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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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während Oona und ich schwere Möbelstücke herbeischafften, um das enge Treppenhaus zu versperren. Oona sah sich rasch zwischen den Büchern und Papieren um, fand etwas, das sie haben wollte, und steckte es ein. Dann trugen wir Elric weiter nach oben, bis wir einen kurzen Flur erreichten. An seinem Ende lag eine weite, viereckige Dachfläche, eingefasst mit einer schmalen Brüstung und durchbrochen von einigen Schornsteinen.
    Wie durch ein Wunder war Gaynor noch dort. Er hatte gehofft, Hilfe zu finden oder wenigstens fliehen zu können, doch an allen Seiten ging es lotrecht steil nach unten.
    Ich warf mich auf die dunkle Gestalt. Gaynor verschwand hinter einem Hindernis, dem Sockel eines Kamins, doch ich verlor ihn nicht aus den Augen. Dann auf einmal drehte Gaynor sich um. Offenbar litt er unter schrecklichen Schmerzen. Sein ganzer Körper zitterte und bebte und verströmte ein silbriges Licht. Er wuchs, doch während er wuchs, löste er sich auf. Wie Wellen in einem Teich, jede ein etwas größeres Ebenbild ihrer Vorgängerin, wurde Gaynor größer und größer, er pulsierte und dehnte sich aus, wie der auf einem Musikinstrument angeschlagene Akkord einen Raum erfüllt, er wuchs bis hoch in den Himmel hinauf und dehnte sich aus bis ins Gewebe des Multiversums selbst. Er löste sich auf und wurde gleichzeitig ganz.
    Ich stolperte weiter, immer noch fest entschlossen, Hand an ihn zu legen. Ich erreichte ihn und wollte ihn festhalten. Ein Gefühl, als hätte ich einen elektrischen Schlag bekommen, durchzuckte meine Finger. Ich war für einen Augenblick geblendet, dann war Gaynor verschwunden. Es wurde still.
    »Wir haben beide Gaynors verloren«, sagte ich. Beinahe zitterte ich vor Zorn, in den sich jedoch auch eine große Angst mischte.
    Elric keuchte und schüttelte den Kopf. »Für den Augenblick haben wir sie verloren, ja. Er ist in tausend Richtungen geflohen und hat seine gefährlichste Karte ausgespielt. Er hat sich in eine Vielzahl unterschiedlicher Versionen seiner selbst aufgespalten, jede in einem anderen Maßstab. Er löst sein Wesen im ganzen Multiversum auf, damit wir ihm nicht folgen können. Jetzt ist er äußerst instabil und besonders gefährlich, vielleicht sogar besonders mächtig. Er existiert überall und nirgends. Es besteht die Gefahr, dass er jeder und niemand ist. Er hat sein Wesen stark verdünnt. Aber eines wissen wir doch über ihn. Er hat seinen Handel mit Arioch nicht eingehalten. Er hat versucht, den Fürsten der Hölle in dieses Reich hier zu bringen. Wenn Gaynor nicht ganz und gar den Verstand verloren hat, dann wird er erkennen, dass er jetzt nur noch zwei Möglichkeiten hat. Er kann versuchen, dem Fürsten der Hölle zu entkommen, was dumm und wahrscheinlich unmöglich ist. Oder er versucht, einen Kompromiss zu schließen - und dies bedeutet, dass er einen Schnittpunkt finden muss. Bek steht ihm jetzt nicht mehr zur Verfügung, also muss er einen anderen Ort finden, durch den er seinen Schutzherren einlassen kann. In dieser Welt kann es nicht sehr viele geben.«
    »Morn«, sagte Oona. »Er wird nach Morn gehen.« Sie hielt das Dokument hoch, das sie an sich genommen hatte.
    »Ein Schnittpunkt?«, fragte ich. »Was ist das?«
    »Ein Ort, an dem viele Möglichkeiten zusammenkommen«, sagte sie. »Wo sich die Mondstrahlwege treffen. Ich kenne dieses Reich sehr gut. Er wird zu den Steinen von Morn gehen und versuchen, seine vielen Versionen wieder zu einer einzigen Person zusammenzuführen.«
    Mehr konnte sie mir nicht sagen, denn wir wurden von heftigen Hammerschlägen im Turm unterbrochen.
    »Wie können wir ihm folgen?«, fragte ich.
    »Ich habe Freunde mitgebracht«, murmelte Elric. »Gaynor wollte sie für seine eigenen Zwecke einsetzen, doch er ist nicht von unserem Blut. Auf diese Weise bin ich ihm von Melnibone« gefolgt. Schwert ruft Schwert, der Flügel den Flügel.«
    Hess und seine Männer brachen die Reste der Tür aus dem Rahmen.
    Ich schaute über die Brüstung. Ein Sprung dort hinunter wäre der sichere Tod gewesen. Wir hatten keinen Fluchtweg mehr. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns den Gegnern zu stellen. Elric stolperte zum Ausgang zurück und zog mit beiden Händen das Schwert. Sobald die Tür weggeräumt war, schwang er das Schwert. Die ersten drei SS-Männer wurden völlig überrascht. Sie gingen gleichzeitig zu Boden und die Klinge kreischte erfreut. Mit einem zischenden Geräusch ging die Kraft von der Klinge auf Elric über. Die gestohlene Energie

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