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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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stärkte ihn augenblicklich.
    Widerstrebend gesellte ich mich zu ihm und zusammen schalteten wir noch fünf oder sechs weitere Männer aus, bevor sie sich in den Turm zurückzogen und aus sicherer Entfernung auf uns zu schießen begannen. Da der Gang schmal war, konnten sie uns nicht sehen und treffen und verschwendeten nur ihre Munition.
    Elric sagte uns, wir müssten die SS-Leute aufteilen. Er humpelte bis dicht vor die Brustwehr und blickte zum Nachthimmel hoch, über den aufgewühlte dunkle Wolken flogen, die von einem orangefarbenen Mond in gespenstisches Licht getaucht wurden. Dort hob er das Schwert. Wieder begann es in einem schwarzen Feuer zu strahlen. Mit der halb zerstörten Rüstung und der zerfetzten Seidenwäsche schien Elric auf die gleiche Weise zu brennen, als er das leichenblasse Gesicht zum Himmel hob und eine Rune sprach, die so alt war, dass die Worte nach den Urelementen klangen, nach Wind und Erde.
    Noch ein paar Schüsse fielen aus dem Turm. Ein SS-Mann tauchte vorsichtig auf, ich tötete ihn.
    Jetzt zogen dunkle Umrisse über den Himmel. Wendige Gestalten glitten zwischen den Wolken hin und her.
    Elric hatte die Kraft seiner Opfer in sich aufgenommen. Er stand als dunkle Silhouette vor der Brüstung, das Schwert in der Hand, und schrie den Himmel an.
    Und der Himmel schrie zurück.
    Ein Knall wie ein plötzlicher Donner - und der Himmel brodelte und brach auf. Gestalten tauchten in der Ferne auf. Ungeheure fliegende Wesen. Reptilien mit langen, geringelten Schwänzen und Hälsen, langen und schmalen Schnauzen und breiten, ledrigen Flügeln. Ich kannte sie aus meinen Albträumen. Es waren die Drachen von Melnibonä, die durch Elrics mächtige Zauberkräfte in mein eigenes Reich geholt worden waren. Ich wusste, dass Gaynor gehofft hatte, auch die Drachen für seine Zwecke einzuspannen. Ich wusste, dass er Elric in den Ruinen von Imrryr fast besiegt hätte. Ich wusste, dass er die verborgenen Höhlen gefunden und gehofft hatte, er könnte Elrics Verbündete, die Drachen, wecken. Er hatte Erfolg gehabt. Doch er hatte nicht verstanden, dass die Drachen ihm den Dienst verweigerten. Blut um Blut, Bruder für Bruder. Sie dienten nur dem königlichen Blut von Melnibone’ und dank irgendeiner seltsamen Wendung der Geschichte teilte ich dieses Blut mit Oona und ihrem Vater.
    Zwei riesige Geschöpfe kreisten im orangefarbenen Mondlicht über dem Turm. Junge Phoorn-Drachen waren es, noch mit den schwarzen und weißen Ringen um Schnauzen und Schwänze und fedrigen Spitzen an den Flügeln. Sie hatten noch nicht die volle Größe der Erwachsenen erreicht, die eine beinahe unendliche Lebenserwartung hatten, da Drachen die meiste Zeit ihres Lebens im Schlaf liegen.
    Die Anrufung hatte Elric geschwächt, doch er war wieder guten Mutes. »Ich war darauf vorbereitet, hatte aber eigentlich damit gerechnet, auch den Gral bei mir zu haben, wenn ich meine Brüder rufe.« Die Melnibonöer behaupteten von sich, sie wären eng mit den Phoorn-Drachen verwandt. In einer anderen Zeit hatten sie die gleichen Namen getragen, die gleichen Behausungen bewohnt und die gleiche Macht besessen. In grauer Vorzeit, so hieß es, hätten die Drachen sogar einmal in Melnibone« als Könige geherrscht. Wie dem auch war, Elric und seine Verwandten konnten sogar Drachengift trinken, das die meisten anderen Wesen getötet hätte. Das Gift war so stark, dass es zu brennen begann, sobald es, wenn die Drachen es ausspuckten, mit der Luft in Berührung kam. Ich wusste all dies, weil Elric es wusste.
    Ich beherrschte die Sprache der Drachen. Wir begrüßten sie liebevoll, als sie mit den riesigen Körpern vorsichtig auf dem Turm landeten. Sie dampften und hatten mit ihrer stürmischen Reise das ganze Multiversum erschüttert. Jetzt öffneten sie die großen roten Mäuler und keuchten in der dünnen Luft dieser Welt. Die riesigen Augen drehten sich und richteten sich auf uns. Erwartungsvoll und wohlwollend balancierten sie auf den Steinmauern, in die sie die gewaltigen Klauen geschlagen hatten. Die Muster auf den Schuppen, Abstufungen von strahlendem Purpur und Rot, durchsetzt mit goldenen und dunkelgrünen Tönen, funkelten im Mondlicht. Sie waren einander sehr ähnlich, unterscheidbar nur am weißen Fleck, den der eine und am schwarzen Fleck, den der andere auf der Nase trug. Die großen weißen Zähne klickten laut, als sie die Mäuler schlossen, an den Rändern der Lippen kochte das Gift. Dies waren die Geschöpfe aus der Siegfriedsage,

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