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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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behinderte Brüder, konnte Sicherheit geradezu ein Fetisch werden, aber Jonathan war schon immer ein schneller und gewissenhafter Schüler gewesen. All die sicheren Konten, die Marcus hatte, randvoll mit kleinen Geheimnissen und Geld, Unmengen von Geld. Jonathan hatte viel Spaß damit gehabt, Mittel zu verschieben, interessante Scheinfirmen zu gründen und unerkannte Nutznießer zu bedienen: ein Gespinst aus Verknüpfungen, das Marcus komplett aus der Gleichung entfernte, sobald es nötig wurde.
    Und die Krönung des Ganzen? Das war Crawford. Der Narr hatte ihn ja praktisch angefleht. »Ich will seinen Tod.« Crawford hatte geweint. Jonathan hatte es seiner Stimme angehört. »Ich will, dass dieser Hurensohn stirbt !«
    Der Narr hatte das ganze Unternehmen erheblich erleichtert. Schließlich waren Kopfgeldjäger darauf spezialisiert zu töten. Wollte Crawford nun Fusillis Tod, weil der möglicherweise ein Verräter war? Oder wollte er Sakamotos Tod, weil... Wen kümmerte das?
    Was für ein Glück, dass die kleine Toni Chinn völlig freiwillig in die Rolle der dem Untergang geweihten Heldin geschlüpft war. Das hatte Jonathan die Chance geboten, ach so heldenhaft zu sein. Und es hatte Crawford dazu gebracht, ihm zu vertrauen. Was er an Treffern eingesteckt hatte, war nicht annähernd so schlimm gewesen, wie er es hatte aussehen lassen. Er hatte nur Crawfords Sichtlinie versperren wollen, um Chinn abschießen zu können. Und ich hätte es auch getan, allein für das Vergnügen, Kata-nas Geliebte aus dem Weg zu räumen, damit nur ich ihr noch bleibe... aber der verdammte Jäger ist mir zuvorgekommen.
    Nachdem er in die Kanzel des Jägerwracks geklettert war - und die Leiche stückweise hinausgeworfen hatte, was für ein Dreck -, war es ziemlich einfach gewesen, sich in Sakamotos Truppe einzuschleichen. Natürlich verwundet. Das hatte wirklich wehgetan, als er sich mit einem seiner Messer das Bein und das Gesicht aufgeschlitzt hatte. Aber es war nicht zu vermeiden gewesen. Der Trottel von MedTech hatte ihn in Bandagen gepackt, und einmal an Bord des Hospitalschiffes hatte Jonathan einfach die Identität gewechselt. Niemandem war es aufgefallen: weder dem MedTech, noch Dr. Montgomery oder dem Shu-jin, für den er die Geschichte über seine Konditorkünste erfunden hatte. Natürlich hatte ihm dabei geholfen, dass er sich tatsächlich in einer Küche zurechtfand. Und niemand, wirklich kein Mensch hatte wegen seines Namens, der kaum offensichtlicher hätte sein können, mit der Wimper gezuckt: Shujin Na-nashi. Sergeant ohne Namen.
    Das Einzige, was er bedauerte? Dass er seine grüne Rüstung hatte zurücklassen müssen. Aber so war das Leben eben. Er würde sich halt eine neue kaufen. Sein Mech wenigstens war gut aufgehoben. Was das betraf, war Crawford ein echter Gentleman gewesen. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass jemand den Bordcomputer des Mechs knackte, aber sehr groß war sie nicht. Er hatte eine ganze Reihe von Fallen installiert. Die Letzte davon zerstörte das System, falls sie ausgelöst wurde. C'est la guerre. Aber in der Zwischenzeit bekam Crawford, was er sich gewünscht hatte.
    Und dann? Weiter zu seiner schönen, wundervollen Katana Tormark.
    Dovejin-Eiskappe, Saffel Präfektur II, Republik der Sphäre
    5. September 3135
    Der Gletscher kalbte mit einem donnernden Krachen. Hundert Meter solides, uraltes Eis löste sich ab und rutschte mit wachsender Geschwindigkeit abwärts ins Meer. Und es war, als hätte dies einen Durchgang in subplanetare Tiefen geöffnet, als wäre diesen Tiefen ein Albtraum aus jenen Zeiten entstiegen, als Riesen den Planeten bevölkerten, denn jetzt erschien im Osten der Kampftitan: gewaltig, Ehrfurcht erweckend, Furcht einflößend. Dieser Anblick ließ Corporal Jason Whistlers Magen verkrampfen. Außerhalb seines Krötenpanzers herrschten milde zwanzig Grad Celsius. Es war Spätsommer auf der Dovejin-Eiskappe und das Ende der Eisbergsaison. Trotzdem stand ihm der Schweiß auf den Lippen, und die Angst flutete mit einem bitteren, metallischen Geschmack seinen Mund, als hätte er Aspirin gekaut. Keine Wolke stand am Himmel, der von klarem Lapislazuliblau war, eingerahmt von dem dunkleren, beinahe kobaltblauen Band der Dovejinsee, gesprenkelt mit zerklüfteten weißen Eisbergen, abgesplittert von den gnadenlos vorrückenden Inlandsgletschern. Das Sonnenlicht erschien so grell, dass das Packeis wie ein Diamantfeld funkelte, und die Reflexe auf dem Rumpf des Kampftitan hätten

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