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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinter ihnen schloss, trat John Wycliffe aus einer Nische heraus. Er lächelte und verschwand dann wieder im Dunkel.
     
     
    »Setzt Euch.« Thomas wies auf das schmale Bett, und Margaret tat wie ihr geheißen, nachdem sie sich flüchtig in der einfachen Kammer umgesehen hatte.
    Sie zog den Umhang noch fester um sich und sah mit bittendem Blick zu Thomas auf. »Was habt Ihr gehört… «
    »Warum seid Ihr nicht bei Lady Katherine?«
    »Die Ereignisse des vergangenen Tages haben ihr stark zugesetzt. Der Arzt ihres Gemahls… «
    Thomas bemerkte trocken, wie sie das Wort »Gemahl« betonte.
    »… hat ihr einen Schlaftrunk verabreicht. Sie braucht mich im Moment nicht. Aber, ach, Thomas, ich habe nur gehört, dass der schwarze Prinz und seine Streitmacht durch den teuflischen Sturm stark geschwächt wurden und dass der schwarze Prinz tot ist. Ich habe jedoch nichts über Raby in Erfahrung bringen können! «
    »Ich weiß nur wenig… aber Raby ist am Leben.«
    Margaret atmete erleichtert auf, und ihre Hände lösten sich von ihrem Umhang.
    »Er und ein Soldat kamen mit einem Pferd, das die Leiche des Prinzen trug, im Morgengrauen des Stephanstags nach Blaye, wo gerade ein Fischkutter in Richtung Dover ablegte. Nachdem er an der englischen Küste gelandet war, wurde unverzüglich ein Bote nach London geschickt.«
    »Und Raby? Wo ist er?«
    »Er wollte noch einen Tag länger in Dover bleiben. Er war sterbenskrank – nein, keine Sorge, inzwischen geht es ihm wieder gut, aber er muss sich ausruhen. In Kürze wird er mit der Leiche des Prinzen hier eintreffen. Lancaster hat Gloucester mit einer Eskorte auf den Weg geschickt, um ihn nach Hause zu geleiten.«
    Margaret nickte erleichtert und senkte den Blick auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen. »Und werdet auch Ihr bald aufbrechen, Tom?«
    Er fragte sich, warum sie überhaupt der Meinung war, er würde irgendwohin gehen. Was wusste sie? »Warum? Wollt Ihr mich aufhalten?«
    Sie hob ruckartig den Kopf, ihr Blick war wütend oder verletzt, Thomas konnte es nicht genau sagen.
    »Nein. Ich will Euch nicht aufhalten. Ich…«, sie senkte erneut den Blick, »ich bin eine Frau ohne einen einzigen Freund. Mein Liebhaber will nichts mehr von mir wissen, und der Vater meines Kindes fürchtet sich vor meiner ›teuflischen Hexerei‹.«
    Sie schürzte die Lippen.
    »Ihr solltet nicht hier bei mir sein«, sagte Thomas. »In den Gemächern der Herzogin könnte jemand Eure Abwesenheit bemerken.«
    »Ich sollte nicht hier sein? Warum nicht?«
    »Gütiger Himmel, Margaret. Keine Frau sollte mitten in der tiefsten Nacht das Gemach eines Mönchs betreten! «
    Sie hob den Kopf und lächelte. »Ich habe es nicht einfach ›betreten‹, Tom. Ihr habt mich hereingebeten. Außerdem glaube ich, dass Ihr inzwischen weniger Mönch als Mann seid, Tom Neville.«
    »Ich bin immer noch ein Mann Gottes.«
    »Das habe ich auch nicht bezweifelt. Ich glaube, dass Ihr Euch irgendwo auf Eurer Reise während der letzten Monate von der Kirche abgewandt habt, obwohl Ihr noch immer ein gottesfürchtiger Mann seid.«
    Thomas wollte ihr gerade widersprechen, als er erkannte, dass sie die Wahrheit sagte. Sein Pflichtgefühl gegenüber Gott hatte nicht nachgelassen – es war sogar stärker als jemals zuvor –, aber seine Verpflichtung der Kirche gegenüber? Er war in höchstem Maße verunsichert. Seit er England betreten hatte, hatte er kaum einen Gottesdienst besucht… und es war Matutin, und er hatte tief und fest geschlafen. Er hatte nicht einmal mit einem Geistlichen gesprochen. Stattdessen hatte er die Gesellschaft seiner alten Freunde und Bekannten gesucht: Lancaster, Hal, Hotspur. Natürlich war dies zum Teil den besonderen Umständen zuzuschreiben, aber er hatte sich auch nicht dagegen gewehrt.
    War er nun wieder eher Lord Thomas Neville als Bruder Thomas?
    Und welcher von beiden würde Gott und dem heiligen Michael besser dienen können?
    »Oh! «, sagte Margaret, und Thomas blickte zu ihr hinab.
    Sie hatte die Hände auf den Bauch gelegt – die Falten ihres Umhangs waren auseinandergefallen und enthüllten den weichen, dünnen Stoff ihres Nachthemdes – und sah Thomas mit ihren dunklen Augen ergriffen an.
    »Das Kind«, flüsterte sie, streckte die Hand aus und ergriff die seine.
    Er hätte die Hand fast zurückgezogen, doch dann ließ er zu, dass sie sie auf ihren Bauch hinabzog und sie sanft auf die Wölbung legte.
    »Spürt Ihr es?«, fragte sie.
    Thomas ging vor ihr in die Hocke, damit er

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