Tochter der Träume / Roman
schlagen.«
»Nein.« Er griff sich ein Handtuch und trocknete Kopf und Nacken ab.
»Ach, komm schon.« Ich wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Du willst bestimmt nicht, dass er Hackfleisch aus mir macht.«
Noah blickte unter einer Ecke des schneeweißen Handtuchs hervor. »Natürlich nicht, aber ich werde es nicht darauf anlegen, dich zu verletzen.«
»Weil ich eine Frau bin?« Ich wusste nicht recht, ob ich amüsiert oder verärgert war.
Das Handtuch lag jetzt um seinen Hals, und sein Haar stand ihm in allen Richtungen vom Kopf ab. »Ja.«
Es gefiel mir, dass er so ehrlich war, aber was er dachte, gefiel mir gar nicht. Es war zwar schön zu wissen, dass Noah der Meinung war, Männer sollten Frauen nicht schlagen, aber manche Frauen konnten ein paar Schläge vertragen, wie zum Beispiel diese Furien in den Fernsehshows, die mit ihren Schuhen auf Männer eindroschen. Allerdings wirkte Noah so fest entschlossen, niemals eine Frau zu schlagen, dass ich mich nach dem Grund dafür fragte. Doch das war sein Geheimnis, nicht meines. Vermutlich hing es mit dem Traum von seiner Mutter zusammen, also hatte ich so meine Vermutungen.
Und von daher beschloss ich, nicht darauf herumzureiten.
Wir gingen nach oben in seine Wohnung, um zu duschen. Okay, wir duschten
zusammen
. Aus praktischen Zwecken natürlich, warum unnötig heißes Wasser verschwenden? Außerdem war es herrlich, wenn einem der Rücken geschrubbt wurde – woraus Noah sogar eine Massage machte, während er mich einseifte. Erst danach glitten seine Hände nach vorn und gingen auf erotische Entdeckungsreise in feuchtere Regionen.
Als er mich schließlich zu sich umdrehte, keuchte ich, und tief in mir zuckte und pulsierte es.
Noch nie hatte mich ein Mann in der Dusche geleckt, so dass ich im ersten Moment völlig überrascht war, als Noah plötzlich vor mir kniete. Doch dann gab ich mich lustvoll hin. Zwei Finger streichelten mich von innen, während seine Zunge genau die richtige Stelle traf. Mit einer Hand umfasste ich seinen Hinterkopf, mit der anderen hielt ich mich an der Duschwand fest, während das, was er tat, meine Knie weich werden ließ. Der Orgasmus kam schnell und traf mich so gewaltig, dass ich glaubte, durch die Duschwand zu stürzen, doch Noah hielt mich auf den Beinen. Ich war ein ungezogenes Mädchen und revanchierte mich bei ihm auf die gleiche Weise. Als wir schließlich aus der Dusche kamen, war das Wasser kalt und wir völlig entspannt.
»Ist dir aufgefallen, dass wir jedes Mal Sex haben, wenn wir uns sehen?«, fragte ich, als wir uns anzogen.
Er warf mir einen amüsierten Blick zu, bevor er sich ein schwarzes T-Shirt über den Kopf zog. »Na und?«
»Findest du das nicht komisch?« Ich hakte meinen BH zu. Vielleicht kam es auch nur mir komisch vor. Immerhin war meine letzte Beziehung eine ganze Weile her, und so wohl wie mit Noah hatte ich mich noch bei keinem gefühlt.
Er setzte sich auf das Bett, um seine Socken anzuziehen. »Willst du dich etwa beklagen?«
»Nein, es ist nur … ich weiß nicht.« Ich streifte mir meinen Pullover über und trat auf Noah zu. »Es stört dich also nicht?«
»Stören?« Er klang völlig verdutzt, wenn ich das so sagen darf. Noah stand auf, schob mir die Haare aus dem Pulloverkragen, drückte mir einen Kuss auf die Stirn – ich fand es toll, dass er groß genug dafür war – und legte mir die Hände auf die Hüften. »Jetzt fang nicht an zu grübeln, warum ich mit dir zusammen bin, Doc. Ich frage dich auch nicht, warum du mit mir zusammen bist.«
Ich wich zurück und hob den Blick, um ihn anzusehen. »Warum solltest du auch?« Die Frage wäre vollkommen lächerlich. Er war umwerfend, warmherzig, witzig und süß …
Er lächelte – etwas traurig, wie ich fand. »Nun, vielleicht nur, um mich zu heilen?«
Es brach mir das Herz. »Du bist doch nicht krank.« Natürlich hatte er seine seelischen Wunden, die vielleicht geflickt werden mussten – aber wer hatte die nicht? Verdammt, ich war nicht einmal ein ganzer Mensch!
Er umarmte mich, dann gingen wir nach unten, um uns etwas zum Abendessen zu bestellen. Seine Worte hingen mir noch nach und brachten mich ins Grübeln. Ich hatte es bislang vermieden, ihm zu erzählen, dass Morpheus ihn als Köder für Karatos benutzen wollte, um ihn zu schützen. Aber Noah wollte diesen Schutz genauso wenig wie ich.
Er hatte recht. Mein natürlicher Drang, ihm zu helfen, war da, und auch wenn ich nicht glaubte, dass Noah wieder
Weitere Kostenlose Bücher