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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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verbrannte, seine Lunge würde gleich explodieren, mein Gott, er brauchte Luft, er brauchte Luft, brauchte...
    »Nicht auf die Kontrollen, bitte«, tadelte Jonathan, als das erste helle Blut aus der linken Halsschlagader spritzte. Verdammter Neurohelm. Er hatte die Garotte von der einen Seite zur anderen werfen müssen, statt sie dem Piloten schon als Schlinge über den Kopf zu streifen. Aber daran ließ sich halt nichts ändern ... Mit einer schnellen, gekonnten Drehung löste er gleichzeitig den Neurohelm des Mannes von den Geräten und riss ihn aus der Liege, warf ihn mit dem Gesicht nach unten auf die dicke Segeltuchplane, die Jonathan keine zwanzig Sekunden zuvor ausgebreitet hatte. Der Computer reagierte mit einem anhaltend schrillen Alarmsignal auf den Verlust des Neurokon-takts. Jonathan ignorierte es. Er setzte das rechte Knie auf Evans' Rücken und drückte, während er gleichzeitig mit beiden Händen fest nach hinten zog. Der Pilot bäumte sich auf, aber Jonathan ritt ihn wie ein bockendes Rodeopferd. Der Draht schnitt durch die Kehle des Mechpiloten, und Evans' Blut schoss heraus. Ein seltsam mattes Kupferrot färbte das Segeltuch. Er zuckte und sackte weg - und dann stank es in der winzigen Kanzel nach Kot und Urin.
    Jonathan rümpfte die Nase. Der Tod konnte so dreckig sein. Er hatte mit sich gerungen: Drahtschlinge oder Messer? Beide hatten ihre Vorteile, aber die Strangulation war eben lautlos und würde keine Aufmerksamkeit erregen. Außerdem hatten die Thugees im antiken Indien recht gehabt: Sie war wirklich die intimste Art des Tötens, die sinnlichste. Später würde er das Geschehen vielleicht vor seinem inneren Auge noch einmal abspulen und es richtig genießen, vielleicht mit der Aufzeichnung einer dieser jungen Damen auf Luthien als Hintergrund, ja, die junge Schwarze mit den seidigen Beinen und den Brüsten, die ...
    Er ging so in seinen Träumen auf, dass es ihn gelinde überraschte, als er den Blick senkte und in die aufgerissenen, blutunterlaufenen Augen des toten MechKriegers starrte. Evans hatte sich so fest auf die Zunge gebissen, dass deren vorderes Drittel nur noch an einem dünnen Rest Fleisch hing, wie er im weit aufklaffenden Mund des Piloten deutlich sehen konnte. Und sein Kopf war - wie sollte man sagen? -eigentümlich versetzt. Jonathan blinzelte und sah, dass der Draht der Garotte Muskeln und Luftröhre durchtrennt hatte. Der Kopf hing nur noch an der Wirbelsäule. Er entspannte sich, und der Kopf des Mannes klappte nach vorne auf den blutigen Halsstumpf.
    Mit einem Schlag der flachen Hand beendete Jonathan das Gellen des Alarms. Es war ein ohrenbetäubender Lärm gewesen, aber er hatte die Cockpitluke hinter sich geschlossen. Außerdem stand der Hangar ohnehin verlassen, und er hatte weit genug vorausgedacht, um den Aufzug wieder nach unten zu schicken. Jetzt beugte er sich vor und schlug die Plane als improvisiertes Leichentuch über den Piloten. Als Nächstes griff er nach links und hakte ein Ny-lonhaltenetz los, das für einen Notfall werkzeugsatz und einen Seesack gedacht war. Nachdem er wochenlang in der Messe den MechTechs zugehört hatte, wusste er, welche MechKrieger eine Reservekühlweste in ihrer Maschine hatten. Evans kam Jonathan an Statur und Gewicht am nächsten. Pech für ihn, gut für Jonathan. Der riss den Seesack auf und zog die Weste heraus, bevor er den Sack aus dem Netz zog, gefolgt von dem Werkzeugsatz. Als Nächstes rollte er Evans' Leiche auf das Netz. Er legte das Werkzeug zurück, deckte die blutige Plane mit dem leeren Seesack ab und befestigte das Netz erneut. Eine ziemliche enge Angelegenheit, doch es gelang. Momentan hatte er keine Zeit, die Leiche loszuwerden, aber später, wenn er die Gelegenheit und vor allem den Platz dazu hatte ...
    Er zog sich bis auf Stiefel und Unterwäsche aus, dann legte er die Kühlweste an. In der Kanzel würde es noch einige Zeit stinken, aber früher oder später würden die Luftfilter des Mechs sie wieder erträglich machen. Der größte Teil des Blutes hatte das Kanzeldach verfehlt und sich stattdessen neben der Pilotenliege in einer Pfütze gesammelt. Mit dem Overall wischte Jonathan es auf, bevor er ihn unter die Liege klemmte.
    Dreißig Minuten später hatte er die Neuroschalt-kreise gelöscht und programmierte sie neu auf sein Hirnwellenmuster und seine Stimme. Was für ein Glück, dass er so viel Erfahrung damit hatte, elektronische Sicherheitsprotokolle zu umgehen! Für Brüder, besonders für ältere,

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