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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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heran.
    »Es freut mich, zu sehen, dass mein einstiger Freund nicht ganz unter der kalten Fassade eines Geistlichen verschwunden ist«, flüsterte er. »Das hast du gut gemacht, Tom, und ich danke dir.«

Kapitel Sieben
     
    Das Fest der heiligen Felicitas
    Im einundfünfzigsten Jahr der Regentschaft Eduard III. (Dienstag, 23. November 1378)
     
    – I –
     
     
     
    Bolingbrokes Spionen zufolge hatten sich Philipp und Karl innerhalb einer Woche nach Thomas’ Abreise nach Chauvigny miteinander verbündet, um Paris wieder einzunehmen. Doch bislang wusste noch niemand, ob es ihnen auch tatsächlich gelungen war. Nun wollte Philipp, zwangsläufig im Geheimen, die Verhandlungen mit dem schwarzen Prinzen vorantreiben, um den Anwärter auf den französischen Thron zu bestimmen. Der schwarze Prinz musste inzwischen über Thomas sein Angebot erhalten haben, und Philipp wartete auf eine Antwort.
    Doch das war nicht einfach. Boten mussten zwischen Chauvigny und Philipp hin und her reisen, um einen Ort für das Zusammentreffen festzulegen, der sowohl Philipp als auch Eduard genehm war.
    Die Verhandlungen über den Treffpunkt waren schon schwierig genug, ganz zu schweigen davon, wer als Eskorte, Ratgeber und Zeugen mitgebracht werden durfte, welche Maßnahmen getroffen werden mussten, um Sicherheit und Geheimhaltung zu wahren und alle höfischen Feinheiten zu beachten. Welche alternativen Pläne ließen sich für den Fall eines Verrats entwerfen (oder wie Lancaster es ausdrückte, des beinahe sicheren Verrats von Philipps Seite)?
    Beinahe vier Wochen lang stritten und planten beide Seiten, bis selbst der schwarze Prinz die Geduld verlor, und man hörte ihn mehr als einmal murren, dass der französische Thron so viel Aufwand nicht wert sei. Wie dem auch sei, die vier Wochen bedeuteten, dass Eduard nun zumindest eine Möglichkeit verschlossen war: Der Winter stand zu kurz bevor, als dass er hätte allein vorrücken können. Die Verzögerung bedeutete, sich entweder mit Philipp zu verbünden und Karl niederzuschlagen… oder in Chauvigny zu überwintern und im Frühjahr den Feldzug wieder aufzunehmen und gegen eine vermutlich gestärkte französische Armee zu kämpfen.
    Am Ende stimmte der schwarze Prinz Philipps bevorzugtem Treffpunkt zu – einem verlassenen Steinbruch drei Meilen südlich der stark befestigten Stadt Châtellerault, die etwa zwanzig Meilen nördlich von Chauvigny lag. Philipp hatte den weiteren Weg, doch Châtellerault war nicht in englischer Hand, und im englischen Lager waren viele der Ansicht, dass der Steinbruch etwas zu nahe an der Stadt lag.
    Der Steinbruch war über eine Ebene, die sich beinahe eine Meile in jede Richtung erstreckte, leicht zugänglich – weder Philipp noch der schwarze Prinz konnten dort irgendwo Truppen verstecken, um den Gegner in einen Hinterhalt zu locken –, doch er lag nicht unter freiem Himmel, sondern bestand aus riesigen unterirdischen Kammern und Schächten wie viele französische Steinbrüche. Er besaß zwei Eingänge: einen im Norden, den Philipp benutzen würde, und einen im Südosten, den der schwarze Prinz nehmen würde. Die jeweiligen Schächte trafen etwa zweihundert Fuß unter der Erde in einer großen Gewölbekammer aufeinander. Als die Mine noch in Benutzung gewesen war, waren von diesem Ort unzählige Schächte abgezweigt, die zu denen führten, in denen das Gestein abgebaut wurde. Doch vor etwa zwanzig Jahren war der Boden der Kammer in eine riesige natürliche Höhle abgesackt, die darunter lag. Nun bestand der Boden nur noch aus einem großen, klaffenden Loch, das Hunderte Meter in die Erde hinabreichte. Eduard und Philipp würden einander über diesen gähnenden Abgrund hinweg anschreien müssen, doch zumindest würde er beiden ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.
    Schließlich einigte man sich auf ein Datum: das Fest der heiligen Felicitas. Darüber hinaus wurde man sich auch über die Begleiter einig. Der schwarze Prinz würde den Steinbruch nur mit einer symbolischen Gruppe von acht Gefolgsleuten betreten – sechs Soldaten, Hal Bolingbroke und Thomas –, er durfte jedoch eine größere Gruppe als Wache am Eingang zurücklassen. Dem schwarzen Prinzen war es nicht leichtgefallen, zu entscheiden, wer zu der kleinen Gruppe gehören sollte, die ihn in den Steinbruch begleiten sollte. Lancaster, Gloucester und Raby hatten alle mit dem schwarzen Prinzen gehen wollen und ebenso zahllose andere Adlige. Doch Eduard hatte sie nicht in Gefahr bringen wollen.

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