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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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was mich in Anbetracht der Tatsache überrascht, wie rückhaltlos die Leute die Geschichte der Landreform angenommen haben. In diesem Moment wird mir klar, dass in vielen Familien hier – wie auch in Taos – die Ehefrauen, Mütter, Schwestern und Großmütter das Haus immer noch nicht verlassen. Ich bin so in Gedanken, dass Sung-ling mich von hinten anstupsen muss, um mich auf die Bühne zu schicken.
    Ich soll Taos Schwester spielen, die gerade vom Militärdienst zurückgekehrt ist. Ich hebe den Arm zum Himmel, auf die gleiche mitreißende Weise, wie ich es auf den Propagandaplakaten gesehen habe. »Bruder, es wird Zeit für dich zu begreifen, dass Frauen nicht mehr unterdrückt oder ausgebeutet werden können. Schau mich an. Ich habe mit der Armee gekämpft. Heute bin ich aus den vier Wänden meines Heims befreit.«
    Ich muss einen langen Monolog sprechen, und ich habe mich sehr angestrengt, ihn auswendig zu lernen. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit meiner Vorstellung.
    »Bruder«, fahre ich fort, »bitte deine Braut, aus eigenem Willen mit dir zu den Parteiführern unseres Dorfs zu gehen, um eine Heiratserlaubnis zu bekommen. Wenn sie einverstanden ist, wird meine Schwägerin in deinem Haus gleichberechtigt sein. Wenn du eine kleine Tochter bekommst, heiße sie willkommen. Das Töten neugeborener Mädchen ist streng verboten! Denk daran, du baust die Neue Gesellschaft auf. Wenn du nach eurer Heirat weiterhin nach den alten Traditionen leben willst, werde ich meine Schwägerin persönlich zum Gericht begleiten, um die Scheidung zu verlangen. Das Volk wird dich öffentlich schmähen. Man wird dich streng wegen deiner konterrevolutionären Ansichten kritisieren und ihr gerne die Scheidung gewähren, wenn du weiterhin auf dem Pfad der Bourgeoisie wandelst.«
    Die Leute von der Propagandamannschaft bestanden darauf, dass ich diesen Ausdruck benutze, aber ich frage mich, ob diese Dorfbewohner – so gerne ich sie mag – wohl wissen, was der Pfad der Bourgeoisie ist.
    Der Direktor der Propagandamannschaft tritt nach vorne auf die Bühne, um die Lektion zu verkünden. »Der Bräutigam hat seinen Fehler eingesehen und verspricht, nun den rechten Weg zu beschreiten«, erklärt er. »Unser junges Paar wird sich um seine eigenen Belange kümmern und strahlend von der Bestellung des Aufgebots zurückkehren.«
    Als die Dämmerung in Dunkelheit übergeht, stellen die Mitglieder der Truppe kleine Schüsselchen mit Bohnenöl am Fuß der Bühne auf und zünden Baumwolldochte an. Diese eher düstere Atmosphäre passt gut zum nächsten Programmpunkt. Genosse Feng Rui, der Mann der toten Frau, wird zur Selbstkritik auf die Bühne gebracht. Er hält den Kopf gesenkt und weigert sich, das Publikum anzusehen. Er trägt die übliche Bauernkleidung. Seine Haare hängen strähnig und dünn herunter.
    »Denk daran«, warnt ihn Sung-ling, »Nachsicht gegenüber denen, die gestehen, Strenge gegenüber denen, die sich weigern.«
    Genosse Feng Rui fängt leise an zu sprechen. »Ich war ein schlechter Ehemann. Ich bin nicht dem roten Weg gefolgt.«
    Weiter kommt er nicht, da johlen die Leute schon.
    »Wir haben dich immer für reaktionär gehalten!«, ruft jemand.
    »Deine Frau hat dich als übles Element bezeichnet, und sie hatte recht«, beschuldigt ihn ein anderer.
    Sung-ling hebt Schweigen gebietend die Hand, damit sie sich direkt an Genosse Feng Rui wenden kann. »Deine Gattin war eine Frau, aber sie war auch ein Mensch. Trotzdem hast du sie wie einen Hund behandelt. Du hast sie geschlagen und beschimpft. Du hast zugelassen, dass deine Mutter sie tyrannisiert. Was hast du dazu zu sagen? Erzähle uns deine schlimme Geschichte, damit wir wissen, wer du bist.«
    Feng Rui murmelt etwas Unverständliches. Ein bisschen tut er mir leid, so vor dem Kollektiv gedemütigt zu werden. Doch dann sehe ich wieder das Bild von den Verletzungen seiner Frau und ihrer im Tode wächsernen Haut vor mir. Er hat Glück, so glimpflich davonzukommen.
    »Du hast dich deiner Frau gegenüber so schlecht benommen«, fährt Sung-ling fort, »dass sie sich vor Genosse Bing-daos Heuschneider geworfen hat. Was glaubst du, wie er sich jetzt fühlt? Er hat jemandem das Leben genommen, aber es war nicht seine Schuld.«
    »Deine war es!«, rufen die Leute aus dem Publikum.
    Ich stehe neben der Bühne. Ich habe mir mein nächstes Kostüm angezogen und soll mich auf unser großes Finale vorbereiten. Stattdessen beteilige ich mich an den Rufen der anderen, die Genossin

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