Tochter Des Krieges
befand.
Er wollte sich davon überzeugen, dass sie nichts Böses ausheckte; dass sie mit ihrer dunklen Zauberkunst nicht noch andere Männer verführte, so wie sie ihn verführt hatte. Er fragte sich, was sie in Rabys Gemach tat, wenn sie dort allein war… rief sie womöglich einen Hexenzirkel zusammen, um mit ihren Schwestern Rat zu halten?
Oder saß sie zitternd da, die Hände auf ihrem schwellenden Leib, und dachte an Eleonores furchtbaren Tod? War sie eine Zauberin oder eine normale Sterbliche? Thomas hatte gesehen, wie furchtsam Margaret an Eleonores Kindbett gewesen war – und er fragte sich, ob sie aufrichtig gewesen war… oder ihm nur etwas vorgemacht hatte.
Nun, es gab wenig Grund, sich über Margaret Gedanken zu machen, solange sie unter Rabys Augen in seinem Quartier lebte. Was ihm ernstlich Sorgen bereitete, war die Verzögerung seiner Rückkehr nach England.
Offensichtlich wussten der schwarze Prinz und Lancaster, dass er etwas vor ihnen verbarg, doch Thomas war nicht bereit, ihnen Einzelheiten zu berichten – denn wem konnte er noch trauen? Die Begegnung mit dem abtrünnigen Geistlichen, John Ball, hatte ihn erschüttert, und ebenso die Tatsache, dass John Wycliffe bei Hof eine einflussreiche Stellung innehatte. Wenn die Ketzerei am englischen Hof geduldet wurde, dann wollte Thomas mit niemandem sein Wissen teilen, ehe er nicht wusste, wer vertrauenswürdig war und wer nicht.
Unglücklicherweise bedeutete dies, dass man ihn nicht eher nach England bringen würde – und dort in die Obhut des Ordensgenerals Thorseby übergab, den er ebenfalls besänftigen musste –, bis der schwarze Prinz und Lancaster nicht der Meinung waren, dass sie alles Wissenswerte aus ihm herausgeholt hatten.
Also blieb Thomas auch weiterhin in Chauvigny und wartete auf den Aufbruch zu dem Treffen mit Philipp. Er versuchte, sich einzureden, dass die Dämonen bereits dreißig Jahre lang Zeit gehabt hatten, Wynkyn de Wordes Schatulle zu finden, und dass einige Monate mehr auch nichts ändern würden.
Andererseits konnten sie womöglich entscheidend sein…
Ihm erschienen zwar weder Dämonen noch der heilige Michael, aber die Dämonen würden wohl kaum wagen, sich inmitten der Tausenden von Männern, die in Chauvigny ihr Lager aufgeschlagen hatten, in ihrer wahren Gestalt zu zeigen, und der heilige Michael hatte keinen Grund, ihn aufzusuchen. Thomas hatte einen Auftrag und es war nun an ihm, ihn zu erfüllen.
Außerdem sah Thomas während dieser Wochen weder Wat Tyler noch John Ball. Anscheinend war Tyler von Lancaster auf eine Mission ins Umland geschickt worden, und Ball war einfach… verschwunden.
Vielleicht, dachte Thomas, hatte er sich in die dichten Wälder davongestohlen, um dort mit den anderen Dämonen zu feiern.
Gütiger Herr im Himmel, wie viele Dämonen hatten sich wohl inzwischen am englischen Hof eingeschlichen?
Und wer mochten sie sein?
Schließlich ritt Thomas nach endlos vielen Wochen des Wartens, der vorsichtigen Verhandlungen und der Sorge auf den stillgelegten Steinbruch zu, umgeben von sechs Soldaten, während Bolingbroke und der schwarze Prinz voranritten. Hinter ihnen folgten fünfzig Soldaten; diese Männer würden den Prinzen nicht in den Schacht begleiten, sondern den Eingang bewachen. Die größere Eskorte des schwarzen Prinzen von etwa einhundert Männern war im Lager geblieben.
Thomas musste über die Vorstellung lächeln, dem König von Navarra unter der Erde zu begegnen – Philipp hatte schon immer einen Sinn für Humor gehabt, und Thomas fragte sich, wie viel Überredungskünste es ihn gekostet haben mochte, den schwarzen Prinzen zu diesem Treffpunkt zu überreden.
Vielleicht war Eduard auch ein wenig neugierig – er war auf jeden Fall gespannt darauf, mit Philipp zu sprechen und zu hören, was er zu sagen hatte. Das englische Lager war sich immer noch nicht über seine Vorgehensweise einig: Sollten sie sich mit Philipp verbünden und seine wohlbekannte Neigung zum Verrat in Kauf nehmen, oder im Frühjahr vorrücken, nachdem sie den Winter in Chauvigny verbracht hatten?
Wie auch immer es ausging, dieses Treffen würde zumindest zu einer Entscheidung führen.
Der Tag war stürmisch und grau; der Winter rückte näher. Die Pferde waren unruhig und scheuten und schnaubten, wenn Blätter und vertrocknete Pflanzen über den Weg wehten, und die Männer hatten Mühe, sich im Sattel zu halten.
Alle, außer Thomas, trugen Rüstungen. Der schwarze Prinz und Bolingbroke hatten
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