Tochter Des Krieges
Februar angesetzt worden – sie war vermutlich sogar schon in der vorangegangenen Woche vollzogen worden, während Thomas, Margaret und ihre Eskorte über die Straßen des nördlichen Cambridgeshires ritten –, und Raby und sein zukünftiger Schwiegervater hatten Margaret und ihren schwellenden Leib aus den Augen haben wollen. Und zwar so schnell wie möglich.
Thomas hatte sich aus vielerlei Gründen nicht mit Margaret abgeben wollen, aber hauptsächlich deshalb, weil sie ihn aufhalten würde – Herr im Himmel! Sie war fast im siebten Monat – und weil der Umweg, den sie einschlagen mussten, um sie nach Saxbye zu bringen, Thomas’ eigene Reise um einige Tage verlängern würde.
Dennoch war er nun mit ihr geschlagen und musste diese Last ertragen, so gut es ging.
Überraschenderweise bereitete ihm Margaret kaum Schwierigkeiten. Im Gegensatz zu ihrem Ritt durch den Westen Frankreichs auf dem Weg zum Hafen von La Rochelle kam sie mit den vielen Stunden im Sattel gut zurecht. An den Abenden, wenn sie an einem Gasthaus Rast machten oder bei einem Vasallen Lancasters einkehrten, aß Margaret rasch und ging dann ins Bett, müde vom langen Reiten. Sie sprach kaum mit Thomas und wenn, dann nur über die Landschaft, durch die sie ritten, oder sie sagte ein paar höfliche Worte, wenn die Situation es verlangte. Sie versuchte nicht noch einmal, ihn zu verführen oder ihre Schwangerschaft zur Schau zu stellen.
Sie sprachen auch nicht über das Kind, obwohl Thomas feststellte, dass er ständig daran – an seine Tochter – denken musste.
Thomas hatte sogar den Eindruck, dass Margaret recht niedergeschlagen wirkte, und fragte sich, was zwischen ihr und Raby vorgefallen war. Aber vielleicht war dies auch die natürliche Gemütslage einer Frau, die bald gebären würde und sich mehr mit Gedanken an Schmerz und Tod auseinandersetzte als mit Verführung und Liebe.
In der Abenddämmerung des Valentinstages ritten sie durch das Dörfchen Saxbye. Bauersfrauen warfen ihnen aus Hauseingängen verstohlene Blicke zu, während ihre Männer von den Gespannen aufsahen, die sie gerade von den Pflügen abschirrten, um die Fremden genauer zu betrachten.
Eine Meile hinter Saxbye, an die Hänge der Gebirgsausläufer geschmiegt, die Lincolnshire von der Mündung des Humber trennten, befand sich Rivers Hall. Es war eher ein befestigtes Haus als eine Burg, das in der Nähe eines gefrorenen Teiches auf Wiesen stand, die im Frühling sicher sehr hübsch waren.
Die Tore zum Hof standen offen – in diesem Teil Englands rechnete niemand mit irgendwelchen Übergriffen –, und Thomas führte seine Reisegesellschaft direkt auf den Hof des Hauses, während das Hufgetrappel überraschte Diener aus Küche und Scheune hervorlockte.
»Nun, Margaret«, sagte er, als er von seinem Pferd absaß. »Jetzt bist du endlich wieder zu Hause.«
Sie blieb auf ihrem Pferd sitzen, ihr Gesicht, umrahmt von der Kapuze ihres scharlachroten Umhangs, wirkte besorgt.
Sie ließ den Blick über die Mauern des Hauses gleiten, die vor ihnen aufragten.
»Dies wird nie mein Zuhause sein«, sagte sie.
Der Ordensgeneral des Dominikanerordens in England, Vater Richard Thorseby, saß erschöpft vor dem Feuer in seinem Gemach. Er hatte den ganzen Tag lang Mitglieder seines Ordens, die in Oxford lehrten, geprüft und befragt, und es war eine ermüdende Angelegenheit gewesen.
Doch es gab noch etwas, um das er sich kümmern musste, ehe er sich endlich zur Ruhe begeben konnte.
Der Brief.
Er war an diesem Morgen eingetroffen, und Thorseby hatte ihn erst einmal beiseitegelegt. Aber Gott ließ sich nicht zum Narren halten, und er wusste nur zu gut, dass er ihn irgendwann doch lesen musste, um nachzusehen, was für Ketzereien er enthielt.
Thorseby griff nach ihm und drehte ihn nachdenklich in den Händen. Er musste nicht erst auf das Siegel schauen, um zu wissen, von wem er stammte: Er kannte diese unleserliche Handschrift so gut wie seine eigene.
Nun, was für Apostasien gab Meister Wycliffe diesmal wieder von sich?
Da sie beide an den Collegien von Oxford lehrten, kannte Thorseby Wycliffe gut.
Leider.
Wycliffe hatte schon vor Jahren Gott abgeschworen und versetzte nun unter Lancasters Schutz ganz London in Aufruhr, indem er immer neue grauenhafte Ideen verbreitete.
Wenn Lancaster nicht gewesen wäre… Thorseby seufzte und erbrach das Siegel.
Seine Augen überflogen den kurzen Brief, dann verfärbte sich sein Gesicht rot vor Zorn, und er sprang auf und rief nach
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