Julian ein, aber der klammerte sich an ihn fest. Von der anderen Seite lief Levana auf Gabriella zu, wurde jedoch von Alderan gepackt und zurückgerissen.
Zu dieser Zeit leckten bereits Nebelzungen an ihr empor. Sie spürte ein kühles Prickeln, als würde sie durch Eiswasser waten. Sie wollte schreien, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Zuletzt hörte sie Darrans verzweifelte Flüche, als er versuchte, Julian abzuwerfen.
Dann wurde die Welt um sie herum still. Grau hüllte sie und Markus ein. Und in dem Grau glitzerte es, als schiene die Morgensonne auf Abertausende von Tautropfen.
***
Darran schlug in verzweifelter Wut auf Julian ein, der sich mit der Kraft von zehn Männern an ihn klammerte. »Das ist das verfluchte Weib nicht wert!«
»Sei selbst verflucht!« Es gelang Darran, seinen Dolch aus dem Gürtel zu ziehen und ihn Julian in die Schulter zu rammen, ehe dieser ihn abwehren konnte. Sein Griff löste sich für einen Moment, Darran schlug ihm die Faust ins Gesicht, es knirschte, Julian ächzte, ein gurgelnder Laut, und dann erschlafften seine Hände, und Darran sprang auf.
Er stolperte, fing sich und stürzte zu der Stelle, wo Gabriella noch vor Kurzem neben Markus gekniet hatte. Sie war verschwunden. Nur eine Blutlache erinnerte noch daran, dass sein Freund mit seinem Leib den Pfeil aufgefangen hatte, der für Gabriella bestimmt gewesen war. In hilflosem Zorn ballte er die Fäuste und schrie los. »Ihr verdammten Nebel! Lasst sie! Holt mich stattdessen!«
Er hörte Malinas triumphierendes Lachen, dessen Echo von den hohen Wänden der Halle zurückgeworfen wurde. Es klang wie das Lachen einer Irren. »Die Nebel vernichten alles, was nicht hierher gehört!«
Darrans Blick fiel auf Markus’ Schwert. Sich danach bücken, herumwirbeln und auf Malina losgehen war eins. Sie lachte nicht mehr, als er auf sie einschlug. Mit dem ersten Hieb hatte er ihr das Schwert aus der Hand geschlagen. Mit katzenhafter Gelenkigkeit wich sie einigen Schlägen aus, wehrte andere mit dem Bogen ab. Dennoch trieb er sie gezielt immer weiter, in eine Ecke hinein. Aus seinem Augenwinkel sah er, wie Julian sich erhob. Der blonde Jäger wischte mit seinem Ärmel das Blut aus dem Gesicht und kam auf Darran zugelaufen, das Schwert in der Hand.
Der Kampf
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