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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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doch wesentlich intelligenter und erheblich zahlreicher. Die Melnibonöer hatten die Drachen gründlich studiert und ihre verschiedenen Arten beschrieben, von den stümmelschnäuzigen Erkaniern, die man scherzhaft Fledermäuse nannte, bis zu diesen langnasigen Phoorn, die meistens schliefen und eine eigenartige telepathische Verbindung zu uns aufbauen konnten.
    Indem er sich die verletzte Seite hielt, ging Elric zum vorderen der beiden weiblichen Drachen und sprach leise mit ihr. Beide Drachen waren bereits mit dem pulsierenden skeffla’a der Phoorn gesattelt, einer Art Membrane, die über die Schulterblätter mit dem Drachen verbunden war und einen Weg bot, zwischen den Reichen zu reisen. Das skeffla’a war eines der seltsamsten Produkte der melnibonäschen Alchemie und eines der ältesten.
    Ihre Namen waren einfach wie die meisten Namen, die ihnen von den Menschen gegeben wurden - Weißmaul und Schwarzmaul. Sie selbst riefen sich mit Namen, die lang, schwierig und unaussprechlich waren. Die Namen verrieten, wer ihre Vorfahren waren und welche Reisen sie unternommen hatten.
    Elric wandte sich an mich. »Die Drachen werden uns zu Gaynor bringen. Weißt du, wie man auf ihnen reitet?«
    Ich wusste es. Ich wusste die meisten Dinge, die auch mein Doppelgänger wusste.
    »Er befindet sich noch in dieser Welt, oder gewisse Aspekte von ihm befinden sich hier. Möglicherweise hat er sich sehr verausgabt und ist zu geschwächt, um über die Mondstrahlwege zu reisen. Wie auch immer, die Drachen können uns zu ihm bringen.«
    »Nach Morn«, sagte Oona. »Es muss Morn sein. Hat er noch den Gral?«
    »Das wissen wir erst, wenn wir ihn eingeholt haben …« Elric brach ab, die Schmerzen übermannten ihn. Doch er war sichtlich stärker als noch vor einigen Minuten. Ich fragte ihn, wie schlimm seine Schussverletzungen seien und er sah mich überrascht an. »Klosterheim wollte mich erschießen, aber ich bin nicht tot.«
    »Auch ich hätte an Klosterheims Schuss sterben müssen«, erklärte ich. »Die Verletzungen waren nicht zu übersehen.
    Ich habe eine Menge Blut verloren. Doch die Wunden sind inzwischen fast verschwunden.«
    »Der Gral«, sagte Elric. »Wir waren dem Einfluss des Grals ausgesetzt, ohne es zu wissen. Also hat Gaynor ihn entweder bei sich oder er ist irgendwo dort unten versteckt.«
    Hess’ Gesicht tauchte in der Tür auf. Er befahl seinen Männern, das Feuer einzustellen. Er wirkte aufrichtig und schien etwas Dringendes im Sinn zu haben.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, sagte er. »Ich muss wissen, was all dies zu bedeuten hat. Was für Helden sind Sie? Die Helden aus Alfheim? Haben wir unsere sagenhaften germanischen Helden in all ihrer Macht und Pracht heraufbeschworen? Thor? Odin? Sind Sie …«
    Die Drachen beeindruckten ihn sichtlich.
    »Ich bedaure, Exzellenz«, sagte ich, »aber diese Drachen sind orientalischer Herkunft. Levantinische Drachen, gewissermaßen. Von der falschen Seite des Mittelmeers.«
    Er riss die Augen auf. »Unmöglich.«
    Oona half Elric, sein skefßa’a auf dem Rücken von Schwarzmaul zurechtzurücken. Sie kletterte hinter ihm hinauf und winkte mir, Weißmaul zu nehmen, den anderen Drachen.
    »Lassen Sie mich mitkommen«, flehte Hess. »Der Gral … ich bin nicht Ihr Feind.«
    »Leben Sie wohl, Exzellenz.« Elric schob Sturmbringer in die Scheide und nahm die Zügel des Drachen. Er schien mit jeder Sekunde kräftiger zu werden.
    Ich stieg mit der Geübtheit eines Mannes, dem dies aufgrund seiner königlichen Abstammung zusteht, in den Sattel. Eine wilde, unmenschliche Freude erfüllte mich. Ein fremdartiges Gefühl. Verzaubert. Vor kurzer Zeit hätte ich über solche Vorstellungen noch höhnisch gelacht, jetzt aber nahm ich alles hin. Es gibt keine größere Freude, als auf dem Rücken eines Drachen durch die Nacht zu reiten.
    Die riesigen Flügel schlugen. Hess wurde zurückgetrieben, als hätte ihn ein Wirbelsturm erfasst. Ich sah, wie er schrie, wie er flehte. Beinahe tat er mir Leid. Von allen Nazis schien er noch der am wenigsten widerwärtige zu sein. Dann sah ich Göring und die SS-Männer aufs Dach stürmen. Wieder flogen uns Kugeln um die Ohren, doch sie stellten für uns keine Gefahr mehr dar. Wir hätten den Turm und alle darin mit ein paar Tropfen Gift zerstören können, aber wir dachten nicht einmal daran. Wir waren überzeugt, dass Gaynor den Gral besaß und dass wir uns nur beeilen mussten, um ihn bald in unseren Besitz zu nehmen.
    Der Flug war ein überwältigendes

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