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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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es war.
    Er verneigte sich tief. »Edle Dame«, sagte er. »Hat er…«
    »Ja, John. Ich werde sicher einige Tage lang wund davon sein.«
    Aber er lächelte nicht über ihren schwachen Versuch, zu scherzen. Stattdessen nahm Wycliffes Gesicht einen unendlich traurigen Ausdruck an. Er streckte die Hand aus und strich ihr mit den Fingern über die Wange. »Edle Dame, verliebt Euch nicht in ihn.«
    Margaret lächelte zurück, ihre Miene war nun ebenso traurig wie Wycliffes. »Er ist kein Mann, in den man sich verliebt, John. Das würde er nicht zulassen.« Und mit diesen Worten verließ sie ihn.
     
     
    Edle Dame, verliebt Euch nicht in ihn. Die Worte hallten noch immer in Margarets Geist nach, als sie zu ihrem Bett zurückkehrte, das sie mit zwei von Katherines Damen teilte.
    Verliebt Euch nicht in ihn.
    Ach, aber dafür war es zu spät, nicht wahr? Viel zu spät. Zu spät für sie und für das Kind in ihrem Leib. Zu spät für ihr ganzes Volk.
    Als sie das Gemach erreicht hatte, war Margaret in Tränen aufgelöst, und sie musste einen Augenblick vor der Tür stehen bleiben und sich mit dem Handrücken über das Gesicht wischen. Als sie die Beherrschung wiedergewonnen hatte, trat sie ein, ging zu dem Bett hinüber und legte ihren Umhang über eine Truhe, ehe sie zu den beiden anderen Frauen ins Bett stieg.
    »Margaret«, sagte die eine. »Wo bist du gewesen?«
    Margaret antwortete nicht, sondern rollte sich auf die Seite, kehrte den Frauen den Rücken zu und schob die Hand unter die Wange.
    »Und du riechst nach einem Mann«, sagte die Frau. »Margaret«, wiederholte sie mit wesentlich mehr Bestimmtheit, »bei wem bist du gewesen?«
    Liebster Tom, vergib mir für das, was ich tun werde.
    »Bei Bruder Thomas«, sagte Margaret und hörte, wie beide Frauen nach Luft schnappten. Hatten sie wach gelegen und darauf gewartet, diese Frage zu stellen, ohne auch nur im Traum zu vermuten, dass sie darauf antworten würde? Vergib mir, dass ich dich hereingelegt habe, Tom. Vergib mir… vergib mir …
    »Ein Priester! «, sagte die Frau, und dann unterbrach sie die andere.
    »War er gut? Ich habe gehört, Priester seien die besten…«
    Darauf erwiderte Margaret nichts mehr und gab vor zu schlafen, während die anderen beiden aufgeregt miteinander tuschelten.
    War er gut?
    O ja, dachte Margaret und durchlebte noch einmal jeden Augenblick, den sie mit Thomas verbracht hatte. O ja, er war gut. Sie hatte ihm gesagt, dass sie glaube, er sei nun weniger Mönch als Mann, und nachdem er sie so niederschmetternd abgewiesen hatte – ich würde dich eher in die Hölle schicken, als mich in dich zu verlieben –, war der Mann in ihm zum Vorschein gekommen.
    Und in diesen Mann konnte man sich leicht verlieben.
    Sie war zusammengezuckt, als er diese kalten, harten Worte gesprochen hatte, nicht nur weil sie unfreundlich und hartherzig gewesen waren, sondern auch, weil Margaret nur zu gut wusste, dass er sie jederzeit in die Hölle schicken konnte, wenn er erst einmal de Wordes Schatulle gefunden hatte.
    Sie war zusammengezuckt, und sie wusste, dass er diese unwillkürliche, furchtsame Reaktion bemerkt hatte, denn danach war seine Berührung überaus sanft und zärtlich gewesen.
    Und nicht nur seine Hände. Während des Liebesaktes hatte er sie zu nichts gezwungen und nichts mit ihr getan, das sie nicht gewollt hätte. Er hatte auf sie und das Kind, das sie in sich trug, Rücksicht genommen, und das war mehr, als Margaret erwartet hatte.
    Danach, als er seine Lust gestillt hatte und ruhig neben ihr lag, hatte er sich zu ihr hinübergebeugt und geflüstert: Liebste Meg.
    Das war der wahre Thomas, wurde ihr bewusst, nicht die harte Schale, die er so gewissenhaft pflegte. Nicht der hasserfüllte Mann Gottes, den er für alle Welt herauskehrte.
    Sie erinnerte sich auch an den Ausdruck in seinem Gesicht, als sie seine Hände auf ihren Bauch gelegt hatte. Es hatte ihn zutiefst getroffen, als er in diesem Augenblick die Bewegung und die Gestalt seines Kindes gespürt hatte, und sie wunderte sich darüber. Hatte er noch andere Kinder? Ein oder zwei uneheliche Kinder aus seiner Jugend, um die er sich nicht kümmerte? Als er sein heranwachsendes Kind in ihr gespürt hatte, hatte ihn das durchaus berührt, obwohl Margaret wusste, dass er es ihr gegenüber niemals offen zugeben würde. Aus irgendeinem Grund hatte er Angst verspürt.
    Was war ihm widerfahren, dass die Vorstellung, dass eine Frau mit seinem Kind schwanger war, in ihm solche furchtsamen

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