Tochter Des Krieges
sich um Ämter streiten und für die erste Krönung, die England seit über fünfzig Jahren erlebt hatte, raffinierte Ränke schmieden und Intrigen spinnen.
All dies würde einige Zeit dauern, und währenddessen konnte Thomas endlich nach Norden zum Konvent am Bramhamer Moor in Yorkshire reisen und dort, so Gott es wollte, Wynkyn de Wordes Schatulle finden und ihre Geheimnisse lüften. Thomas war dankbar für diese Monate, die stets zwischen dem Tod eines Monarchen und der Krönung seines Nachfolgers verstrichen, denn dies gab ihm genügend Zeit, um nach einem Beweis dafür zu suchen, dass Richard tatsächlich ein Dämonenkönig war.
Sein ganzer Instinkt, jeder der merkwürdigen, verschlagenen Blicke, mit denen Richard ihn bedacht hatte, jedes verfluchte Ereignis seit dem Tod Eduards und des schwarzen Prinzen, sagten Thomas, dass Richard der Dämonenkönig sein würde.
Doch das reichte nicht aus, um den einzigen Mann zu überzeugen, der Richard noch daran hindern konnte, den Thron zu besteigen: Lancaster. Der Herzog würde seine Loyalität gegenüber der Krone nicht leichtfertig aufgeben. Er hatte seinem Vater und seinem älteren Bruder versprochen, dass er für Richards Recht auf den Thron kämpfen würde, und er wollte von Bolingbrokes und Thomas’ Anschuldigungen nichts wissen.
»Ich brauche einen Beweis«, hatte er gesagt, und nun war Thomas endlich unterwegs, um ihm diesen Beweis zu beschaffen.
Unglücklicherweise durfte er nicht auf direktem Weg zum Bramhamer Moor reisen, und es war ihm auch nicht vergönnt, allein zu reiten, was er vorgezogen hätte.
Lancaster wollte Thomas nicht ohne eine Eskorte nach Norden reisen lassen, und so trabte er nun in Begleitung von fünf Soldaten über die winterlichen Straßen von Nordlincolnshire, die zu seinem großen Verdruss auch noch von Wat Tyler angeführt wurden.
Lancaster hatte darauf bestanden, dass Tyler mit ihm ritt. Der Mann war ein langjähriges Mitglied von Lancasters Gefolge, und der Herzog vertraute ihm bedingungslos. Außerdem kannten sich Thomas und Tyler seit vielen Jahren – Tyler hatte sogar an Thomas’ Seite gekämpft, als dieser noch ein Edelmann gewesen war –, und Lancaster sah keinen Grund, warum er nicht Thomas’ Eskorte anführen sollte.
Thomas konnte nichts dagegen unternehmen. Er vertraute Tyler nicht, aber er hatte auch nichts gegen ihn in der Hand.
Genauso wie Lancaster darauf bestanden hatte, dass Thomas mit einer Eskorte ritt, so bestand er auch darauf, dass er sein Ordensgewand ablegte. So reiste Thomas also nicht als Mönch, sondern als ein Ritter, der zu seinen Ländereien in Yorkshire zurückkehrte.
Der Ordensgeneral der Dominikaner in England, Vater Richard Thorseby, hatte herausgefunden, dass Thomas wieder im Lande war, und sein Einfluss war im Norden besonders stark. Wenn Thorseby erfuhr, dass Thomas sich im Norden aufhielt, hätte er keine Schwierigkeiten, einen Adligen zu finden, der den Mönch für ihn gefangen nahm. Der Norden war Thomas’ Heimat, konnte zugleich aber auch eine Falle für ihn sein.
Deshalb musste er in Verkleidung reiten. Er fühlte sich unwohl dabei, wieder die Kleidung eines Mannes zu tragen, den er hinter sich gelassen zu haben glaubte. Es erinnerte ihn an Margarets Worte: Ihr seid inzwischen weniger Mönch als Mann, Tom Neville.
Hier war er also, mit herausgewachsener Tonsur und einem drei Wochen alten Bart, der den unteren Teil seines Gesichts bedeckte. Am Körper trug er eine kostbare Tunika aus grünem Samt mit versilberten Knöpfen über einem dünnen Leinenhemd, schwarzen Gamaschen und Stiefeln, fein genarbte Lederhandschuhe mit Pelzbesatz und um die Schultern einen gefütterten Umhang von tiefblauer Farbe.
Obwohl es wärmer war, als in offenen Sandalen und dem Gewand eines Mönchs zu reiten, behagte es Thomas nicht, sich so wohl in diesen Kleidern zu fühlen.
Er stellte fest, dass er sein Gewand und die Sandalen nicht im Geringsten vermisste.
Doch was ihn an diesem Ritt noch mehr störte, war Margarets Anwesenheit.
Lancaster hatte darauf bestanden, da Thomas nun schon einmal mit einer ansehnlichen Eskorte nach Norden ritt, dass er auch gleich Lady Margaret Rivers zum Haus der Eltern ihres Gemahls geleiten konnte, das südlich von Saxbye im Norden Lincolnshires lag.
Dort konnte sie das »Kind ihres Gemahls« gebären. Lancaster hatte voller Ingrimm darauf bestanden, dass Margaret Thomas begleitete, und dieser glaubte auch den Grund dafür zu kennen.
Rabys Hochzeit war auf Mitte
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