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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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brüllte er und stürzte im selben Augenblick über die Feuerspritze, die nicht an ihrem gewohnten Platz stand. Der Länge nach schlug er auf den lehmigen Boden, rollte sich, so schnell er konnte, auf den Rücken und stieß sich mit beiden Händen von der Erde ab, um wieder auf die Beine zu kommen. In dem Moment sah er den Kerl mit dem Hammer über sich.
    »Mensch, Grottkamp, bist du verrückt?«, schrie der ihn an. »Wie kannst du mir einen solchen Schreck einjagen?«
    »Theodor Verstegen? Was machst du denn hier?« Martin Grottkamp rang nach Luft.
    »Ich repariere deine verdammte Gefängnistür. Was denn sonst?«, schimpfte der Fuhrmann und Sargschreiner.
    Grottkamp rappelte sich auf und klopfte den lehmigen Staub aus seinem Uniformrock. »Hat Overberg dich beauftragt?«
    »Da du es nicht warst, wird er es wohl gewesen sein«, sagte Verstegen zornig.
    »Und warum sagt der Herr Gemeindevorsteher mir nichts davon?«, maulte Grottkamp.
    »Woher soll ich das wissen?« Allmählich wich der Schreck aus Verstegens Gliedern, und sein Ärger verflüchtigte sich. »Vielleicht wollte er es dir ja sagen. Ich jedenfalls habe es versucht. Aber ich hab nur von der Witwe Schlagedorn erfahren, dass du schon den ganzen Tag unterwegs warst. Da habe ich mir gedacht, dann repariere ich die Scheißtür eben ohne den Segen des Herrn Sergeanten. Wenn ich gewusst hätte, dass du ausgerechnet während der Stunde wieder auftauchst, in der ich hier arbeite, dann hätte ich natürlich ein Bajonett mitgenommen. Mann, du bist ja eine Furie.«
    »Was sollte ich denn denken, verdammt noch mal! Ich komme hier vorbei, weiß von nichts, und höre einen Lärm aus dem Pitterkasten, als wäre jemand damit beschäftigt, alles kurz und klein zu schlagen.«
    »Nun ja«, brummte der Sargschreiner, »das hätte auch schiefgehen können. Aber zum Glück ist ja nichts passiert.«
    »Woher hast du überhaupt den Schlüssel?«, wollte Grottkamp wissen.
    »Den hab ich wegen der Feuerspritze.«
    »Was heißt das?«
    »Drei von den Freiwilligen haben einen, damit immer einer mit dem Schlüssel zur Stelle ist, wenn die Spritze gebraucht wird.«
    »Was soll denn der Unsinn? Ich wohne doch kaum zehn Ruten von hier bei der Schlagedorn.«
    »Und wenn du mal nicht da bist? Was wäre zum Beispiel gewesen, wenn es heute Mittag gebrannt hätte?«
    »Na ja, aber wissen müsst ich’s wenigstens, dass noch andere Leute im Pitterkasten aus- und eingehen können«, sagte Grottkamp ärgerlich.
    »Für die Schlösser an den Zellentüren hat natürlich niemand einen Schlüssel. Aber dafür braucht man im Moment ja auch keinen.«
    »Wieso hat Overberg dich überhaupt beauftragt? Ich denke du schreinerst nur Särge.«
    »Ich bin dem Herrn Gemeindevorsteher in der Mittagszeit auf der Bahnhofstraße begegnet. Da hat er mich halt gefragt von wegen der Tür. Ich hab sie mir angeschaut und bin anschließend gleich zu ihm ins Bureau und hab ihm gesagt, das ist eine Kleinigkeit. Eine Bohle ausgetauscht, zwei neue Querriegel und daran die alten Beschläge und die Riegel wieder ordentlich fest gemacht, und die Tür ist wie neu, hab ich ihm gesagt. Und da hat er dann gemeint, ich sollte es machen, so schnell wie möglich.«
    »Und die hält dann wirklich, die reparierte Tür? Sie bricht auch nicht auseinander, wenn sich mal so ein richtig schwerer Junge dagegen wirft?«
    »Da kommt niemand raus, ohne dass du es willst, Herr Polizeisergeant. Kannst dich schon auf mich verlassen. Aus meinen Särgen ist bisher auch noch niemand wieder rausgekommen.«
    »Das überzeugt mich«, sagte Grottkamp grinsend. »Dann will ich mal wieder gehen. Oder brauchst du meine Hilfe?«
    »Nein, nein. Das kriege ich schon hin.« Verstegen winkte ab und wandte sich der am Boden liegenden Gefängnistür zu. »Herr des Himmels«, murmelte er, »hat der Mann mir einen Schreck eingejagt.«

    Grottkamp machte einen großen Bogen um die Feuerspritze und stand nach ein paar vorsichtigen Schritten blinzelnd unter der tief stehenden Sonne des Septembernachmittags.
    »Martin! Gut, dass ich dich treffe.«
    Grottkamp fuhr herum. Neben ihm stand Elisabeth Terfurth.
    »So ein Zufall«, sagte sie. »Ich komme gerade vom Friedhof.«
    Martin Grottkamp ahnte, dass sie sich nicht zufällig begegnet waren. Er hatte das Gefühl, dass Elisabeth ihn gesucht hatte.
    »Du hast mich im Pitterkasten sprechen gehört und auf mich gewartet, nicht wahr?«, fragte er geradeheraus.
    Sie nickte. »Wir müssen miteinander reden.«
    »Ich wüsste

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