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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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zuweilen seltsame Dinge passierten. Noahs künstlerische Fähigkeiten waren eng mit seinen Träumen verknüpft. Wenn er also nicht mehr träumen konnte …
    »Das liegt an den Schlafmitteln«, erklärte ich ihm. »Sobald du sie absetzt, wirst du auch wieder malen können.«
    Noah schlug den Blick nieder, und mein Magen zog sich zusammen. Er konnte mir nicht mal in die Augen sehen?
    »Ich habe keine eingenommen«, beichtete er leise.
    »Aber …« Zum ersten Mal in meinem Leben fehlten mir die Worte. »Aber du bist doch nicht etwa in der Traumwelt gewesen? Karatos … du …«
    Nun hob er den Blick und sah mich an. »Ich glaube, Karatos hat irgendetwas mit mir angestellt.«
    Gütiger Gott. »Und du hast keine Schlafmittel genommen, keine Antidepressiva, keinen Alkohol?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    Zorn mischte sich in meine Sorge. »Auch nicht, als ich dich darum gebeten hatte?«
    Er hatte nicht einmal den Anstand, wenigstens reumütig dreinzublicken. »Nein.«
    »Scheißkerl«, fauchte ich ihn an. »Du lässt mich glauben, du wärst in Sicherheit, während du in Wahrheit dein Leben riskierst? Was soll das?«
    »Riskiert habe ich offensichtlich gar nichts, wenn ich nicht träumen kann.«
    »Jetzt komm mir nicht mit Wortklaubereien. Du konntest zu diesem Zeitpunkt gar nicht wissen, dass du nicht träumen kannst.« Ich rieb mir die Stirn. »Vielleicht hat Morpheus dich aus der Traumwelt verbannt.« Das war weit hergeholt, aber durchaus möglich.
    Noah blickte mich hoffnungsvoll an. »Meinst du?«
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich kann nicht glauben, dass du so dämlich bist, dein Leben so leichtfertig zu riskieren.«
    Seine Augen verengten sich, und seine Nasenflügel bebten. Er war nun in der Defensive. Gut, denn ich fühlte mich in diesem Augenblick ausgesprochen
offensiv
. »Ich kann allein auf mich aufpassen.«
    »Wen, verdammt noch mal, versuchst du hier zu verarschen? In der Traumwelt kann nicht einmal ich allein auf mich aufpassen. Und ich komme schließlich von dort!« Ich sprang auf. »Herrgott, Noah. Was hättest du getan, wenn Karatos dich wieder verfolgt hätte? Ich kann nirgendwo hingehen, außer in das Schloss meines Vaters. Ich hätte dir nicht helfen können.«
    Auch er stand nun auf, sein Gesicht angespannt und tiefrot vor Wut. »Ich habe mir geschworen, mich nie wieder vor einem Tyrannen zu verstecken. Und das habe ich auch jetzt nicht vor.«
    Darüber konnte ich später noch nachdenken. Im Augenblick war ich viel zu wütend dazu. »Karatos ist ein seelenloses Ding, das von der Angst lebt – nicht bloß ein Tyrann«, blaffte ich ihn an.
    »Ich habe keine Angst vor ihm.«
    »Es gibt nur eine dünne Linie zwischen Heldentum und Dummheit, Noah, und diese Grenze hast du überschritten.«
    »Du kannst mich mal.«
    Das tat nicht einmal weh – ich war viel zu erschrocken und wütend, als dass ich irgendetwas anderes gefühlt hätte. »Oh, wie nett. Hast du dir auch mal überlegt, wie ich mich fühlen würde, wenn Karatos dich ernstlich verletzt hätte? Oder schlimmer, dich töten würde? Was wäre mit Warren? Deiner Mutter? Deinen Schwestern?«
    Er wurde blass, und ich wusste, dass ich allmählich zu ihm durchdrang.
    »Tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe«, fuhr ich fort, und meine Stimme zitterte. »Aber du hast mich auch gekränkt. Du vertraust mir nicht, du scherst dich offensichtlich einen Dreck um mich, und du lügst mich auch noch an.«
    »Doc …«
    Ich hob die Hand. »Lass es gut sein. Rein rational verstehe ich sogar, dass du einen Grund hattest, dich so zu verhalten. Gefühlsmäßig verstehe ich es aber absolut nicht.« Und das meinte ich genau so, wie ich es sagte.
    Er schob die Hände in die Hosentaschen. »Was sollen wir jetzt machen?«
    Aha, er war also wieder beim »wir«. Ich hätte ihn am liebsten windelweich geschlagen, damit er zur Besinnung kam. Dabei wusste ich, dass er mich mit seinem Verhalten nicht verletzen wollte. Aber sein Verhalten holte diese fast verdrängte Angst wieder hervor, die in mir schwelte, seit wir zusammengekommen waren. Die Angst, dass wir ohne Karatos überhaupt keine Beziehung hätten. Dass wir, wenn alles vorbei war – und wir überlebt hatten –, einander nichts mehr bedeuten würden.
    Und dieser Gedanke brach mir das Herz.
    »Wir werden herausfinden, was mit dir passiert ist. Und zwar auf der Stelle.« Ich drehte mich zur Seite und streckte die Hand aus. Wahrscheinlich hätte ich das nicht tun müssen, um ein Portal zu

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