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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Feng Tao war mein Schüler, und das ist ein Vorbildprojekt von einem vorbildlichen Bauern«, fährt Z. G. fort. »Wenn du ihn nach Shanghai holst, wird unserer Niederlassung der Künstlervereinigung die Ehre dafür zuteil, denn was sie geleistet hat, ist eine Folge deiner Klugheit.«
    »Deiner Bestrafung, meinst du«, bemerkt der Direktor trocken und gibt keinen Zentimeter nach.
    »Ich werde noch mehr Zeit auf dem Land verbringen, um die Massen zu unterrichten«, bietet Z. G. an, »wenn es sein muss.«
    Ich habe eine andere Idee. Ich öffne meine Tasche und halte ihm amerikanische Dollars hin. Der Direktor nimmt sie, genau wie beim letzten Mal.
    »Du und die Frau, ihr fahrt aufs Land, um die gute Nachricht zu überbringen, dass das Wandbild unter der Schirmherrschaft der Shanghaier Künstlervereinigung an Peking gemeldet wird«, verkündet der Direktor. »Bringt den Jungen und seine Familie hierher. Ich werde die Kader in der Kommune vorab informieren, damit sie wissen, dass ihr kommt. Aber ich stelle nur vier Reisegenehmigungen aus. Der da« – er zeigt auf Dun – »hat keinen Grund mitzufahren.
    Ich will, dass Dun mitkommt, ich brauche ihn bei mir, aber der Direktor lässt sich nicht überreden.
    Zum Gründrachendorf zu kommen, wird nicht einfach sein. Der gesamte Schiffs- und Zugverkehr wurde eingeschränkt. Z. G. hat ein Auto, aber er kann nicht fahren, und wir können uns nicht vom Chauffeur hinbringen lassen, weil der keine Reisegenehmigung hat. Nach einigen Diskussionen ziehen mir Z. G.s Dienstmädchen eine ihrer Uniformen an, damit ich mehr wie ein Fahrer aussehe und man sich nicht an unserem Äußeren stört. Mittags ist Z. G.s Limousine »Rote Fahne« gepackt, und wir sind startbereit.
    »Pass auf dich auf«, sagt Dun. »Komm zurück zu mir.«
    »Ganz bestimmt«, antworte ich. Als wir uns umarmen, flüstere ich ihm ins Ohr: »Ich liebe dich.«
    Dann reicht mir Z. G.s Chauffeur die Autoschlüssel. Ich öffne Z. G. die hintere Tür. Als er eingestiegen ist und die blauen Vorhänge zugezogen sind, gehe ich um das Auto herum zur Fahrerseite, steige ein, lasse den Motor an und setze den Fuß auf das Gaspedal. An der Ecke werfe ich einen Blick in den Rückspiegel, um Dun ein letztes Mal zu sehen.
    Am Stadtrand von Shanghai kommen wir an einem Auffanglager für Bauern vorbei, die dabei erwischt wurden, illegal in die Stadt einzudringen. Von hier aus geht es nur sehr langsam voran. Die Straßen sind in einem schrecklichen Zustand – manchmal sind sie vor lauter Schlamm und Spurrinnen beinahe unpassierbar –, doch unser größtes Problem sind die Straßensperren. Alle paar Meilen halten wir an, weil unsere Papiere überprüft werden. Wir fahren gegen den Strom. Die Straßensperren sollen verhindern, dass noch mehr Bauern ihre Dörfer verlassen, um in die Stadt zu kommen – und wir sehen viele Leute, die abgewiesen und nach Hause geschickt wurden. Obwohl wir in die entgegengesetzte Richtung fahren, habe ich bei jeder Kontrolle schweißnasse Hände, und mein Herz rast.
    Gegen Mitternacht erreichen wir Tun-hsi. Wir nehmen Zimmer in einem Gästehaus, aber wie könnten wir schlafen? Am nächsten Morgen gehen wir nach unten, um zu frühstücken. Es ist ein frischer Frühlingsmorgen, und wir sitzen draußen an einem Tisch unter einem Baum. Der Wirt will unsere Reisbezugsscheine aus der Stadt nicht einlösen, deshalb gibt es für uns keinen Reisbrei. Stattdessen bekommen wir eine Suppe aus Wasser und Blattgemüse. Dann erleben wir eine Szene wie aus einem der Gruselfilme, die Joy so gerne im Fernsehen angeschaut hat. Menschen – wandelnde Skelette, Zombies – tauchen aus allen Ecken, Gassen und Häusern auf. Sie starren uns an, während wir essen. Kaum sind wir aufgestanden, lösen sich ein paar aus der Menge, schnappen sich unsere Schalen und lecken sie aus.
    Ein paar Meilen außerhalb von Tun-hsi tut sich vor uns eine Landschaft wie aus einem Albtraum auf. In Lumpen gekleidete Menschen kriechen an der Straße entlang. Tote liegen auf den Feldern und der Straße. Eigentlich müsste es ganz grauenhaft stinken, aber an den Leichen ist kein Blut oder Fleisch mehr, das noch verrotten könnte. Sie gleichen Mumien – grau und ausgemergelt. Wilde Hundemeuten laben sich an den Toten. Ich fahre langsam, steuere immer wieder von einer Seite zur anderen, um den schauerlichen Hindernissen auszuweichen. Z. G. sitzt hinter mir. Es könnte immer noch passieren, dass wir angehalten werden, und der Herr würde nie neben dem Fahrer

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