Tochter Des Krieges
schwarze Prinz war wohlbekannt: mutig, beeindruckend und gerecht. Er hätte einen vortrefflichen König abgegeben.
Aber über diesen Richard wusste man kaum etwas. Er war ein blasser junger Mann, den man hätte besser kennenlernen können, wenn sein Vater erst einmal auf dem Thron gesessen hätte.
Die Gesellschaft der Lancasters war nach der Hochzeit in Westminster geblieben, obwohl Katherine mit ihrem Gefolge am darauffolgenden Tag in den Savoy Palace zurückkehren würde.
Im Augenblick standen Thomas und Hal dicht beieinander in der Abgeschiedenheit und Wärme der Ställe in der Gasse hinter dem Palast von Westminster. Alle Reitknechte und Stallburschen hatten sich zur Ruhe begeben, und Bolingbroke und Thomas, die nicht sicher waren, ob die Dämonen auch die Gestalt von Pferden annehmen konnten, hatten eine leere Box in sicherer Entfernung von allen lebenden Wesen gewählt.
Sie sprachen mit leiser, aber drängender Stimme.
»Hal, dir ist sicher klar, dass weder der Tod des Königs noch der des schwarzen Prinzen natürlichen Ursprungs war! «
»Ja. Die Dämonen waren bei beiden zugegen.« Der Bote hatte von dem teuflischen Sturm und den Dämonen berichtet, die den Prinzen eingekreist und zu Tode gebracht hatten. Hal und Thomas zweifelten nicht einen Moment lang daran, dass die maskierten Mimen, die Eduard III. umringt hatten, ebenfalls Dämonen gewesen waren.
»Thomas… verdächtigst du immer noch meinen Vater?«
Thomas zögerte. »Nein«, sagte er schließlich. »Ich habe mich gefragt, ob er der neue Dämonenkönig werden würde… aber die Trauer über den Tod seines Vaters ist so aufrichtig, und in den Tagen seit Eduards unnatürlichem Tod hat er nur getan, was jeder sterbliche Mann tun würde, um seine Pflicht zu erfüllen. Wenn… wenn er der neue Dämonenkönig gewesen wäre, hätte er sich anders verhalten.«
»Er hätte die Macht an sich gerissen.«
»Ja.« Und wenn er das getan hätte, Hal hätte dich das zum Anwärter auf den Thron gemacht.
Immerhin hatten die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden Lancaster und Hal entlastet. Wären sie Dämonen gewesen und hätten im Dienste oder im Bann der Dämonen gestanden, hätten sie anders gehandelt.
Kein Dämon würde je eine solch umfassende Macht ausschlagen.
Nein, Lancaster und Hal hatten sich loyal und rechtschaffen verhalten.
Hal musterte Thomas’ Gesicht. »Du glaubst, Richard wird der Dämonenkönig sein, nicht wahr?«
Thomas nickte. »Es gab nur drei Menschen, denen der Tod sowohl Eduards als auch des schwarzen Prinzen nutzen könnte«, sagte Thomas. »Dein Vater, du und Richard. Weder du noch dein Vater haben aus ihrem Tod einen Vorteil gezogen…«
»Aber Richard kann seine Freude über diesen Glücksfall kaum verbergen.«
»Ja. Er hat nicht eine Träne vergossen, weder um seinen Großvater noch seinen Vater.«
Hal wandte sich ab, sein schönes Gesicht war finster, und er murmelte eine Verwünschung.
Dann drehte er sich wieder zu Thomas um. »Wir müssen das alles mit meinem Vater besprechen.«
Außer Richard und Bolingbroke hätte niemand Lancaster zu so später Stunde und in so schwierigen Zeiten aufsuchen dürfen… und sicherlich hätte niemand außer Bolingbroke Lancaster dazu bewegen können, ihn während seiner Hochzeitsnacht zu empfangen. Hal und Thomas standen abwartend in einem kleinen Gemach, das zu den Räumlichkeiten der Palastanlage gehörte, die Lancaster vor kurzem für sich als Wohnräume bestimmt hatte, und betrachteten Lancasters Rücken, während dieser aus dem Fenster blickte.
Er hatte Thomas und Hal schweigend und aufmerksam zugehört, hatte sich dann abgewandt und war nachdenklich zum Fenster gegangen.
Seine Hände, die er auf dem Rücken verschränkt hielt, zuckten plötzlich, und er drehte sich wieder zu ihnen um.
Sein Gesicht wirkte müde, grau und furchtbar alt. Für Lancaster hatten die letzten Tage nichts als Schrecken und Trauer bedeutet, abgesehen von den kurzen, schönen Augenblicken, als er Katherine geheiratet hatte.
»Ich weigere mich, das zu glauben«, sagte er.
»Vater«, sagte Hal und trat vor, »wer sonst könnte es sein? Der heilige Michael hat gesagt… «
»Es kümmert mich nicht, was der heilige Michael gesagt hat!«, erwiderte Lancaster. »Vielleicht habt ihr recht damit, dass es einen Dämonenkönig in unserer Mitte gibt, aber ich bin sicher, dass es nicht Richard ist! «
Er ging mit steifem Rücken zu einem Tisch hinüber, goss sich einen Pokal voll Wein ein und
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