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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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resolut in das gemeinschaftliche Speisezimmer schob,
gaben sich die anderen geschlagen und schlurften leise schimpfend von dannen.
    Ich beobachtete, wie Martin herbeigerufen und zur Befragung in ein
leeres Zimmer geführt wurde. Ein bisschen unschlüssig stand ich neben einer
Couch herum. Wahrscheinlich würde ich auch gleich vernommen. Schließlich hatte
ich die Leiche entdeckt. Da lohnte es sich wohl kaum, nach unten ins Lokal zu
gehen und nach meinem Vater zu sehen. Also setzte ich mich hin. »Sitzen kostet
genauso viel«, hat meine Oma immer behauptet.
    Die Leute von der Spurensicherung packten ihre Koffer zusammen.
Vermutlich würde auch bald die Leiche abtransportiert werden. Da musste ich
nicht unbedingt zusehen. Mein Bedarf an Leichenschau war eindeutig gedeckt.
Hoffentlich holte man mich bis dahin zur Befragung ab. Ja, die Tür ging auf,
Martin und der Mann im Knitterlook kamen heraus. An wen erinnerte er mich bloß?
Nun schaute er mich an und gab mir ein Zeichen. Aha, jetzt war ich wohl dran.
Ich stand auf und begab mich in Richtung Vernehmungszimmer. Da fiel mir
plötzlich ein, mit wem der Polizist eine Ähnlichkeit hatte. Mit Columbo!
Natürlich! Der knuffige amerikanische Fernseh-Kommissar meiner Kindheit, klar.
Wie von selbst musste ich schmunzeln – nein, das ging nicht. Ich biss mir auf
die Lippen. Es war pietätlos, einfältig zu grinsen, wenn man über seinen
Leichenfund befragt werden sollte. Martin hatte auch bereits tadelnd die
Augenbrauen zusammengezogen.
    »Ich gehe jetzt mal zu den anderen. Du kannst ja nachkommen.«
    Ich nickte.
    »Grüß Gott, Schneider«, stellte ich mich vor und gab dem
Columbo-Double die Hand. Das machte man wohl auch nicht, wie ich aus seiner
zögerlichen Reaktion schloss. Na, egal.
    »Kriminalkommissar Braun«, stellte er sich mit einer leichten
Verneigung des Kopfes vor, ließ mir den Vortritt und schloss die Tür. »Und das
ist Kriminalhauptkommissarin Langenscheidt.«
    Tatsächlich! Da war eine Frau. Welch positive Überraschung! An einem
kleinen, lackierten Holztisch saß eine jüngere Polizistin mit blondem, akkurat
fallendem Pagenschnitt. Jünger, na ja, wohl auch schon Anfang dreißig, aber
halt einige Jahre weniger als ich. Tadellos gekleidet in Chino und hellgrauer
Bluse. Sie notierte noch etwas auf ihrem Block, jetzt schaute sie auf und …
Mein Gott, hatte die grüne Augen! Smaragdgrün. Sie erhob sich und streckte mir,
im Gegensatz zu ihrem Kollegen, freiwillig ihre Hand entgegen. Ein fester
Händedruck, nicht unangenehm. Man sagt ja immer, dass sich Menschen innerhalb
von drei Sekunden taxieren und entscheiden, was sie vom anderen halten. Nun,
mir war die Hauptkommissarin sympathisch.
    Kommissar Braun setzte sich zu ihr an den Tisch, ich bekam den
dritten Stuhl angeboten. Meine Personalien wurden aufgenommen, meine Verbindung
zum Heim festgehalten. Dann musste ich schildern, wie ich Elvira gefunden
hatte. Keine leichte Aufgabe, aber ich stand es durch.
    »Nach dem jetzigen Kenntnisstand wissen wir nicht, ob
Fremdverschulden vorliegt. Das wird erst die Sectio der Frau Böhm ergeben.
Daher, Frau Schneider, vielen Dank für Ihre Hilfe. Wenn Ihnen noch etwas
einfallen sollte, hier meine Karte. Scheuen Sie sich nicht mich anzurufen.«
Kommissarin Langenscheidt sagte das sehr freundlich, und ich hatte den
Eindruck, es sei ernst gemeint.
    »Ja, danke, werde ich machen. Auf Wiedersehen.«
    Vor der Tür hielt ich kurz inne und sammelte mich. Nach einem Unfall
hatte das wirklich nicht ausgeschaut. Aber ein Mord im Heim? Konnte man
eigentlich kaum glauben. Vor allem: Wer hätte wegen Elvira solch emotionale
Flutwellen empfinden sollen, dass er sie tatsächlich umbrachte? Das war
außerhalb meiner Vorstellungskraft. Jetzt musste ich jedoch zum ursprünglichen
Plan zurückkehren und mit meinem Vater zu Mittag essen.
    Ich eilte wieder die Gänge entlang, in denen es nach diesem
typischen Gemisch von Desinfektionsmitteln, Inkontinenz und Essen mit Soße
roch. Schon als Kind hatte ich diesbezüglich unter meinem ausgezeichneten
Geruchsvermögen gelitten. Zwei meiner Großtanten hatten in ärmlichen
Verhältnissen im Altersheim gewohnt. Bei jedem Besuch hatte ich versucht, die
Luft anzuhalten oder andere Tricks und Kniffe ausprobiert, um nichts riechen zu
müssen. Meine Bemühungen waren stets erfolglos.
    Nun war ich älter, meine Nase vielleicht schon etwas abgestumpft und
diese Seniorenresidenz hielt viel auf Sauberkeit. Trotzdem nahm mein
Geruchssinn die Ausdünstungen

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