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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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durchgemacht hatte, mussten in ihrer Kanzel Hochofentemperaturen herrschen. »Aber er darf nicht... entkommen ... denn ... wissen sie's, sie ... wüssten ... muss ... aufhalten ...«
    Dann dehnte sich die Zeit und Crawford sah alles, was geschah, mit jener absoluten Klarheit, die ein Mensch nur im Angesicht des Todes erreicht. Er sah Chinns Laserschuss aufleuchten, sah das Bündel konzentrierter Lichtenergie das Backbordtriebwerk des Sholagar streicheln. Sah, wie sich die Untertasse fast auf die Seitenkante stellte, sah sie sich überschlagen und mit beinahe wahnsinniger Begeisterung wieder heranrasen, einen bleistiftdünnen Rauchfaden nachziehend wie einen wehenden schwarzen Schal, genau auf Kurs, auf der Seitenkante stehend, dem Gegner die kleinstmögliche Fläche bietend.
    Dann schnappte die Zeit wieder wie ein Gummiband zurück, und Crawford verstand einen Sekundenbruchteil zu spät die Strategie des Piloten, weil er vergessen hatte, dass auch die Draconier Krieger waren.
    »CHINN!«, brüllte er, peitschte die Laser herum, versuchte zu zielen, aber der Thor stand im Weg, und er konnte nicht, konnte nicht...! »Aus dem Weg! AUS DEM WEG!«
    Ein gleißender Lichtblitz, hell wie hundert Sonnen. Crawfords zorniger Aufschrei vermischte sich mit einem gewaltigen Donnerschlag, als der Shola-gar in die Pilotenkanzel des Thor krachte und Chinns Aufschrei mit ihrem BattleMech in Stücke riss. Eine weitere Explosion folgte, als die Raketenmunition des Mechs in drei Stakkatosalven detonierte. Das brennende Feld schüttelte sich, die Nachbeben schlugen durch die Beine des Schwarzen Ritter bis hinauf in Crawfords Kopf. Links von ihm fielen Bucks Leute zu Boden, teilweise auf die Knie, als wollten sie beten.
    Nach allem, was geschehen war, brauchte Crawford eine Weile, bis ihm bewusst wurde, dass es toten... still geworden war. Er hörte das leise Rauschen des Meeres hinter sich, das Knistern der Flammen vor sich. Metall quietschte, und er drehte sich um, als der Kopfgeldjäger seinen Marodeur II rechts neben ihn brachte, so nahe, dass Crawford den leuchtend grünen Neurohelm durch das Kanzeldach erkennen konnte.
    »Ich will seinen Tod.« Crawfords Stimme war rau und schneidend. Trauer und Wut hatten sein Herz im Griff und drückten zu. »Er muss sterben. Hören Sie mich? Ich will, dass dieser Hurensohn stirbt.«
    »Ja, natürlich«, antwortete der Jäger. Dann, nach einer kurzen Pause. »Wer?«
    Red Sands, Devil's Lot, Klathandu IV Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
    5. Juni 3135 »Und?«
    Der Alte Meister zog die Augenbrauen hoch. Er kniete in einer Ecke ihrer Zelle, einem drei Meter im Quadrat messenden Titanstahlkäfig im Innern einer Blechhütte. Er kniete aufrecht auf den Fersen. Von draußen fiel in goldenen Bahnen das Licht der untergehenden Sonne herein und beleuchtete winzige Staubpartikel, die träge in der Luft tanzten. »Und was?«
    »Wollen Sie gar nichts sagen?« Katana schloss mit einer Geste ihre ganze Umgebung ein. Der Käfig war mit Bolzen am Boden befestigt. In einer Ecke stand eine chemische Toilette, offensichtlich vom selben Hersteller, der die Mechanlagen des Kombinats belieferte. Am fernen Ende der Hütte befand sich eine verriegelte Tür, und auf der anderen Seite stand ein Posten. »Zum Beispiel dass ich jetzt zum fünfzigsten Mal versucht habe, einen Weg hier heraus zu finden,
    damit aber nur Zeit und Energie verschwende?«
    »Das weißt du bereits. Aber die Planung unserer Flucht bereitet dir offenbar Vergnügen.«
    »Es schlägt Zeit tot. Außerdem ist es bitter ... mein Jäger parkt praktisch zum Greifen nahe. Und für eine Minimaleinheit gibt es da draußen eine Menge Leute.«
    »Damit hast du etwas, worüber du nachdenken kannst: Warum deine Informationen falsch waren.«
    »Klathandu IV war meine Idee. Sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen, bringt nichts. Aber warum haben sie uns nicht abtransportiert? Vielleicht warten sie auf Anweisungen«, überlegte sie. »Selbst eine Sprungschiffstafette braucht Zeit, und sie müssen einen Umweg machen. Aber das ist ein Problem. Sakamoto behält sich alle Entscheidungen vor, deshalb muss er für alles und jedes um Erlaubnis gefragt werden.«
    »Alles gute Argumente, mit denen du meiner Bemerkung geschickt ausweichst.«
    »Welcher Bemerkung?«
    »Dass du Verbindungen geknüpft hast, die nicht existierten. Möglicherweise hat Sakamoto genau das erwartet.«
    »Er kann nicht wissen, wie ich denke.«
    »Im Gegenteil, er scheint genau zu wissen,

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