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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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wie du denkst. Es besteht eine beträchtliche Chance, dass er deinen Stolz ausgenutzt hat. Oder ...« Der Alte Meister pausierte kurz, bevor er weitersprach. »Du könntest dich fragen, warum du zugelassen hast, dass man dich gefangen nimmt.«
    »Moment mal.« Katana ließ sich in den Schneidersitz sinken und hüllte sich mit einer Schulterbewegung in den Mantel. Sie trug noch immer den Pilotenoverall, und man hatte ihr den Mantel gelassen, aber nachts wurde es kalt, und der Boden war eisig. »Ich habe gar nichts zugelassen.«
    »Natürlich hast du das. Hast du Tai-i Sagi nicht selbst erklärt, wir seien seine Gäste oder seine Gefangenen?«
    »Das war nur eine Redewendung.«
    »Schön, dann geben wir die Schuld der Neigung des guten Tai-i, Redewendungen wörtlich zu nehmen. Aber du machst es dir zur Gewohnheit, den Koordinator zu reizen. Bis jetzt hat dich der Drache nicht zur Kenntnis genommen. Und deshalb auch dieser Versuch, seine Truppen zur Rebellion zu treiben ...«
    »Es sind Sakamotos Truppen.«
    »Es sind die Soldaten des Draconis-Kombinats. Wenn sie desertieren, kann dich der Koordinator nicht länger ignorieren. Du versuchst verbissen, ihn zu einer Reaktion zu zwingen.«
    »Das ist lächerlich.« Eine unerträgliche Hitze stieg Katanas Hals herauf. »Ich bin kein Kind mehr.«
    »Die Beweggründe der Menschen erscheinen häufig kindisch, doch das macht sie nicht weniger ernsthaft oder wichtig, und auch nicht trivial.«
    »Sie finden also, es war falsch?«
    » Im Gegenteil. Es ähnelt deinem Versuch, einen Fluchtweg zu finden. Du musst es versuchen. Es ist weder richtig noch falsch. Es ist dein Wesen. Unser Entkommen entzieht sich jedoch möglicherweise deiner Kontrolle, ebenso wie du eine alternative Erklärung für das Verhalten des Koordinators übersiehst.«
    »Und welche wäre das?«
    »Vielleicht rebelliert Sakamoto, und der Drache wartet darauf, dass du etwas unternimmst.«
    »Ich? Das ist doch absurd. Ich bin nur ... eine ... eine ...«
    »Eine was? Eine gute und gereifte Kämpferin trotz oder möglicherweise wegen der Schwierigkeiten auf ihrem Weg? Dein Weg ist einer der Erneuerung und Heilung. Sakamotos Weg bedeutet Chaos und Zerstörung. Und doch können sich beide auf dasselbe Ziel berufen: Die Wiederbeschaffung dessen, was dem Kombinat durch Geschichte und Eroberung zusteht.«
    Aber Katana schüttelte den Kopf. »So wichtig bin ich nicht. Wollte es der Koordinator so, dann hätte er mich längst anerkennen können.«
    »Ich habe bereits festgestellt, dass es eine große Zahl von Möglichkeiten gibt, aber du musst sie alle in Erwägung ziehen, so wie du im Dojo einen Gegner abschätzt und entscheidest, wann und wie du angreifst... und wann nicht. Kurita ist ein stolzer Name, ein edles Haus, und wenn überhaupt jemand Anspruch darauf erheben kann, das wahre Wesen des Samurai zu verkörpern, so ist es Kurita, der aufmerksam abwartet, wie der Samurai in Zanshin.«
    »Aber das hier ist kein Kendo kata.«
    »Nein, das ist das Leben. Genau wie das SamuraiSein. Das ist nicht etwas, das man abstreift wie seine Kleidung. Nur der Samurai, der Körper, Geist und Schwert im Gleichgewicht hält, hat Uwate erreicht, wahre Meisterschaft. Also, Samurai, sage mir: Welcher Angriff ist der heftigste?«
    »Ki-o-korosu«, antwortete Katana augenblicklich. »Das Ki sammeln und mit Wucht zuschlagen.«
    »So ist es. Und warum?«
    »Weil es den Gegner aus dem Gleichgewicht bringt.«
    »Wie?«
    »Indem es ihn daran hindert, sich zu zentrieren.«
    »Das sind wunderschöne Bücherlehren, aber was bedeuten sie?«
    Katana überlegte. »Wenn man mit Wucht angreift, jagt man dem Gegner Angst ein und drängt ihn in die Defensive. Es lässt ihm keine Zeit, einen Gegenschlag vorzubereiten.«
    »Exakt. Und in dieser Situation befindest du dich nun. Mit oder ohne Segen des Drachen hat Sakamoto mit Ki-o-korosu angegriffen. Bisher reagierst du rein defensiv.« Er breitete die Arme aus und deutete auf die Käfigwände. »Selbst das hier lässt dich nur an die Flucht denken, und nicht an das, was du danach tust. Wenn du frei bist - und du wirst frei sein, weil du daran glaubst -, so musst du entscheiden, welcher Gegenschlag sinnvoll ist. Aber du musst mit ganzer Macht und Seele zuschlagen. Und falls du dich für den Koordinator entscheidest, musst du deine Impulse seinen Wünschen und seiner größeren Weisheit unterordnen - selbst wenn du sie für falsch hältst. Das Leben bietet dir Möglichkeiten, Katana, mehr nicht. Es liegt an

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