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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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hineinversetzt fühlte. Ich beneidete ihn. Und gleichzeitig sorgte ich mich um ihn.
    Manchmal sorgte ich mich auch um mich selbst, denn Noah war der einzige Patient, bei dem ich die Mauern in meinem Kopf am liebsten niedergerissen hätte. Ich wollte seine Träume miterleben, wollte dabei sein, zusehen und ihn anfeuern, wenn er die Welt seinem Willen unterwarf.
    Durch Noah hoffte ich, anderen Patienten vermitteln zu können, wie sie sich selbst aus ihren lähmenden Alpträumen befreien konnten und es im Reich der Träume schafften, die Herrschaft über die Traumwesen zu übernehmen, anstatt sich von ihnen beherrschen zu lassen. Das war meine weniger heimliche Leidenschaft: Ich wollte all die Kräfte und Fähigkeiten herausarbeiten, die für luzide Träumer typisch waren, um eine wirksame Methode zu entwickeln, mit der chronisch Alptraumgeplagte ihre dunklen Träume (hoffentlich) positiv würden beeinflussen können.
    Denn wie ich selbst wusste, war ein schlechter Traum bisweilen mehr als nur ein schlechter Traum. Außerdem ärgerte sich mein Vater über meine Arbeit, was mir das Ganze zusätzlich versüßte.
    Dr.Canning und Dr.Revello standen vor den Schlaflabors und sprachen gedämpft miteinander. Sie wirkten aufgeregt – und schuldbewusst. Ich kam nicht um sie herum.
    Als ich mich näherte, sahen sie auf. »Liegt etwas an?«, fragte ich.
    Dr.Canning putzte sich die Brille mit dem Krawattenzipfel.
    »Haben Sie heute Morgen die Zeitung gelesen?«
    »Hm, nein.« Zeitungsmeldungen deprimierten mich, weshalb ich sie gar nicht erst las.
    »Ein weiterer SUNDS -Fall«, erklärte Dr.Revello, eine Mittfünfzigerin, die mich in ihrer Art an Katharine Hepburn erinnerte – und die genauso einschüchternd wirkte.
    Aha. Daher die Aufregung – und das schlechte Gewissen. Der plötzliche Tod im Schlaf, das sogenannte »Sudden Unexplained Nocturnal Death Syndrome«, kurz SUNDS , begegnete uns in unserem Beruf eher selten. Es tritt vornehmlich bei Männern aus Südostasien auf, vereinzelt auch bei Diabetes- oder Epilepsie-Patienten. Klar, dass so ein Vorfall meine Kollegen faszinierte, wenn sie auch ein schlechtes Gewissen hatten, weil der Tod eines Menschen Auslöser dafür war.
    Dann machte es plötzlich Klick. »Ein
weiterer
?« Das konnte nicht sein.
Selten
hieß immer noch
selten
, also etwa eins zu hunderttausend. Gesunde Menschen starben nicht einfach so im Schlaf. Zumindest nicht, soweit ich wusste.
    Dr.Revello nickte, wobei ein paar rotbraune Strähnchen aus ihrem locker aufgesteckten Haarknoten rutschten. »Der vierte Fall in zwei Monaten.«
    »Dann kann es nicht SUNDS sein«, sagte ich bestimmt. »Nicht bei dieser Häufigkeit. Es muss eine andere Erklärung geben – Sinusarrest vielleicht.«
    Verärgert sahen mich die beiden Ärzte an, und ich begriff meinen Fehler. Ich hatte ihre Erklärung offen angezweifelt und mir deshalb strafende Blicke eingehandelt.
    »Es gab keine Anzeichen für Sinusarrest«, bemerkte Dr.Canning kühl. »Die Ermittler haben sich heute Morgen mit mir in Verbindung gesetzt. Sie haben keine Ahnung, woran diese armen Menschen gestorben sein könnten, und mich deshalb zu Rate gezogen.«
    Dr.Revellos Miene erhellte sich. »Können Sie sich vorstellen, was das bedeuten würde, wenn wir tatsächlich einen gemeinsamen Auslöser für diese Todesfälle fänden? Die psychologische Fachwelt würde aufhorchen, von der medizinischen ganz zu schweigen.«
    »Also, dann«, sagte ich und schwenkte meine Akte ein wenig. Schließlich wartete Noah auf mich. »Viel Glück dabei.« Ich lächelte freundlich. Dass diese plötzlichen Todesfälle eine Folge von Schlafstörungen waren, bezweifelte ich. Doch was wusste ich schon?
Mich
hatte schließlich keiner um Rat gefragt.
    Ich ging weiter in Richtung Schlaflabor. Die Laborräume waren allesamt individuell gestaltet, unterschiedlich in Stil und Farbe, so dass sie wie heimelige Schlafzimmer wirkten, nicht wie Krankenzimmer. Die Patienten konnten sich aussuchen, in welchem Raum sie sich am wohlsten fühlten. Noah war in Raum 6, der in Dunkelblau gehalten war und den er gewählt hatte, weil wir keinen in Schwarz hatten.
    Ich klopfte und versuchte, mein Herz zu ignorieren, das in diesem Moment wie wild zu rasen begann. Das hast du nun davon, dass du kein Leben außerhalb deiner Arbeit hast, sagte ich mir – da fängst du eben an, dich für Leute zu interessieren, für die du dich nicht interessieren solltest.
    »Herein«, ertönte es gedämpft hinter der Tür.
    Ich

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