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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bolingbroke würde als adliger Gefolgsmann, der Philipp aus seiner Jugend kannte, ausreichen, und Eduard wünschte außerdem, dass Thomas ihn begleitete. Wie Bolingbroke kannte der Mönch Philipp sehr gut und war außerdem vor kurzem im Norden Frankreichs gewesen. Er könnte besser als jeder andere feststellen, ob Philipp die Wahrheit sprach.
    Seit der Szene mit Gloucester wurde Thomas vom Hochadel gemieden. Er hatte Gloucester nichts als die Wahrheit gesagt, und alle wussten das, doch er hatte einem der Söhne Eduard III. Vorwürfe gemacht, und nur wenige wollten mit einem Mann Umgang pflegen, der einen der Plantagenets zutiefst beleidigt hatte. Schließlich hatte jeder seine eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen.
    Dennoch wurde Thomas nicht vollkommen geächtet. Bolingbroke leistete ihm jeden Tag mehrere Stunden lang Gesellschaft, und sowohl der schwarze Prinz als auch Lancaster hatten deutlich gemacht – wenn sie Thomas auch für seine Freimütigkeit schalten –, dass sie es für die Pflicht eines Ehemannes hielten, dafür zu sorgen, dass seine Gemahlin so sicher wie möglich entbinden konnte. Der schwarze Prinz war für seine Hingabe gegenüber seiner Gemahlin, Johanna von Kent, bekannt, und Lancaster hatte seine erste Gemahlin, Blanche von Lancaster, angebetet. Auch wenn Lancaster seiner zweiten Frau, Konstanze von Kastilien, nicht dieselbe Zuneigung entgegenbrachte, hatte er sich doch darum gekümmert, dass sie bei der Geburt ihrer beiden Töchter gut versorgt war, und Thomas wusste nur zu gut, mit wie viel Liebe und Sorge er seine langjährige Mätresse Katherine Swynford und ihre beiden Kinder behandelte.
    Thomas hatte allen Grund anzunehmen, dass der schwarze Prinz und Lancaster Gloucester im brüderlichen Kreis ebenfalls Vorhaltungen gemacht hatten. Eine Gemahlin – besonders, wenn sie schwanger war – musste behütet und beschützt werden.
    Die beiden älteren Plantagenetprinzen mochten Thomas in der Öffentlichkeit mit einer gewissen Kälte begegnen, die sich zugegebenermaßen zum Teil auch auf ihre privaten Gespräche ausdehnte, doch er wusste, dass der schwarze Prinz und seine Ratgeber auf Thomas’ Wissen über Philipp von Navarra angewiesen waren. Thomas war nützlich, er wurde gebraucht und deshalb nicht völlig aus der Gesellschaft ausgestoßen.
    Außerdem war man mehr und mehr davon überzeugt, dass Thomas etwas verbarg. Wie Bolingbroke konnten auch der schwarze Prinz und Lancaster es förmlich riechen. Er wusste etwas von großer Bedeutung. Warum hatte er sonst den Konvent Sant’ Angelo verlassen und war durch die deutschen Länder und halb Frankreich gereist, und warum sonst ersuchte der Ordensgeneral beinahe jeden Adligen in Westeuropa um Hilfe bei seiner Ergreifung?
    Die Prinzen und Raby hatten Thomas ausgiebig befragt. Doch obwohl Thomas ihre Fragen ehrlich beantwortet hatte, besonders, was die Ereignisse in Nordfrankreich anging, war er allen Fragen über den Grund seiner Abreise aus Rom ausgewichen. Es handele sich um Kirchenangelegenheiten, hatte er gesagt, mit den Achseln gezuckt und entwaffnend gelächelt. Ebenso hatte er den Einwand abgewehrt, dass es sich wohl kaum um Kirchenangelegenheiten handeln könne, wenn ihn die Kirche so dringend suchte.
    »Dann ist es eben Gottes Angelegenheit«, hatte Thomas gesagt und sich geweigert, näher darauf einzugehen. Stattdessen hatte er die Arme verschränkt, die Hände tief in die Ärmel seines Gewandes gesteckt und den wütenden Blicken der Prinzen mit aufreizender Gelassenheit standgehalten.
    Der schwarze Prinz und Lancaster hatten sich wortlos angesehen. Wie ärgerlich, dass ein Geistlicher die Wünsche und Fragen eines weltlichen Prinzen übergehen durfte!
    Thomas hatte Margaret während der Wochen, in denen die Bedingungen des Treffens mit Philipp ausgehandelt wurden, nur selten zu Gesicht bekommen. Raby hatte sie bei sich behalten, und da Thomas nun ein Quartier mit Bolingbroke teilte und er seinen Onkel nicht besuchen durfte, der sich, wie Thomas aufgefallen war, immer enger an die Plantagenets anschloss, hatte er keinen guten Grund, sie zu sehen.
    Zumindest nach Meinung seines Onkels… aber Thomas wünschte sich, er könnte mehr Zeit mit ihr verbringen, wenn auch nur hier und da einen Moment. Er musste sie im Auge behalten und herausfinden, was sie über das Vorhaben der Dämonen wusste, die Christenwelt ins Verderben zu stürzen.
    Er musste mit Margaret reden, um festzustellen, ob sie wusste, wo sich Wynkyn de Wordes Schatulle

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