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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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zu, und Kumei spricht sie nach.
    »Mein Besitzer hortete seinen Reis. Die Menschen verließen unser Dorf, um zu betteln. Sie verkauften ihre Kinder. Zu viele sind gestorben. Als der Krieg gegen die japanischen Aggressoren beendet war, kam der Befreiungskrieg.«
    Das Publikum jubelt laut. Kumei geht ein paar Schritte über die Bühne und legt die Hände zusammen wie zum Gebet. Sie spricht den Text amateurhaft, fährt jedoch bestärkt fort. »Nachdem unser großer Führer die Volksmassen befreit hatte, beschuldigten die Leute meinen Besitzer schrecklicher Verbrechen. Sie brachten ihn um und befahlen mir, mich selbst zu kritisieren. Ich tat das vor dem versammelten Dorf. Und ihr« – an dieser Stelle breitet sie die Arme aus, um das gesamte Publikum mit einzuschließen – »habt euch an meine rote Vergangenheit als Tochter einer Bauernfamilie erinnert. Ihr habt mich leben lassen!«
    Das Publikum ist gefesselt, aber ich hätte den Monolog viel besser präsentieren können. Ich hätte genau den Text gelernt, den die Regierung geschickt hat, und nicht so frei gesprochen.
    Nun schreitet Sung-ling über die Bühne. Sie spielt eine Modelldorfbewohnerin. »Unser großer Vorsitzender hat Leute geschickt, die uns unterrichten sollten. Die erste Lektion lautete: Zähne putzen! Ich gehorchte. Später führte er die Landreform ein. Jeder bekam ein Stückchen Land. Selbst die Namen von Frauen wie ich standen auf den Besitzurkunden. Endlich waren wir frei von der Unterdrückung durch Feudalherren.«
    Für Sung-ling ist diese Rolle nicht gerade schwer zu spielen, weil sie solche Sätze täglich von sich gibt. Nun beugt sie sich vor, um den anderen ihr Wissen anzuvertrauen. »Aber der Vorsitzende Mao war noch nicht fertig. Er hat uns auf den Weg vom Sozialismus zum Kommunismus geführt, und wir gehorchten. Vor fünf Jahren bildeten wir Gruppen, die sich gegenseitig halfen. Vor zwei Jahren haben wir unser Land, die Tiere, das Saatgut und das Werkzeug dem Kollektiv übereignet.«
    Ich kenne das alles, aber zum ersten Mal begreife ich es wirklich. Die Menschen waren nur drei Jahre lang im Besitz von eigenem Land? Doch keiner der Anwesenden beschwert sich. Alle lieben das Kollektiv, denn …
    »Wir leiden keinen Hunger mehr«, verkündet Sung-ling. » Ohne die Blutsauger von Grundherrn sind die Erträge aus der Landwirtschaft gestiegen, und selbst unsere Kinder sehen wohlgenährt aus.«
    Sie verbeugt sich und erhält großen Applaus. Danach hebt sie den Kopf und fährt fort. »Die Landreform und das Ehegesetz sind gleichzeitig zu uns gekommen. Das ist etwas anderes, als zu lernen, dass man sich die Zähne putzen oder die Ohren sauber machen soll. Ihr werdet sehen, dass wir immer noch auf viel Widerstand stoßen …«
    In der nächsten Szene stellen Tao und ein Mädchen aus der Propagandagruppe ein junges Paar dar. Sie gehen gemeinsam über die Bühne, ohne sich zu berühren. Taos Text besteht nur aus acht Zeilen, aber in der Probe hat er es kein einziges Mal richtig hinbekommen.
    »Ich sollte meinen Vater bitten, eine Ehe für uns zu arrangieren«, rezitiert Tao in dumpfem, monotonem Tonfall. Ich habe versucht, ihm bei seinem Vortrag zu helfen, aber offensichtlich erfolglos. »Unsere Väter werden den Brautpreis und die Mitgift aushandeln. Dann wirst du zu mir nach Hause ziehen.«
    Das Mädchen tritt sittsam einen Schritt von ihm weg und wackelt verneinend mit dem Zeigefinger. »Nein, nein, das können sie nicht machen. Ich lasse mich nicht kaufen oder verkaufen.«
    Tao verhunzt seine nächste Zeile, die eigentlich lauten sollte: »Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich dich gerne zu meiner zweiten Frau machen will.«
    Das Mädchen, das seinen Gegenpart spielt, sorgt dafür, dass die Show weitergeht, wie Tante May es ausdrücken würde. »Keine Vielweiberei mehr, keine Kinderbräute, keine Konkubinen.« Sie klingt strenger, als sie wiederholt: »Und Frauen werden nicht mehr gekauft.«
    Tao, der unschickliche Verehrer, versucht es weiter und zeigt unbeholfen auf seine Zukünftige, so lasch wie ein ausgelutschtes Bonbon. »Bei mir bist du sicher. Du musst Haus und Hof niemals verlassen. Du kennst doch die alte Redensart« – und nun strahlt Tao, denn er ist froh, wieder bei etwas angelangt zu sein, mit dem er sich auskennt –, »›Die Männer gehen auf den Markt, um ihre Waren zu verkaufen, aber eine Frau gehört ins Haus, zu ihrer Schwiegermutter und ihren Kindern!‹«
    An dieser Stelle geht zustimmendes Gemurmel durch das Publikum,

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