Tochter Des Krieges
die Hand bequemer auf ihren Bauch legen konnte. Er spürte eine leichte Bewegung, fast wie ein Flattern, tief in Margarets Körper, und ohne nachzudenken legte er auch die andere Hand auf ihren Leib. »Was ist das?«
»Das Kind bewegt sich.«
Unwillkürlich musste Thomas an Alice denken. Sie war gestorben, bevor sich ihr Leib zu wölben begann. Er hatte dies nie zuvor gespürt, noch nie vor einer Frau gekniet, die ein Kind von ihm bekam, und seine Bewegung gespürt. Er tastete über ihren Bauch, spürte den Umrissen des Kindes nach, von einer Mischung aus Erstaunen und Furcht erfüllt.
Es war sein Kind, das konnte er nicht leugnen. Die Hexenkunst, die Margaret und ihn an jenem Nachmittag miteinander verbunden hatte, war stark gewesen und ebenso unleugbar wie das, was er jetzt unter seinen Händen spürte.
Sein Kind…
»Ein Mädchen«, sagte Margaret leise.
Er blickte zu ihrem Gesicht auf. »Und woher wisst Ihr das? Hexerei? Zauberei?«
Sie lächelte, doch ihr Lächeln wirkte traurig. »Eine Frau weiß das, Thomas. Das Kind ist ein Mädchen. Es muss so sein, denn es hat mir bisher nur wenig Unannehmlichkeiten bereitet.«
Wenn Margaret geglaubt hatte, Thomas mit dieser Bemerkung zum Lächeln zu bringen, hatte sie sich getäuscht.
Stattdessen senkte er erneut den Blick, aufgewühlter, als er ihr gegenüber zugeben wollte. Eine Tochter. Er erinnerte sich an den furchtbaren Traum in der Nacht, bevor er die Totenmesse für die Familie Lescolopier gesprochen hatte. Das kleine Mädchen, das er in seinen Armen gehalten hatte, um es vor dem Zorn des heiligen Michael zu beschützen.
»Es wird Zeit, dass sie in die Hölle kommt«, sagte der Erzengel und griff nach dem Kind … und dann stand Alice vor ihm und fragte ihn: » Warum hast du unser Kind sterben lassen ?«
»Wenn ich im Kindbett sterben sollte, Thomas«, sagte Margaret und angesichts der Furcht in ihrer Stimme – und der schrecklichen Übereinstimmung ihrer Worte mit seinen Gedanken – hob Thomas erneut den Kopf. »Wenn ich sterben sollte, werdet Ihr ihr an meiner statt einen Namen geben?«
»Margaret…«
»Nennt sie Rosalind, das klingt hübsch. Es ist der Name einer Frau, die einmal freundlich zu mir gewesen ist. Thomas, bitte, werdet Ihr das für mich tun?«
»Das werde ich, Margaret, aber, gütiger Himmel, fürchtet Euch doch nicht so sehr! Nicht jede Frau stirbt so wie Eleonore.« Seine Gedanken und ihre Furcht hatten ihn völlig durcheinandergebracht, und ebenso das Kind – sein Kind –, das er mit seinen Händen spürte, und als er weitersprach, hatte seine Stimme einen barschen Tonfall angenommen, den er in Wirklichkeit nicht empfand.
»Warum seid Ihr hier, Margaret? Was ist der wahre Zweck Eures Besuchs heute Nacht?«
»Ich wollte mich nach Raby erkundigen, denn ich mag ihn sehr… «
Ärger stieg in Thomas hoch, und etwas, das er mit Schrecken als Eifersucht erkannte. War sie hierhergekommen, um ihn eifersüchtig zu machen? Um ihren Leib und sein Kind vor ihm zur Schau zu stellen und dann doch nur von Raby zu sprechen?
Thomas’ Hände glitten von ihrem Bauch zu den Bändern an ihrem Hals und öffneten erst ihren Umhang und dann die Schnüre, die das Oberteil ihres Nachthemdes zusammenhielten.
Als er ihr den Umhang von den Schultern streifte, ihr das Nachthemd herunterzog und dabei ihre Brüste entblößte, holte Margaret tief Luft – ihre nackten Brüste, die sich direkt vor Thomas’ Augen befanden, entflammten sein Verlangen nur noch mehr.
War sie wirklich nur hierhergekommen, um sich nach seinem Onkel zu erkundigen?
»Was tut Ihr, Thomas?«
»Was habt Ihr erwartet, hm? Ihr kommt zu mir mit verführerisch gelöstem Haar und nur einem Hauch von Kleidern am Leib. Was habt Ihr Euch dabei gedacht, als Ihr meine Hände auf Euren Bauch gelegt habt?«
Seine Hände streichelten nun ihre Brüste, und er beugte sich vor und küsste sie.
Sie wich vor ihm zurück. »Thomas… fürchtet Ihr nicht, dass Ihr mich am Morgen noch mehr hassen werdet, weil ich Euch zur Sünde verführt habe? Ich fürchte mich davor, denn Ihr werdet mir bestimmt mit noch größerer Abscheu begegnen.«
Thomas dachte über ihre Frage nach, ließ währenddessen seine Hände hinter ihren Rücken gleiten, um sie zu sich heranzuziehen, und küsste sie immer leidenschaftlicher.
Sünde? Nein, das war es nicht. Dies war die Prüfung. Die Dämonen wollten, dass er sich so sehr der Lust hingab, dem Verlangen und der Begierde, dass er dieser Frau seine Seele schenken
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